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U23
03.11.2023

Lukas Mazagg: Defensivspezialist, fleißiger Student und Katzenfreund

Obwohl selbst noch jung, zählt Lukas Mazagg mit seinen 23 Jahren bereits zu den Routiniers im Kader der U23. Zur aktuellen Saison ist der Deutsch-Italiener vom SV Meppen in den Kraichgau gewechselt. In Hoffenheim holt er Verpasstes nach, denn in einem Nachwuchsleistungszentrum hat er als Juniorenkicker nie gespielt – dafür aber einen anderen interessanten fußballerischen Ausbildungsweg genommen.

Sein Weg als Sportler schien vorgezeichnet. Der Opa Skilehrer, der Onkel ebenfalls. Der Vater Richard sogar Trainer des italienischen Ski-Alpine-Nationalteams. „Christof Innerhofer war einige Male bei uns zu Hause“, erinnert sich Lukas Mazagg an Aufeinandertreffen mit dem Weltmeister im Super-G im Jahr 2011 und Doppel-Olympiamedaillengewinner (Silber in der Abfahrt, Bronze in der Super-Kombination) bei den Spielen in Sotschi 2014. Wie Innerhofer stammt auch Mazagg, Allrounder in der Verteidigung und Neuzugang der Hoffenheimer U23 zur Saison 2023/24, aus Südtirol – und stand natürlich ebenfalls schon oft auf Skiern. „Die Begabung habe ich aber nicht geerbt“, sagt Mazagg und lacht: „Ich kann Skifahren, aber ein Riesentalent war ich nie.“

Die sportliche Hauptveranlagung des 23-Jährigen lag in den Ballsportarten. Im Fußball – das wurde schon in jungen Jahren deutlich, als Mazagg bei seinem Heimatverein SASV Glurns zu den Besten zählte und in Auswahlmannschaften berufen wurde. Aber auch mit dem Tennisschläger wusste er umzugehen. „Es hat für Teilnahmen an Landesmeisterschaften gereicht, auch wenn das Niveau dort nicht allzu hoch gewesen sein dürfte“, sagt Mazagg bescheiden. Der Fokus lag irgendwann auf einer Laufbahn als Fußballer. Die Ambitionen veranlassten den damals Zwölfjährigen zu einem großen Schritt: Um sich sportlich und schulisch bestmöglich weiterentwickeln zu können, wagte Mazagg, geboren in Schlanders und aufgewachsen in Glurns, den Schritt raus aus Südtirol ins – zugegebenermaßen nicht weit entfernte – Ausland. Er schloss sich dem Deutschem Fußball Internat (DFI) Bad Aibling an. Stipendien aufgrund seiner guten schulischen Leistungen förderten den Wechsel auf die Privatschule, den er einem Verbleib in Südtirol vorzog. „Der FC Südtirol, der mit seinen Profis mittlerweile in der Serie B spielt, wäre damals die einzige Option auf eine gute fußballerische Förderung in Südtirol gewesen. Aber das wäre pro Strecke über eine Stunde Fahrt gewesen. In Bad Aibling habe ich für mich das bessere Gesamtpaket gesehen.“

Keine Pflichtspiele, aber hochklassige Tests und viel individuelles Training

Der Wechsel sollte sich auszahlen – auch wenn er zunächst mit einem Haken verbunden war: Weil Mazagg keinen deutschen Pass besaß (den bekam er erst nach acht Jahren in Deutschland ausgestellt, also vor gut zwei Jahren), durfte er für das an die Schule in Bad Aibling angeschlossene Fußballteam zunächst keine Pflichtspiele absolvieren. Wenn seine Teamkollegen am Wochenende um Punkte kämpften, sah der Defensivspezialist von draußen zu – nahm das aber sportlich: „Ich habe in dieser Zeit sehr viel individuell an meiner Fitness gearbeitet. Außerdem konnte ich die Testspiele absolvieren, und die waren ohnehin fast wichtiger, weil wir auf starke Teams wie den 1. FC Nürnberg, die SpVgg Greuther Fürth oder die SpVgg Unterhaching, mit der es eine Kooperation gab, getroffen sind.“

Der fußballerische Reifeprozess schritt auch ohne Partizipation am klassischen Spielbetrieb voran – parallel dazu behielt Mazagg seine schulische Laufbahn im Blick und schloss sie mit dem Fachabitur ab. „Der Tagesablauf war eng getaktet. Von 8 bis 10 Uhr hatten wir individuelles Training, von 10 bis 16 Uhr Unterricht, von 16 bis 19 Uhr ging es zum Mannschaftstraining. Abends habe ich die Hausaufgaben erledigt, danach war der Tag vorüber.“ Mit dem Pensum kam Mazagg aber gut zurecht – es bereitete ihn auch auf die Zeit nach Schule vor: Der 23-Jährige hat mittlerweile ein Bachelor- Studium in BWL abgeschlossen und den Master an der Fernuni in Hagen in diesem Jahr begonnen. Eine stolze Vita für einen 23-Jährigen. „Man wird nicht jünger und sollte einen Plan B in der Tasche haben“, lautet Mazaggs reifer Kommentar dazu.

Über Würzburg, Alzenau und Burghausen nach Meppen

Der Start in die Universitätslaufbahn ging einher mit weiteren Schritten als Fußballer. Als seine Berechtigung zur Teilnahme an Pflichtspielen in Deutschland endlich vorlag, lief er noch für die U19 des Sportbund DJK Rosenheim (Kooperationsverein des DFI) in der Junioren-Landesliga auf. Es folgte der Wechsel in die A-Jugend der Würzburger Kickers und später die Übernahme in die U23 des damaligen Drittligisten. „Ich durfte in Würzburg regelmäßig oben mittrainieren, einen Profivertrag habe ich damals aber nicht bekommen“, erläutert Mazagg.

Er zog weiter und debütierte für den SV Wacker Burghausen in der Regionalliga Bayern, ehe die Corona-Pandemie für den Abbruch der Saison 2020/21 in dieser Spielklasse sorgte. Da der Ball in der Regionalliga Südwest weiterhin rollte, ließ er sich für ein halbes Jahr zum FC Bayern Alzenau verleihen, ehe er mit Wacker Burghausen eine starke Saison 2021/22 absolvierte, auf dem dritten Platz abschloss und sich in die Notizbücher mehrerer Drittligisten spielte. „Der SV Meppen wollte mich unbedingt zu sich holen“, erinnert sich Mazagg, für den der Wechsel ins Emsland endgültig den Ausbruch aus den heimischen Gefilden im Süden bedeutete. „Meppen war ein gestandener Drittligist, deswegen habe ich mich für diesen Wechsel entschieden.“ Den er mit Blick auf seine persönliche Bilanz auch nicht bereuen muss. „Ich habe 25 Partien absolviert, mein erstes Profitor geschossen und zwei Vorlagen beigesteuert, gegen Ende der Saison war ich Stammspieler. Ich konnte meine ersten Erfahrungen im Profifußball sammeln, dafür bin ich dem SV Meppen sehr dankbar.“

Abstieg trübt gute persönliche Saison

Mit seinem Team allerdings stieg Mazagg aus der Dritten Liga ab – überraschend, obwohl sich der bittere Gang zurück in die Viertklassigkeit im Lauf der Saison abgezeichnet hatte. „Wir hatten genug Qualität im Team. Der Abstieg war vermeidbar und unnötig, wir sind aber leider in einen Negativstrudel geraten, aus dem wir uns zu spät befreien konnten. Wir hatten eine Phase von 17 Spielen ohne Sieg, in der wir zigmal unentschieden gespielt haben. Die Punkte haben uns am Ende gefehlt.“ Was die Mannschaft – mit Mazagg in der ersten Elf – zu leisten imstande war, zeigte sie im Endspurt. „Wir haben beim Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden 2:1 gewonnen und Dynamo Dresden 4:1 besiegt, in Osnabrück haben wir bei einem weiteren Aufsteiger 2:2 gespielt. Wir hatten das Zeug für die Dritte Liga, aber es hat leider nicht gereicht.“

Die Zeit in Meppen behält Mazagg dennoch in guter Erinnerung. Auch, weil er mit den Trainern Stefan Krämer und später Ernst Middendorp gut auskam. „Das sind gestandene Männer im Profifußball. Unter Stefan Krämer habe ich zunächst nicht viel gespielt, er hat mir aber das Gefühl gegeben, dass ich dranbleiben soll und er auf mich setzt. Ich konnte mich bei ihm dann durchbeißen. Ernst Middendorp hat mir klar aufgezeigt, was er von mir fordert. Er hatte eine klare Ansprache, das habe ich an ihm geschätzt. Ich bin froh, dass ich unter den beiden arbeiten durfte.“

Sehr froh um die Chance in Hoffenheim

Gleichwohl: Mit dem Abstieg war der für die Dritte Liga geschlossene Vertrag hinfällig, Mazagg musste sich umorientieren – und freute sich, als ihn die Kontaktaufnahme aus Hoffenheim erreichte. „Ich war in Gesprächen mit einigen Drittligisten, aber als sich Hoffenheim dann gemeldet und sich so um mich bemüht hat, war klar, dass ich das machen und diese Chance für den nächsten Schritt maximal nutzen möchte. Ich sehe mich noch nicht als fertigen Spieler, kann mich noch in vielen Bereichen weiterentwickeln. Hier in Hoffenheim bekomme ich die Chance dazu, auch vor dem Hintergrund, dass ich als Jugendspieler nie in einem klassischen NLZ aktiv war.“

Mit 23 Jahren ist Mazagg zwar fast schon einer der Routiniers im „Hoffe zwo“-Aufgebot – und doch weiterhin so wissbegierig wie die gerade aus der U19 aufgerückten Jungspunde. Zumal er sich aktuell als Linksverteidiger festgespielt hat, auf einer Position also, die lange Zeit nicht seine angestammte war. In Meppen etwa kam er meistens im Defensivzentrum zum Einsatz. „Unser Trainer Vincent Wagner hat für mich einen klaren Plan und gibt mir mit an die Hand, was er von mir erwartet. Das war eine Umstellung, ich komme aber immer besser zurecht und finde mich in die Rolle ein.“

Will heißen: Mazagg hat den Vollgas-Fußball mit offensiver Prägung verinnerlicht und schaltet sich regelmäßig in die Angriffe der Hoffenheimer ein. Den stärksten Beleg dafür lieferte er beim 3:1-Sieg auf der Bezirksportanlage in Mombach gegen den TSV Schott Mainz, als er zwei Treffer vorbereitete. Der 23-Jährige bleibt, was die Angriffsfreude betrifft, allerdings noch bescheiden: „Ich würde meine Präsenz im Defensivverhalten eher als meine Stärke bezeichnen. Es ist nicht so leicht, mich auszuspielen, da ich sehr viel ackere und Gas gebe, um meine Seite dichtzubekommen. Was das Offensivspiel am Flügel mit Aktionen nach vorne im vollen Tempo betrifft, kann ich mich definitiv noch steigern. Aber da werde ich ja im Training derzeit permanent gefordert.“

Neues Detail zur kuriosen Situation mit der Katze

In seiner neuen Wahlheimat Sinsheim hat sich der Südtiroler gut eingelebt. „Ich mag die eher ruhigere Gegend, auch bei uns am Trainingszentrum. Außerdem ist man schnell in Heidelberg, Mannheim oder auch mal Frankfurt.“ Kontakt zu seiner Familie, den Eltern und den jüngeren Geschwistern – einem Bruder und einer Schwester – hält er seit seinem Wechsel nach Meppen über die digitalen Kanäle. „Zu meinen Geschwistern habe ich ein sehr inniges Verhältnis. Wenn es passt, besuchen wir uns, meine Schwester war mal zwei Wochen bei mir in Meppen. Hier wird sich das bestimmt auch mal ergeben.“

Ansonsten bekommen die Liebsten auch viel über die Kanäle der TSG-Akademie mit – und somit unter anderem auch die Anekdote rund um eine Katze, die sich beim Heimspiel der U23 gegen den Bahlinger SC auf dem Platz im Dietmar-Hopp-Stadion verirrte Mazagg trug den Dachhasen fürsorglich vom Feld. Das Video kam in den Sozialen Medien sehr gut an – allerdings waren bisher noch nicht alle Details zu der witzigen Situation bekannt. Das Schlusswort gehört dem Protagonisten: „Das war eine lustige Situation – vor allen Dingen, weil die Katze vor dem Spiel auch den Weg in unsere Kabine gefunden hat und ich sie auch dort schon kurz auf dem Arm hatte! Das wird noch eine Zeit in Erinnerung bleiben, auch, weil wir das Spiel deutlich mit 4:0 für uns entschieden haben.“

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