Russell Canouse und Zachary Pfeffer: Zwei Amerikaner in Hoffenheim
Kürzlich erhielten die beiden US-Boys Besuch von einem in Heidelberg lebenden Journalisten, der sie für das Magazin „American Soccer Now“ porträtierte und nach dem „Abenteuer Germany“ befragte. Der Medienmann staunte nicht schlecht darüber, wie gut Russell Canouse – im Gegensatz zu ihm – bereits die deutsche Sprache beherrscht.
„Am Anfang war es natürlich nicht leicht“, erinnert sich Canouse an seine ersten Tage in Hoffenheim. „Aber die Jungs haben mich super aufgenommen, die Mitarbeiter sich rührend um mich gekümmert und es mir leicht gemacht.“ Canouse besucht die Heidelberg International School und pendelt täglich mit dem Zug. Die Zeiten betet er auswendig herunter: 7:18 Uhr Abfahrt Bahnhof Hoffenheim, 8:30 Uhr bis 15:15 Uhr Schule, 16:15 Uhr Ankunft in Hoffenheim… „Dann ruhe ich mich eine Stunde aus, Hausaufgaben, Training“, so der 17-Jährige, der in der vergangenen Saison U17-Kapitän war und aufgrund seiner gereiften Persönlichkeit viele Sympathien genießt. „Die nächsten vier Monate bis zum Abschluss werden sehr hektisch für mich. Danach will ich natürlich versuchen, Profi zu werden, aber ein guter Schulabschluss ist mir absolut wichtig.“
Selbstvertrauen durch Sprache
Für Zachary Pfeffer ist Russells Anwesenheit Gold wert. Der 18-jährige Angreifer, der schon auf MLS-Einsätze für Philadelphia Union zurückblicken kann und zunächst einmal auf Leihbasis bis zum Saisonende in Hoffenheim spielen wird, war zwar schon ein paar Mal zum Probetraining im Kraichgau, doch erst seit Anfang Januar ist das Internat der achtzehn99 AKADEMIE seine feste Heimat. Klar, ein bisschen Heimweh ist normal, aber im Skype-Zeitalter auch erträglicher als früher. Und Canouse hilft ihm bei der schnellen Integration und beim Erlernen der Sprache. „Sprache ist wichtig“, weiß Pfeffer. „Umso besser Du sie sprichst, desto mehr Selbstvertrauen hast Du auf dem Platz. Und Selbstvertrauen ist im Fußball das A und O.“ Im Training funktioniere das schon sehr gut, aber in der Freizeit hat „Zach“ noch Schwierigkeiten, den coolen Sprüchen seiner Mitspieler zu folgen.
Stichwort Freizeit: Als der Journalist auf die „Opfer“ zu sprechen kommt, die man in einem Fußball-Internat aufbringen müsse, entgegnet Canouse: „Das gehört einfach dazu, wenn man Profi werden will. Aber ich möchte mich auch gar nicht beschweren. Wir gehen wie andere Jugendliche auch ins Kino oder in Clubs.“ Die größten Unterschiede zwischen Fußball in den USA und in Deutschland? „Das Tempo ist hier höher und die Jungs sind technisch besser ausgebildet“, sagt Pfeffer, der kubanische Wurzeln hat und dessen Zwillingsbruder Jared ebenfalls erfolgreich Fußball spielt. „Auch wenn das Niveau in den USA ständig besser wird, der Druck in Deutschland ist größer und die Wettbewerbsmentalität ausgeprägter.“ Canouse, der schon etwas länger in Hoffenheim lebt, ergänzt: „Die Menschen leben hier für diesen Sport. Wenn Du den Fernseher anmachst, läuft Fußball. Das ist in den Staaten anders.“
Die Ziele der beiden US-Boys sind selbstverständlich nahezu identisch. „Ich will in Europa Profi-Fußball spielen“, sagt Pfeffer, der neben Leo Messi auch Marco Reus als sein Vorbild bezeichnet. Canouse steht eher auf Spielertypen wie Steven Gerrard oder Paul Scholes. „Ich liebe seine harten Tacklings.“ Was seine Ziele angeht, denkt er etwas kurzfristiger: „Ich möchte in der Rückrunde mit der U19 Stammspieler werden und im kommenden Jahr vielleicht schon ein bisschen bei der U23 reinschnuppern. Dafür werde ich jeden Tag nutzen. Auf lange Sicht will ich es hier in die erste Mannschaft schaffen und eine gute Karriere in Europa haben. Sollte es soweit kommen, würde ich sie gerne in der MLS beenden.“
