Was essen eigentlich die Hoffenheimer Profis?
"Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten", sagt die Ernährungswissenschaftlerin, "Ernährung ist eine sehr individuelle Sache, für die sportliche Leistungsfähigkeit ist oft das Timing entscheidend". Jeder Sportler müsse anders beraten werden. Dickau führt bei den TSG-Profis eine Ernährungsanamnese durch – das heißt, sie erfragt, was ein Spieler zu sich nimmt, ob er sich damit gut fühlt, sie checkt ob genug Speisen und Getränke dabei sind, die aus ihrer Sicht leistungsfördernd sind, ob Probleme bei der Ernährung oder gar Unverträglichkeiten in Bezug auf bestimmte Nahrungsmittel vorhanden sind.
"Ich muss den Spieler dort abholen, wo er herkommt", erklärt sie. Die meisten Profis sind zwischen 18 und 30 Jahre alt – da liege schon auch mal eine besondere Vorliebe für Fast Food vor. Bei Nachwuchsspielern ist das oft noch ausgeprägter. "Einmal in der Woche Fast Food ist okay. Dann aber richtig und nicht unmittelbar vor und nach dem Training", so Dickau.
Das ist eine der Regeln, die für alle Fußballer gilt: Drei Stunden vor Spiel oder Training die letzte leicht verdauliche Mahlzeit (z. B. Pasta mit fettarmer Soße, Kartoffelpüree und naturgebratenes Putenschnitzel), eine Stunde davor ein Snack (z. B. 1 Banane) und genügend Flüssigkeit. Nach der Belastung ausreichend Kohlenhydrate und Eiweiß – hier eignen sich speziell zusammengesetzte Sportgetränke. So werden die Energiespeicher schnell wieder aufgefüllt und die Regeneration wird beschleunigt. Eine Bratwurst mit Pommes Frites nach der Belastung würde die Regenerationsphase zirka um das Dreifache verlängern. Bei zwei Trainingseinheiten am Tag – meist um 10.00 und 15.30 Uhr – würde kein Profi in der zweiten Einheit vernünftig arbeiten können.
Kulinarische Langeweile? Von wegen!
Sie bespricht auch in der Vorbereitung jedes Auswärtsspiels und eines Trainingslagers mit dem Küchenleiter der Hotels. Grundsätzlich gilt, dass jeder Profi sollte als Grundbedarf etwa 2600 Kalorien pro Tag zu sich nehmen soll. Je nach Körperbau und Muskelmasse kann diese Menge aber bis 3800 Kalorien steigen. Mindestens drei Liter gute Durstlöscher sind ebenso ein Muss – mineralstoffreiches Mineralwasser, Saftschorlen und Sportgetränke.
Ist die Ernährung der Profi-Fußballer deshalb eintönig? „Mitnichten“, sagt Kirsten Dickau. In der Tat, wer einen Blick auf den Basisplan für die Hoffenheim-Profis wirft, stellt fest, dass viel Abwechslung möglich ist. (Vollkorn-)Brot, Müsli, Nudeln, Reis oder Kartoffeln, Gemüse, Obst, Käse, Joghurt, Fisch, mageres Fleisch, Wurst, Nüsse und in Maßen Süßigkeiten oder Limonaden – Sportler müssen nicht leben wie Mönche. Aber Nürnberger Bratwürste gibt es eben nur ganz selten und wenn, dann nur am freien Tag.