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MÄNNER
02.03.2014

Alexander Rosen: "Unser Weg ist sichtbar"

Seit vergangem April ist Alexander Rosen für die sportliche Leitung bei 1899 verantwortlich. Im ausführlichen Interview spricht der Direktor Profifußball über die aktuelle Situation der TSG, den Weg des Klubs, das Setzen auf die eigene Jugend, sein Verhältnis zu Markus Gisdol und vieles mehr...

Alexander, nach zuletzt acht Punkten aus vier Spielen hat sich das Team in der Tabelle Luft verschafft. Hast auch du nach den letzten Erfolgen erst mal durchatmen können?

Alexander Rosen: Natürlich habe ich mich gefreut, denn die Mannschaft hat sich für ihre konzentrierte Arbeit und den hohen Aufwand belohnt und so den schwachen Auftakt in Nürnberg korrigiert. Nicht nur die überzeugenden Siege zuhause gegen Hamburg und Stuttgart sind dabei bemerkenswert, sondern auch die Tatsache, dass wir in Freiburg und Gladbach jeweils nach Rückständen noch zurückgekommen sind. Aber viel Zeit durchzuatmen bleibt nicht und wir tun gut daran auch weiterhin sehr fokussiert zu bleiben, denn in der unteren Tabellenhälfte sind alle Mannschaften eng beisammen.

Seit der Übernahme der sportlichen Verantwortung durch dich und Markus Gisdol geht die TSG einen neuen, alten Weg. Aus aktueller Sicht: Wie weit seid Ihr auf diesem Weg vorangekommen?

Rosen: Wir wollten wieder ein ganz bestimmtes Gesicht zeigen. Wir wollten uns wieder definieren über die Art unseres Spiels, unseres Auftretens und auch über die Integration junger Spieler aus der Akademie. Und nicht über markige Sprüche oder unrealistische Zielsetzungen. Ich habe das Gefühl, dass unser Weg überall sichtbar ist und von allen angenommen und mitgegangen wird.

Niklas Süle und Kai Herdling verkörpern gewissermaßen einen Teil der von Dir beschriebenen Philosophie. Zwei Spieler, die mit völlig unterschiedlichen Lebensläufen zu wichtigen Bestandteilen des Kaders geworden sind…

Rosen: Niklas wurde seit der U15 in der achtzehn99 Akademie ausgebildet und ich begleite ihn nun schon seit vier Jahren. Er hat sich in den vergangenen acht Monaten toll entwickelt und strahlt für seine 18 Jahre bereits eine beeindruckende Abgeklärtheit aus. Kai ist ein Beispiel dafür, dass es gar nicht vorrangig um das Alter der Spieler geht. Es geht vielmehr darum, ob ein Spieler diesen von uns gezeichneten, anspruchsvollen Weg mitgehen will und kann. Zum Leistungsvermögen kommt dabei auch die Leistungsbereitschaft. Kai bringt beides mit, dazu kann er den jungen Spielern mit seiner Erfahrung weiterhelfen. Das macht ihn zu einem wertvollen Spieler für uns.


Wenn man Alexander Rosen und Markus Gisdol zusammen erlebt, wirkt das sehr vertraut und so, als seid ihr Euch in vielen Dingen schnell einig. Gibt es überhaupt Themen, bei denen ihr unterschiedlicher Ansicht seid?

Rosen: (lacht) Ja, aber die haben dann nichts mit Fußball zu tun. Ernsthaft: Wenn es um die Einstellung zum Fußball geht, sind wir tatsächlich auf einer Wellenlänge. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass wir immer bei allem einer Meinung sind. Wir reiben uns auch einmal, das muss auch so sein, um zum bestmöglichen Ergebnis zu kommen. Denn wenn Entscheidungen getroffen werden, müssen wir am Ende schon beide davon überzeugt sein. Wir haben eine sehr ähnliche Idee des Spiels und davon, wohin wir mit unserer Mannschaft kommen wollen. Ich kann mir deshalb für die TSG keinen besseren Trainer vorstellen als Markus Gisdol.


Es war in der Hinrunde regelmäßig von mangelnder Stabilität und Balance die Rede. Zuletzt scheint sich in dieser Hinsicht einiges getan zu haben. Ist die aktuelle Serie eine Momentaufnahme oder ist sie bereits ein Ausweis der Weiterentwicklung?

Rosen: Es ist klar erkennbar, dass sich die Mannschaft im Lauf der Saison deutlich weiterentwickelt hat. In der Wintervorbereitung haben wir uns akribisch mit den genannten Themen beschäftigt. Diese Arbeit trägt Früchte, wenn man die jüngsten Resultate und deren Zustandekommen betrachtet. Aber wir werden nicht so vermessen sein zu glauben, dass nun alles von alleine läuft.

Der Kader weist neben dem von Eintracht Braunschweig die wenigste Bundesligaerfahrung auf. War auch das ein Grund für die zwar spektakulären, aber leider nicht immer erfolgreichen Auftritte in der Hinrunde?

Rosen: Wir haben eine junge Mannschaft, die im Schnitt viel weniger Erfahrung auf diesem Niveau hat als das bei anderen Teams der Fall ist – das ist ein Fakt. Entscheidend für die Weiterentwicklung des Einzelnen und damit auch der Gruppe ist die absolute Bereitschaft zu lernen und vor allem die Fähigkeit, dies dann auch umzusetzen und auf den Platz zu bringen.


Zwei Profis, Roberto Firmino und Kevin Volland, werden aufgrund ihrer herausragenden Leistungen immer wieder mit anderen Vereinen in Zusammenhang gebracht. Kannst Du die TSG-Fans beruhigen?

Rosen: Beruhigen kann ich sie insofern, als beide noch Verträge bei uns haben – Roberto bis 2015, Kevin sogar bis 2017. Es gibt deshalb zurzeit überhaupt keinen Anlass, unruhig zu sein. Natürlich kann es sein, dass irgendwann Spieler von uns für andere Vereine interessant werden. So ist das Geschäft und das lässt sich auch nicht verhindern. Das spricht gleichzeitig für die Arbeit, die hier geleistet wird. Kevin und Roberto fühlen sich sehr wohl bei uns – und man sollte nicht vergessen, dass ihre Leistungen nur zustande kommen können, weil die gesamte Mannschaft gut harmoniert, wovon immer auch der Einzelne profitiert.

Wenn man die letzten Erfolge betrachtet, dann fällt auf, dass über den Kraichgau hinaus nur wenig über die sehenswerten Leistungen der TSG berichtet wird. Vielmehr standen zuletzt meistens die Krisen der Hoffenheimer Gegner im Vordergrund…

Rosen: Das ist uns auch aufgefallen. Es ist schade, dass heutzutage überwiegend Bayern München oder Borussia Dortmund national in den Medien existieren. Oder eben Vereine, denen das Wasser bis zum Hals steht. Dazwischen ist nicht viel. Nach unserem Sieg gegen den VfB war am nächsten Tag exakt ein Medienvertreter bei unserem Training. In Stuttgart waren es mehr als ein Dutzend. Das ist eine Entwicklung, die nachdenklich macht. Die Liga wir offenbar nur noch in Extremen wahrgenommen.

In Mönchengladbach gab es zuletzt Ärger im Hoffenheimer Fanblock. Die Polizei schritt ein und gegen sechs TSG-Fans wurde Anzeige erstattet. Hast Du davon etwas mitbekommen und wie geht der Verein damit um?

Rosen: Ich saß auf der Tribüne schräg gegenüber und habe das registriert. Es war nicht zu übersehen, dass im TSG-Block etwas vor sich ging. Dass sich da offenbar einige daneben benommen haben, ist bedauerlich. Grundsätzlich aber sind wir sehr dankbar für die großartige Unterstützung unserer Fans, die sich bislang meiner Kenntnis nach in allen Stadien der Republik immer tadellos verhalten haben. Ich wünsche mir, dass das auch so bleibt.

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