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AKADEMIE
13.09.2011

Fußballdeutsch

Teetje Horst hat das Unterrichtsmaterial schon vorbereitet, aber noch sind nicht alle „Schüler“ da. Wahrscheinlich hat der Trainer wieder überzogen, da kommt es manchmal zu Verspätungen. Horst nimmt's gelassen, hat diese Verzögerungen einkalkuliert und ist flexibel. Das muss der Pädagoge auch sein, denn als „Fußballdeutschlehrer“ in der achtzehn99 AKADEMIE hat er es mit den verschiedensten Nationalitäten zu tun. Seine Aufgabe ist es dafür zu sorgen, dass sich die ausländischen Spieler auch sprachlich schnell zurecht finden. Natürlich lernen alle Jungs auch in der Schule Deutsch, doch in diesem Kurs geht es ganz speziell um das Fußballvokabular. Schließlich wollen die Anweisungen des Trainers und die Tipps der Mitspieler auch verstanden werden.

Emir Omerović aus Bosnien-Herzegowina und Charles Renken aus den USA machen sich fleißig Notizen. Heute geht es um das Spielfeld und die Bezeichnung der Positionen, von der Verteidigung über den Flügel in die Spitze. Hausaufgabe: In der folgenden Woche sollen die Beiden in der Lage sein, ihre Mannschaft positionsspezifisch vorzustellen. Die neuen Wörter werden spielerisch eingeführt und sollen irgendwann perfekt beherrscht und durchkonjugiert werden können.

Der Kurs „Fußballdeutsch“ startete bereits Anfang April als Pilotprojekt und nimmt nun konkrete Formen an. Zuvor hatte sich Teetje Horst im Auftrag von „Anpfiff ins Leben“ um den ungarischen B-Jugendlichen GergÅ‘ Szántó gekümmert und ihn im Einzelunterricht betreut. Dabei begleitete er ihn auch zum Training, wo er sich am Spielfeldrand Notizen machte. „Das sah vielleicht für den ein oder anderen komisch aus, weil ich wie ein Ethnologe alles dokumentierte, aber ich halte es für wichtig, alles aufzunehmen, was für die tägliche Kommunikation des Spielers wichtig ist.“ Daraus entstand die Idee, einen „Fußballdeutschkurs“ anzubieten, der nun die Pilotphase überstanden hat und sich großer Beliebtheit erfreut. Zweimal wöchentlich drücken die Spieler von der U23 bis zur U16 die Kursbank in der „Anpfiff ins Leben“-Lernwerkstatt der achtzehn99 AKADEMIE.

Teetje Horst, der seit sechs Jahren mit Migranten – von Kindern bis Erwachsenen – zusammenarbeitet, kennt sich in diesem Metier gut aus. Der Sohn eines deutschen Vaters und einer brasilianischen Mutter ist zweisprachig aufgewachsen und hat sogar elf Jahre im brasilianischen Belo Horizonte gelebt. „Dort habe ich auch viel Fußball gespielt und dabei ist mir aufgefallen, dass ich mir erstmal einen neuen Wortschatz für Fußball aneignen musste.“ Und genau diesen Wortschatz will er nun den Hoffenheimer Talenten aus dem Ausland auf Deutsch vermitteln.

„Denn mit der Fußball-Kommunikation auf dem Platz ist es ja nicht getan. Es gibt genügend andere Bereiche, wie etwa die Fußball-Unterhaltung auf dem Zimmer, in der Kantine oder etwa beim Physiotherapeuten.“ Ein bisschen Körperkunde ist daher also auch wichtiger Bestandteil des Unterrichts. Schließlich sollen die Spieler unmissverständlich zum Ausdruck bringen, wo es gerade zwickt…

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