Alle Ergebnisse TSG eSPORTS TSG IST BEWEGUNG TSG Radio
CAMPUS
03.11.2016

Bob Schoos: Vom Radsportler zum Athletiktrainer

Zum Anforderungsprofil eines Athletiktrainers gehört es, neben seiner fachlichen Kompetenz auch über eine körperliche Konstitution zu verfügen, die Muskelkraft und eine gewisse Sportlichkeit ausstrahlt. Bob Schoos bringt diese Voraussetzungen mit. Der Luxemburger macht seit Sommer 2014 die B-Junioren der TSG fit. Auf achtzehn99.de erzählt der 33-Jährige, wie er über Kaiserslautern, Fulham und Sydney nach Hoffenheim kam.

In Luxemburg ist zwar Fußball die Sportart Nummer eins, internationale Erfolge feierte das Großherzogtum allerdings eher im Radsport. Auch bei Bob Schoos, am 20. April 1983 in Luxemburg-Stadt geboren und im Vorort Kopstal aufgewachsen, dauerte es nicht lange, bis er für das Team „Le Guidon Bertrange“ seine ersten Rennen fuhr. Mit dabei war auch Bobs älterer Bruder Kim, der mit dem späteren Profi Fränk Schleck trainierte, dessen jüngerer Bruder Andy wiederum in 2010 als vierter Luxemburger die Tour de France gewann.

Der Radsport wurde Bob Schoos in die Wiege gelegt, sein Großonkel Willy Kemp (91) war Studenten-Weltmeister 1947 und gewann 1955 die vierte Etappe der Tour de France von Namur nach Metz. Kemp war im luxemburgischen Nationalteam wertvoller Helfer Charly Gauls, der als „Engel der Berge“ in die Radsport-Historie einging, in jenem Jahr Tour-Dritter wurde und sie 1958 sogar gewann.

Zwar begeisterte sich Schoos auch für andere Sportarten wie Aikido, Badminton, Basketball oder Tischtennis, verließ aber mit 15 das Elternhaus, um mit seinem Bruder nach Kaiserslautern in ein Radsport-Internat zu ziehen. Eine Sprachbarriere gab es nicht, da das Luxemburgische eine moselfränkische Variante des Deutschen ist, das als zweite Amtssprache neben Französisch ohnehin ab der ersten Klasse gelehrt wird.

Die Gebrüder Schoos fuhren unter anderem Straßenrennen für die Nationalmannschaft. „Doch als das Abitur näher rückte, nahm die Anzahl der Rennen ab“, erinnert sich Bob Schoos, der sich einem Verein in Queidersbach angeschlossen hatte, aber bald merkte: „Sich auf professionellem Niveau durchzusetzen, ist brutal schwer.“

Praktikum bei Fulham

Während die Schlecks Karriere machten, schlug Bob Schoos einen anderen Weg ein. „Weil ich schon immer an Sprachen interessiert war und Auslandserfahrung sammeln wollte, bin ich für acht Wochen in die USA gegangen, um in einem Schulferiencamp in Pennsylvania für Kinder als Schwimmlehrer zu arbeiten.“ Dort machte er eine Bekanntschaft, die seine spätere Berufswahl beeinflussen sollte: Schoos lernte einen Engländer kennen, der später beim Fulham FC als Videoanalyst arbeitete und ihm ein einmonatiges Praktikum bei den Londonern, die damals noch in der Premier League spielten, ermöglichte. „Ich habe damals in Heidelberg gewohnt und Sport studiert und die Semesterferien für dieses Praktikum genutzt.“ Es war die Amtszeit von Roy Hodgson, der kurz darauf bis zum vergangenen Sommer die englische Nationalmannschaft übernehmen sollte.

Zu Hause feilte Schoos, der nebenbei die Rugbyspieler des Heidelberger RK im athletischen Bereich trainierte, an seiner Physis, begann mit Krafttraining und erwarb an der Sportschule Ruit den Gewichtheberschein. Bei der Gelegenheit lernte er auch Nicklas Dietrich kennen. Der heutige Athletiktrainer der Nationalmannschaft holte Schoos im Sommer 2014 als Nachfolger für den zu RB Leipzig abgewanderten Kai Kraft nach Hoffenheim. „Als ich den Anruf bekam, war ich gerade in Sydney“, schmunzelt Schoos, der vor Ablauf des Stichtags, also vor Vollendung seines 30. Lebensjahrs, ein Working-Holiday-Visum für Australien beantragt hatte, um für den Australian-Rules-Football-Klub Sydney Swans zu arbeiten.

Fitnesszustand optimieren, Verletzungen minimieren

„Ich musste natürlich nicht lange überlegen“, sagt Schoos, der nun schon im dritten Jahr in der achtzehn99 AKADEMIE die U17- und U16-Talente über den Platz und durch den Kraftraum scheucht. Steigerung der Fitness ist das eine Thema, Verletzungsprävention das andere. „Wir wollen die Jungs in den bestmöglichen körperlichen Zustand bekommen und dazu beitragen, dass sie so viel wie möglich beschwerdefrei auf dem Platz stehen können“, beschreibt Schoos den Kern seiner Arbeit, zu der neben dem eigentlichen Training auch das Überwachen von Pulswerten und das Sammeln fitnessrelevanter Daten gehört.

„Unsere Talente zu trainieren und sie bei ihrer Entwicklung zu begleiten, macht großen Spaß, und auch wir Trainer entwickeln uns weiter. U17-Chefcoach Marcel Rapp und Athletik-Koordinator Stephan Kisling lassen mir viele Freiheiten, wir haben in der Akademie ein sehr gutes Arbeitsklima.“ Derzeit tüftelt Schoos mit anderen Trainern an einem Projekt zur Belastungssteuerung. „Wir wollen im Team versuchen, einige Abläufe weiter zu optimieren.“

Allerdings, räumt Schoos ein, sei Fußball ein „Sozial-Killer“. Da er zwei Mannschaften betreut, gibt es für ihn unter der Woche keinen trainingsfreien Tag, dazu die Spiele am Wochenende – da bleibt für den jungen Vater noch ein bisschen Zeit für die Familie, aber darüber hinaus nur für wenige Dinge. In den Sattel steigt er ohnehin nur noch selten.

Wenn Bob Schoos auf Heimatbesuch in Luxemburg ist, reicht es für die Verwandten. Die Freundschaften haben sich allerdings in all den Jahren verlaufen. „Ich lebe ja schon länger in Deutschland als in Luxemburg“, sagt der Wahl-Obrigheimer. Ab und zu laufen ihm die Brüder Schleck, die im Wohnort seiner Eltern sesshaft geworden sind, über den Weg. Für einen kurzen Plausch über die alten Zeiten reicht es noch.

Jetzt Downloaden!
Seite Drucken nach oben