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ALLGEMEIN
29.02.2012

Lutz Pfannenstiel im Interview

Lutz Pfannenstiel hat sich dem Klimaschutz verschrieben. Hierbei greift er schon mal zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Während der Biathlon-WM in Ruhpolding begrüßt der „Weltenbummler“ zahlreiche Talkgäste in einem Iglu, um die Öffentlichkeit für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren und Spendengelder für soziale Projekte zu sammeln. achtzehn99.de hat mit dem 38-Jährigen noch vor seinem Einzug gesprochen.

Herr Pfannenstiel, während der Biathlon-WM in Ruhpolding werden Sie einige Tage vor Ort sein. Erzählen Sie uns bitte, was genau hinter Ihrem Besuch steckt.

Von der Biathlon-WM werde ich nicht viel mitbekommen. Ich werde fünf Tage lang in einem Iglu hausen nur mit einem Tisch, ein paar Stühlen und einem Feldbett ausgerüstet sein – und mit einem Laptop mit Internetverbindung, damit die User Fragen an meine Gäste stellen und sich mit mir austauschen können. Es wird vorrangig um Themen den Umweltschutz und Klimawandel betreffend gehen. Wir wollen die Menschen mit Hilfe der Plattform Sport auf die Gefahren aufmerksam machen und sie sensibilisieren.

Wo wird der Talk zu sehen sein?

Wir bieten auf der Internetseite www.globalunitedfc.com einen Livestream an. Die Höhepunkte des Tages werden auch auf Sat.1 und einigen Internetportalen zu sehen sein. Eine Vielzahl weiterer nationaler und internationaler Sender hat sich außerdem bereits angekündigt. Über Twitter, Facebook und Skype können auch Fragen an mich und meine Gäste gestellt werden. Mit einer Charity-SMS kann man zudem 5 Euro für einen guten Zweck spenden. Einfach mal auf unserer Webseite vorbeischauen.

Sie haben ihren gemeinnützigen Verein Global United FC e.V. schon kurz erwähnt. Was verbirgt sich denn genau dahinter?

Global United FC e.V. ist der weltweit erste Fußballverein namhafter und internationaler Profi-Fußballer, der sich für den nachhaltigen und sozialen Klimaschutz einsetzt. Ich hätte nie gedacht, dass sich einmal so viele Profis daran beteiligen würden. Inzwischen haben wir über 300. Dieses Projekt ist wohl das einzige auf der Welt, das versucht, mit Hilfe des Fußballs auf den Klimawandel aufmerksam zu machen und einen Beitrag dazu zu leisten, die Folgen für Mensch und Umwelt abzumildern.

Wie kam es zu dieser Idee?

Die Idee hatte ich schon länger im Kopf, umgesetzt wurde sie 2008. Der Hintergrund ist eigentlich ganz einfach. Ich bin im Bayerischen Wald aufgewachsen. Dort wird der Umweltschutz großgeschrieben. Es herrscht ein anderes Bewusstsein. In meiner Karriere bin ich viel herumgekommen, habe viele verschiedene Länder und Kulturen kennengelernt und Dinge gesehen, die anderswo der Umwelt angetan werden. Und da ich eine enge Beziehung zur Natur habe und ich den Klimawandel als eines der größten wenn nicht als das größte Problem unserer Zeit sehe, kam die Idee, den Fußball als ein wirkungsvolles Instrument gegen die Erderwärmung einzusetzen.

Wie sehen die nächsten Projekte aus? Ist schon was geplant?

Wir versuchen drei bis vier Mal im Jahr ein Benefizspiel zu veranstalten. Wir organisieren mit unseren internationalen, weltweit bekannten Stars Spiele an ungewöhnlichen Orten, um Aufmerksamkeit für Klima- und Umweltschutzprojekte zu erregen. In Namibia steht am 15. März ein Dünenspiel in Swakopmund auf dem Programm und wir wollen zwei Tage später das Sam-Nujoma-Stadion erstmals voll kriegen, indem internationale Sponsoren und Partner Tickets kaufen, die wir dann in hiesigen Schulen verschenken. 1899 Hoffenheim setzt sich auch hier beispielhaft ein und ermöglicht es vielen Kindern, sich dieses Spiel anzuschauen. Es haben schon einige namhafte Fußballer zugesagt.

Besteht nicht die Gefahr, dass die Fußballer Ihr Projekt nur dazu nutzen, um sich zu inszenieren?

Bei einem Charity-Projekt besteht diese Gefahr immer. Aber ich selbst bin kein Weltstar, sondern nur ein Durchschnitts-Fußballer, dem das Projekt aus idealistischen Gründen am Herzen liegt. Und ich glaube daran, dass viele andere genauso denken. Diese Einschätzung wurde mir in einigen Gesprächen auch bestätigt.

Welche Organisationen werden mit den Projekten gefördert? Gibt es eigene Aktionen, die mit den Geldern unterstützt werden?

Ich denke, wir haben eine gute Mischung gefunden. Im Rahmen jedes von Global United FC e.V. veranstalteten Benefiz-Events identifizieren wir ein lokales Förderprojekt, das Spenden aus der Veranstaltung erhält. In Namibia haben wir eine schöne Aktion mit insgesamt zehn Schulen begonnen. Wir haben sie mit Mülltrennstationen ausgestattet und belohnen die Schulen, die am Ende den meisten Müll gesammelt haben. Ein Großteil der Gelder fließt aber in Projekte, die direkt und in enger Zusammenarbeit mit anerkannten Organisationen wie der UNESCO durchgeführt werden.

Seit einem Jahr sind Sie nun für 1899 Hoffenheim unter anderem als Scout aktiv…

Hier kann ich meine internationalen Kontakte sehr gut ins Spiel bringen und die Arbeit macht mir einen Riesenspaß. Dadurch, dass ich auch für das ZDF und die BBC arbeite, komme ich bei den internationalen Spielen in den Genuss, auf sehr guten Plätzen mit Monitor zu sitzen. Beim Afrika Cup habe ich 32 Begegnungen verfolgt und anschließend auf Video nachgearbeitet. Wer die Arbeitsbedingungen in solchen Ländern kennt, weiß, dass nicht mehr viel Zeit zum Schlafen bleibt. Bei der U20-WM 2011 in Kolumbien habe ich 17 Nächte im Bus verbracht, um schneller von A nach B zu kommen.

Mögen Sie keine Hotels?

Nein. Wer sich den ganzen Tag im Hotel versteckt, der kriegt nichts mit. Man muss hinter die Kulissen schauen. Fußball ist das Spiel des einfachen Mannes. Den muss man suchen, mit ihm muss man klarkommen. Beim Afrika-Cup habe ich mich zum Beispiel in die Unterkunft der Malier begeben, weil ich ihren Trainer Alain Giresse sehr gut kenne, und die Jungs beobachtet. Wenn ich dann sehe, dass der eine nur mit dicken Kopfhörern durch die Gegend stolziert und der andere nur den Frauen hinterher schaut, dann kann ich mir auch ein ungefähres Bild vom Charakter der Spieler machen.

Kommen wir zum Trainingslager der Hoffenheimer U23 in Namibia. Wie kam das zustande?

Das namibische Ministerium ist auf mich zugekommen, ob da in der Richtung etwas machbar wäre, denn das Interesse, die Popularität des Landes zu steigern, ist groß. Ich habe mit Ernst Tanner darüber gesprochen und er fand das Ganze interessant, aber es war von vornherein klar, dass aufgrund des Zeitraums die Profis dafür nicht in Frage kommen. Also fiel die Wahl auf die U23, die ja erst Anfang März ihren Spielbetrieb wieder aufnimmt. Mit der Unterstützung von „Air Namibia“ und dem „Namibia Tourism Board“ haben wir einen gutes Gesamtpaket erstellen können. Der Mannschaft wurde so ein Trainingslager ermöglicht, das nicht nur rein sportliche Inhalte hatte, sondern auch von vielen nachhaltigen sozialen Projekten geprägt war. Ich bin überzeugt, dass die Reise für die Spieler sehr persönlichkeitsbildend war. Schade, dass der Abschluss mit dem Busunfall, bei dem glücklicherweise niemand ganz schwer verletzt wurde, eine negative Note bekommen hat. Alle Beteiligten haben aber sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt und für eine bestmögliche Versorgung der Verletzten gesorgt.

Haben Sie von Ihren namibischen Kontakten ein Feedback über den Hoffenheimer Aufenthalt bekommen?

Die Leute sind begeistert. Vor allem vom anständigen Auftreten der Jungs, die das Klischee, das Fußballern anhaftet, nicht bedient haben. Beim Bundesliga-Heimspiel gegen Schalke 04 Ende März werden unsere unterstützenden Organisationen in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena voraussichtlich sich selbst und Namibia öffentlich präsentieren. Was mich aber auch freut: Ich habe eine SMS vom Auswärtigen Amt bekommen, in der es heißt, dass gerade nach der „Schädel-Affäre“ (Zuletzt kam es in Berlin bei einer Zeremonie zur Rückgabe namibischer Totenschädel aus der Kolonialzeit zu Protestaktionen, Anm. d. Red.) im September unser Namibia-Aufenthalt in den höchsten politischen Kreisen positiv registriert worden ist.

Wollt auch Ihr etwas für den Klimaschutz tun und Lutz Pfannenstiel bei seiner Aktion unterstützen? Dann sende eine Charity-SMS mit dem Betreff „Klima Fan“ an 81190. Die Kosten von 5 Euro (zzgl. Übermittlungskosten) kommen einem sozialen Projekt zu Gute.

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