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SPIELFELD
30.08.2016

Eugen Polanski: Kapitän mit klarer Kante

Mit 30 Jahren ist Eugen Polanski der älteste Feldspieler im Profi-Kader der TSG – und sogar älter als sein Trainer, der ihn im Sommer zum Spielführer ernannte. In seiner neuen Rolle sieht sich der Mittelfeldspieler vor allem neben dem Platz gefordert.

Eugen Polanski ist der unangefochtene Senior im Profi-Kader der TSG. Früher wurde es gern als "bestes Fußballer-Alter" bezeichnet, heute nimmt er in Hoffenheim die Rolle des Routiniers ein. Polanski hat die Rolle verinnerlicht: "30 ist ja kein hohes Alter im Fußball, aber heutzutage kommen vielmehr junge Spieler hoch als in meiner Anfangszeit. Die sind hervorragend ausgebildet, müssen aber natürlich noch viel lernen. Ich sehe mich da als Bindeglied und versuche, ihnen
zu helfen."

Polanski ist einer, von dem die Jungen wirklich lernen können, wie man sich im Profifußball behauptet, wie man Erfolg hat – und was es bedeutet, auf diesem Niveau dauerhaft Leistung zu bringen. Denn Eugen Polanski hat in seiner nun bereits elf Jahre währenden Profi-Karriere viel erlebt. Der neue Kapitän der TSG debütierte bereits als 19-Jähriger für Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga, nahm mit der deutschen U21 an der Europameisterschaft teil, duellierte sich in seiner Zeit beim spanischen Klub FC Getafe mit Real oder Barca und durfte eine weitere EM spielen – dieses Mal mit der polnischen Nationalmannschaft beim Heim-Turnier 2012.

In der Lehre bei Elber, Ziege und Helveg Polanski

Aber Polanski erinnert sich noch sehr genau an die Anfänge: "Als ich damals aus der Jugend zusammen mit Marcell Jansen als 18-Jähriger zu den Profis von Mönchengladbach gekommen bin, gab es sechs Spieler im Team, die älter als 30 waren. Da musste man sich erst einmal beweisen, bevor man viel geredet hat. Da hatte man viel mehr Respekt als heutzutage."

Polanski wurde durch die Zeit geformt – sportlich und charakterlich. So wie ihm einst Giovane Elber, Christian Ziege und Thomas Helveg in Mönchengladbach den Einstieg erleichterten und ihm Werte, Grundsätze und wertvolle Tipps vermittelten, will er nun für die nachrückende Generation Ansprechpartner und Ratgeber sein. Deshalb sieht er sich in seiner Rolle als Kapitän auch vor allem neben dem Spielfeld in der Pflicht. "Vor allem Ziege und Helveg haben mir gezeigt, was einen großen Charakter ausmacht. Ich möchte diese Tugenden vorleben und den jungen Spielern in ihrer Entwicklung helfen. Nur gut zu spielen reicht nicht, gewinnen zu wollen muss ein Grundsatz sein. Der Charakter ist für den Erfolg entscheidend."

Polanski vertritt klare Werte, lebt auf und neben dem Platz Demut und Bodenständigkeit vor. Tugenden, die er auch von seinen Mitspielern auch erwartet. "Hier ist niemand der große Star. Es darf auch niemand glauben, dass man als Fußballer etwas Besseres ist. Es gehört sich für jeden, Danke und Bitte zu sagen, das bringe ich meinen Kindern ja auch bei."

Polanski genießt zwar auch die Vorzüge des Profi-Lebens, hat aber nie den Blick für den Alltag anderer Menschen verloren. Demut vor dem Job und den Mitmenschen sind ihm wichtig. "Manche sehen von außen zwar vielleicht auch nicht, was Fußballer neben dem Training und den Spielen noch so alles leisten müssen und wie hart sie für den Fußball arbeiten. Aber auf der anderen Seite dürfen die Spieler auch niemals vergessen, dass es nicht normal ist, dass ihnen alles abgenommen wird. Wir genießen eine perfekte Pflege, bekommen die Trainingssachen gewaschen und die Bälle aufgepumpt. Da muss man den Menschen, die das alles ermöglichen, auch mal Dankbarkeit zeigen und wenn es sich ergibt, auch mal selbst anpacken und anderen helfen. Das ist für mich normal."

Lob von und für Nagelsmann

In Julian Nagelsmann hat er einen Trainer, der ebenso stark für klare Werte und gute Umgangsformen im Mannschaftssport eintritt. Die Zusammenarbeit mit dem 29-Jährigen und damit ein Jahr jüngeren Coach begeistert Polanski, der Nagelsmann einen "überragenden Trainer" nennt: "Er hat viele Facetten und ein Wahnsinnsrepertoire. Als Spieler kann man viel von ihm lernen, das ist für mich sehr wichtig. Die tägliche Zusammenarbeit mit ihm ist nochmal eine ganz neue Erfahrung."

Die Kommunikation zwischen Führungsspieler und Trainer funktioniert genauso gut wie zwischen Nagelsmann und den Talenten. Polanski schätzt den Charakter seines Trainers ebenso wie dessen Lockerheit abseits des Platzes und den lockeren Umgangston im zwischenmenschlichen Bereich. Dass daraus aber keine Rückschlüsse auf Nagelsmanns Arbeit als Trainer gezogen werden, ist allen Spielern klar. "Er setzt total auf Leistung und nimmt keine Rücksicht auf Namen. Er hat keine Scheu, Spieler draußen zu lassen. Da wissen alle Bescheid, und das sieht man auch bei jedem Training", sagt Polanski – der den Erfolgsdruck genießt. Dabei ist vor allem seine Position im zentralen Mittelfeld extrem umkämpft.

"Man sagt ja vor jeder Saison, dass der Konkurrenzkampf sehr groß sei. Bei uns stimmt es in diesem Jahr aber zu 100 Prozent, auf kaum einer Position ist jemand gesetzt, jeder gibt enorm Gas." In der zurückliegenden Saison merkte Polanski am eigenen Leib, dass Nagelsmann dem Erfolg alles unterordnet. Der Routinier pendelte zwischen Bank- und Stammplatz und erlebte viele Spiele des Abstiegskampfes vom Seitenrand. Frust oder Verbitterung kamen bei ihm aber nicht auf – im Gegenteil. Polanski zeigte jene Tugenden, die er auch von anderen erwartet: Er ordnete sich dem Teamerfolg unter, unterstützte seine Kollegen und hatte sogar Verständnis für die Entscheidung des Trainers. Selbstkritik statt Schuldzuweisung.

"Die Saison war nicht gut, auch nicht von mir. Ich hatte unter Huub Stevens wenig gespielt und war nicht in Form. Julian hat damals die richtigen Aufstellungen gewählt. So ist der Fußball manchmal. Dann muss man sein Ego hinten anstellen. Es ist immer entscheidend, dass die Mannschaft im Vordergrund steht und nicht der Einzelne."

Diese Denkweise zeichnet ihn aus. Und hat bei der Ernennung zum Kapitän eine Rolle gespielt. Nagelsmann schätzt seinen Vorzeige-Profi: "Völlig unabhängig davon, ob er immer spielt, ist er als Typ außerhalb des Platzes derjenige, der das größte Standing in der Mannschaft hat. Eugen weiß einfach, wie der Hase läuft. Dazu ist er ungemein professionell, kommt immer als Erster, geht oft als Letzter, lebt da viel, viel vor. Und er ist einer, der sich wehrt."

Polanskis Stellenwert bei Nagelsmann ist enorm – der Trainer baut nicht bloß auf dem Spielfeld auf ihn: "Mir ist das nicht so wichtig, ob der Kapitän immer spielt. Die Zeit, in der du nicht spielst, innerhalb der Woche, ist viel länger als die 90 Minuten am Wochenende; diese Zeit ist viel entscheidender, die Bedeutung des Kapitäns im Trainingsalltag viel größer als die Frage, wer da am Ende die Platzwahl macht."

Polanski lebt den Teamgedanken vor, sein Auftreten will er als Kapitän deshalb nicht ändern: "Ich bilde mir da nichts drauf ein oder hänge nun Dinge an die große Glocke. Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe und ein Vertrauensbeweis des Trainers, über den ich mich sehr freue. Ich möchte sie bestmöglich ausfüllen, meiner Mannschaft ein guter Kapitän sein und dazu beitragen, dass wir erfolgreich Fußball spielen."

Zum Spielerprofil von Eugen Polanski >>

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