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MÄNNER
20.09.2011

Daniel Williams im Interview

Daniel Williams ist Sohn eines US-amerikanischen Soldaten, gebürtiger Badener und der letzte Neuzugang bei 1899 Hoffenheim im Sommer 2011. Im Interview spricht Williams über seine Rolle auf dem Fußballplatz, wie er den Weg auf diesen gefunden hat und über seine Zukunft – sowohl in Baden als auch in der US-Nationalmannschaft.

In Karlsruhe geboren, in Freiburg aufgewachsen und jetzt in Hoffenheim – du scheinst an Baden zu hängen?

Auf jeden Fall! Das ist meine Heimat und hier fühle mich einfach wohl. Irgendwie habe ich es mit Baden. Mein Profidebüt war auch gegen eine Mannschaft aus Baden-Württemberg.

Das war am 22.01.2010 gegen den VfB Stuttgart?

Genau. Ein Freitagabendspiel, ich musste gegen Aleksandr Hleb antreten und wir haben 0:1 verloren. Robin Dutt hatte mir morgens gesagt, dass ich meinen Einsatz bekommen werde. (lacht) Ich war sehr nervös und fast den ganzen Tag auf der Toilette, weil ich so viel getrunken hatte.

Ausgebildet wurdest du auch beim SC Freiburg. Hast du dort auch deine Beidfüssigkeit entwickelt?

Darauf wurde schon geachtet. Bei mir kam dazu, dass ich häufig die Seiten gewechselt und mal Links-, mal Rechtsaußen gespielt habe. Die Spielzeit auf den Außenbahnen hat mir auch eine ordentliche Grundlagenausdauer gesichert. Im modernen Fußball sind die Außenverteidiger ja die Spieler, die mit am meisten Kilometer laufen.

Deine favorisierte Position ist aber die „Sechs“, also Abräumer vor der Abwehr?

Ja, dort kann ich meiner Meinung nach meine Stärken am besten einsetzen. Mir ist aber klar, dass es eine Position ist, die sehr viel Verantwortung mit sich bringt.

Was macht den besonderen Reiz von dieser Position für dich aus?

Als zentraler Sechser vor der Abwehr hat man das Spiel vor sich und die Mitspieler immer im Auge. Man kann und muss von dort die Bälle verteilen, mal in die Breite oder in die Spitze. Auch die Zweikämpfe in der Zentrale sind ganz andere als die auf der Außenbahn. Die Spieler kommen frontal auf einen zu und man muss sein Abwehrverhalten ganz anders gestalten als in der Viererkette.

Es ist aber weiterhin eine Position, in der man auch als Abräumer gefragt ist?

Ganz klar. Man darf sich nicht zu schade sein, auch mal dazwischen zu hauen. Gerade in einer spielstarken Mannschaft mit so hoher individueller Qualität wie in Hoffenheim ist das wichtig. Die spielerischen Stärken kann eine Mannschaft nur einsetzen, wenn sie auch in der Lage ist, die Bälle zu erobern.

Wie hat dich die Mannschaft aufgenommen und kanntest du den einen oder anderen bereits?

Die Jungs haben mich super aufgenommen, auch wenn ich keinen richtig gut kannte. Andreas Ibertsberger war Profi beim SC Freiburg, als ich dort noch Amateur war, wir sind uns das ein oder andere Mal über den Weg gelaufen. In der Jugend und bei den Amateuren habe ich häufig gegen Sebastian Rudy, Peniel Mlapa und Matthias Jaissle gespielt, die waren mir daher auch keine Unbekannten.

Und deine Freundin ist gut bekannt mit Ryan Babel?

(lacht) Stimmt. Das war ja auch ein beliebtes Thema für die Medien in der vergangenen Woche. Ist aber auch ein lustiger Zufall. Ryan und ich haben auch darüber gewitzelt, wie klein die Welt eigentlich ist.

Welche Rolle spielt für dich die Familie?

Da ich den amerikanischen Teil meiner Familie nie kennengelernt habe und meine deutschen Großeltern früh verstorben sind, ist meine Familie recht klein und besteht aus meinen Eltern, meinem Bruder und meiner Nichte. Sie sind für mich ein sicherer Rückzugsort, wenn es mir mal nicht so gut geht. Daher genieße ich es auch, nicht allzu weit entfernt von ihnen zu leben. In der Hinsicht ist Hoffenheim ein weiterer Glücksgriff.

Aufgewachsen bist du in der Stadt. Fühlst du dich auch auf dem Land wohl?

Um ehrlich zu sein: Ich bevorzuge ein städtisches Umfeld, auch wenn es jetzt nicht unbedingt eine Großstadt sein muss. Ich denke aber, dass ich mir eher etwas in der Gegend von Heidelberg oder Mannheim suchen werde.

Das Viertel, in dem du in Karlsruhe aufgewachsen bist, galt eher als Problemviertel.

Problemviertel ist etwas hart. Es gab zwar weniger Grünflächen als Beton, dafür aber jede Menge Bolzplätze. Auf denen habe ich mich die ganze Zeit aufgehalten. Es war für meine Entwicklung aber sicher eine gute Sache, dass ich mit 15 Jahren, gerade als die Pubertät angefangen hat, nach Freiburg gegangen bin. Wäre ich da geblieben, weiß ich nicht, was aus mir geworden wäre. Es ist aber nicht schlecht, wenn man als Fußballprofi die andere Seite kennt und weiß, dass es auch viele Menschen gibt, die es weitaus schwerer haben.

Kurz nach deinem Wechsel nach Hoffenheim hat Jürgen Klinsmann dir eine Berufung in die US-Nationalmannschaft in Aussicht gestellt. Vorletzten Freitag hat er dich und Fabian Johnson hier im Trainingszentrum besucht. Hast du dir darüber schon Gedanken gemacht?

Erstmal habe ich mich natürlich riesig gefreut. Das Land meines Vaters beginne ich gerade kennen zu lernen. Diesen Sommer war ich das erste Mal dort und habe mich sehr wohl gefühlt. Ob das mit der Nationalmannschaft der USA klappt, darüber versuche ich mir jetzt keine Gedanken zu machen. Jetzt geht es für mich darum, hier in Hoffenheim anzukommen, dem Team zu helfen, Erfolg zu haben und mir schließlich einen Stammplatz zu erkämpfen. Dann sehen wir weiter.

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