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AKADEMIE
06.04.2016

Kruse & Klein – die letzten Bastionen

Sie gelten mitunter als Sonderlinge, manche sagen gar, sie hätten einen Knall – die Torhüter. Auch U19-Keeper Paul Kruse und U15-Schlussmann Daniel Klein wissen um die Besonderheit ihrer Position. Ein Gespräch über Körpersprache, Kindheitsidole und die Angst vorm Versagen.

Sie sind die letzte Bastion ihrer Teams. Wenn die Verteidigung keinen Zugriff mehr bekommt und der Gegner abschließen kann, hängt alles am Torhüter – alle Hoffnung, aber auch alle Sorgen. Daniel Klein und Paul Kruse wissen das. Der aktuelle U15- und der U19-Torhüter stehen seit Kindesbeinen zwischen den Pfosten. „Natürlich ist es eine spezielle Position, die sich vom Rest der Mannschaft abgrenzt. Wir Torhüter haben eine besondere Verantwortung und müssen immer zu 150 Prozent den Überblick behalten“, sagt Kruse, der vor jeder Partie bestimmte Szenen im Kopf durchgeht. „Während des Spiels bin ich dann aber im Tunnel. Da denke ich nicht an Fehler, sondern nur von Situation zu Situation.“

Sein zwei Jahre jüngerer Torwartkollege nickt. Auch er kennt das Gefühl der leichten Unruhe vor dem Anpfiff. „Da bin ich manchmal schon ein bisschen nervös, aber im Spiel selbst bleibe ich dann ganz ruhig“, sagt Klein. Im Alter von sieben Jahren fängt er zunächst als Feldspieler bei seinem Heimatverein VfB St. Leon mit dem Fußballspielen an, aufgrund seiner Größe wechselt er aber schnell zwischen die Pfosten. Nach der Zwischenstation FC-Astoria Walldorf kommt Klein in der U14 schließlich zur TSG.

Knieprobleme machten Kruse zu schaffen

Bereits seit der U12 spielt Kruse in Hoffenheim, wo er seitdem Höhen und Tiefen erlebt hat. Sein Talent wird früh erkannt: In der U15 und der U16 erhält er Einladungen des DFB, in der U16 bestreitet er gegen Belgien auch sein erstes Länderspiel. Probleme bereitet ihm allerdings immer wieder das Knie. Mehrere Male springt dem Torhüter die Kniescheibe heraus. Eine Operation steht zur Diskussion, doch Kruse entscheidet sich für einen anderen Weg.

Er begibt sich acht Wochen lang in die Behandlung eines Physiotherapeuten in Braunschweig, der mit ihm spezielle Stabilisationsübungen macht. Wochenende für Wochenende setzt sich der damals 15-Jährige in den Zug, um nach Niedersachsen und zurück zu fahren. Keine einfache Zeit, doch seine Familie und Freunde machen ihm immer wieder Mut. „Außerdem war ich fest davon überzeugt, dass es was bringt“, sagt Kruse. Er sollte recht behalten. Seit der Behandlung ist das Knie stabil.

"Das Torwartspiel ist sehr komplex"

Nun arbeitet Kruse Tag für Tag gemeinsam mit seinem Torwarttrainer Steffen Krebs daran, ein kompletter Keeper zu werden. „Das Torwartspiel ist sehr komplex. Man muss jeden Gegner gut kennen, um gewisse Situationen vorauszusehen. Und vor allem muss man stets das komplette Spielfeld im Auge behalten.“ Die Raumverteidigung und die Präsenz auf dem Spielfeld sieht der 17-Jährige als seine größten Stärken. Um sich Respekt zu verschaffen, wird er auf dem Platz auch schon mal lauter. „Das darf ich aber natürlich nicht übertreiben.“

Daniel Klein ist keiner, der während des Spiels herumschreit. „Ich bin schon eher der ruhige Typ, aber natürlich müssen die Stürmer trotzdem Respekt vor mir haben. Die Körpersprache muss also schon da sein.“ Worauf es beim komplexen Torwartspiel ankommt, vermittelt U15-Torwarttrainer Dennis Neudahm seinem Schützling. „Dennis achtet auf sehr viele Details. Das hilft mir“, sagt Klein.

Klein bei U15-Nationalmannschaft

Die beiden Keeper sind dankbar für die Bedingungen, die sie im Hoffenheimer Nachwuchsbereich als Torhüter vorfinden. „Ich spiele seit der U12 bei der TSG und bin sehr glücklich hier, weil ich glaube, dass sich die Torwart-Ausbildung im Vergleich zu anderen Vereinen deutlich abhebt“, sagt Kruse.

Klein erhielt außerdem zuletzt bei den DFB-Lehrgängen immer wieder neue Reize. Erst vor kurzem hat er bei einem Lehrgang für die Auswahltorhüter von der U15 bis zur U20 teilgenommen und größtenteils positives Feedback erhalten. „Die Trainer dort haben mir gesagt, dass ich schnell mit den Händen bin, aber noch zu oft die Fußabwehr benutze.“

Halbfinalspiel als großer Anreiz

Die Ziele klingen bei Klein und Kruse gleich. Für diese Saison wollen sie mit ihren Teams die Meisterschaft einfahren – Klein die Süddeutsche C-Jugend-Meisterschaft, Kruse die der A-Junioren und nach Möglichkeit auch noch den Deutschen Meistertitel. Beim Halbfinalspiel der U19 in der vergangenen Saison war der damalige U17-Torwart im Dietmar-Hopp-Stadion dabei. „Als die Fans ihre Choreo gemacht haben, hatte ich Gänsehaut. So etwas selber zu erleben, ist auf jeden Fall ein großer Anreiz.“

Bei fünf Torhütern im Kader und als jüngerer Jahrgang hat es Kruse in dieser Saison jedoch schwer, zu Einsätzen zu kommen. Erst zwei Mal lief er für die U19 auf. „Mir war klar, dass es in dieser Saison schwierig werden würde.“ Hinzu kommt der Schulstress, da der 17-Jährige seit heute am Mönchsee-Gymnasium in Heilbronn seine Abiturprüfungen ablegt. „Darunter hat dann natürlich auch mal die Trainingsleistung gelitten“, gibt der Torhüter zu.

„Immer fokussiert bleiben“

Auf lange Sicht wollen die beiden Nachwuchstorhüter aber ihren großen Vorbildern nacheifern und den Schritt zum Profifußball schaffen. Klein bewundert den Spanier Iker Casillas und dessen Ausstrahlung. Kruses Vorbild war schon immer Jens Lehmann. Als der Ex-Nationaltorwart das letzte seiner 394 Bundesligaspiele mit dem VfB Stuttgart in der Sinsheimer WIRSOL Rhein-Neckar-Arena bestritt, war Kruse Balljunge und nahm nach dem Spiel seinen ganzen Mut zusammen, um Lehmann nach dessen Trikot zu fragen. Er bekam es.

Irgendwann möchte Kruse selbst in der Bundesliga zwischen den Pfosten stehen. Dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, weiß er genauso wie Daniel Klein. Und was ist mit dem vielzitierten Knall? „Natürlich musst du irgendwie einen Knall haben, wenn du dir aus zwei Metern die Bälle an den Knopf schießen lässt“, sagt Kruse. „Aber vor allem muss man als Torhüter immer fokussiert bleiben.“

 

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