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MÄNNER
30.03.2023

„Wir haben zusammen Geschichte geschrieben”

Am 2. April 2013 wurde Alexander Rosen aus der TSG-Akademie befördert und im Alter von nur 33 Jahren der jüngste Sportdirektor der Bundesliga. Am Sonntag feiert der gebürtige Augsburger und zweifache Familienvater sein zehnjähriges Dienstjubiläum. Im Interview mit tsg-hoffenheim.de spricht der 43 Jahre alte Direktor Profifußball der TSG vor dem Spiel in Bremen (Sonntag, 17:30 Uhr) über besondere Momente seiner Amtszeit, die Hoffenheimer Entwicklung in der vergangenen Dekade und die aktuelle sportliche Situation.

Alex, am Sonntag feierst Du Dein zehnjähriges Jubiläum. Du bist am 2. April 2013 zum Direktor Profifußbal bei der TSG Hoffenheim aufgestiegen. Wie fühlt es sich nun, zehn Jahre später, an?

„Es fühlt sich immer noch sehr gut an und ich bin unfassbar dankbar, dass ich diese Chance seinerzeit von Dietmar Hopp erhalten habe. Das war und ist alles andere als selbstverständlich. Wenn mir jemand diese zehn Jahre als Perspektive damals so hingemalt hätte, mit all den Höhen, den Besonderheiten und auch den vorhandenen Tiefen, dann sage ich heute, wenige Tage vor dem Jubiläum: Fantastisch, was für eine Reise, die würde ich gerne genauso mitgehen. Es war und ist großartig, diese Story hier mitgeprägt zu haben und weiter prägen zu dürfen. Auch in einer herausfordernden Zeit wie der aktuellen.”

Du sprichst es an. Die TSG liegt neun Spieltage vor Saisonende auf dem 15. Tabellenplatz, am Wochenende geht es nach Bremen. Schläfst Du angesichts der Stituation schlecht?

„Mein Schlaf ist erfreulicherweise unverändert gut, was extrem wichtig ist in diesen Zeiten, weil ich in der Nacht regenerieren und die Aufgaben am nächsten Tag dann wieder frisch angehen kann. Ich will es auch nicht zu groß machen. Natürlich ist die Situation auch für mich anstregend und heraufordernd, aber auf der anderen Seite darf ich hier nach wie vor im Umfeld Bundesliga arbeiten. Ich glaube, wenn wir nach links und rechts in die Gesellschaft blicken, gibt es zahlreiche Menschen, die vor ganz anderen Herausforderungen stehen. Was sich in diesen Phasen definitiv verändert, ist die Gedankenwelt tagsüber, da man viel häufiger mit negativ behafteten Themen konfrontiert ist. Ich habe nach zehn Jahren aber einen relativ großen Erfahrungsschatz, auch was sportliche Extremsituationen und teilweise extreme Bewertungen betrifft. Ich achte auf mich und konnte mir die Fähigkeit aneignen, trotz aller Verantwortung auch immer private Räume zu finden, um dann für den Moment abzuschalten. Wenn am Abend Familienzeit ist, die letzte Stunde der Kinder vor dem Zubettgehen, dann sollte man nicht mit den Gedanken dauernd woanders sein. Man muss sich immer wieder ausklinken und wenn das mentale Immunsystem funktioniert, bleibt man bei den zu bewältigenden Aufgaben auch klar.”

Es ist derzeit eine sportlich extrem angespannte Situation. Was kann der Sportdirektor da beisteuern?

„Alle haben eine Wirkung, alles bedingt sich wechselseitig. Natürlich müssen es am Wochenende letzlich die Spieler auf dem Platz richten, aber ich habe als Sportdirektor, der die Entscheidung für jeden einzelnen Spieler mitgetroffen hat, eine besondere Rolle. Ich glaube, dass man als Führungskraft über Kommunikation, Ausstrahlung, Resilienz und Erfahrung einen erheblichen Einfluss nehmen kann und situativ auch muss. Ich kann zwar weder die Flanke aus dem Sechzehner köpfen noch den letzten Ball über die Linie drücken, aber viele Dinge kann ich beeinflussen, gute Rahmenbedingungen schaffen und einen guten Geist etablieren. Dieser Wirkung darf man sich bewusst sein und das gilt nicht nur für mich. Man wirkt nämlich immer - im Guten wie im Schlechten.”  

Wie nimmst Du das Team und Trainer Pellegrino Matarazzo in dieser Situation wahr?

„Ich bin täglich mit Rino im Austausch, mal kürzer, mal länger, und ich sehe viele Trainigseinheiten, um ein Gefühl für das Team und die aktuellen Umstände zu bekommen. Ich möchte, dass die Jungs wissen, dass da noch jemand anderes für sie da ist, der keinen Trainingsanzug anhat. Ich nehme seit Wochen wahr, dass sich etwas tut im Klub - auf dem Trainingsplatz, in der Geschäftsstelle, im Umfeld. Es ist Zusammenhalt und es ist Glaube da, die Situation wird anerkannt und akzeptiert. Das ist die Basis, um da wieder herauszukommen. Nach dem Sieg gegen Hertha BSC ist unser aller Aufgabe, nun dauerhaft Leistung und Ergebnis übereinzubringen, um dann von August an in unsere 16. Bundesliga-Saison starten zu können. Das ist ja für sich genommen schon eine großartige Leistung.”

Du hast elf Spielzeiten davon mitgemacht, hast auch zweimal, 2013 und 2016, den Abstiegskampf erlebt. Lassen sich die Situationen vergleichen?

„Eigentlich nicht. 2013 ging es für Markus Gisdol als neuen Trainer und mich als damals neuen Manager beim Amtsantritt eigentlich eher darum, eine bessere Planungsmöglichkeit für den wahrscheinlicheren Fall der zweiten Liga zu schaffen. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt keine persönliche Verantwortung für diese Situation und konnten unvorbelastet reingehen. Mit wahnsinnig viel Herzblut, mit viel Engagement, mit Geschick und auch mit ein bisschen Fortune haben wir dann diese großartigen Wende geschafft. 2015/16 war von Beginn an irgendwie Sand im Getriebe, nachdem wir in der Vorsaison die mögliche Europacup-Teilnahme verpasst hatten. Da lief wenig rund und nach der mutigen und besonderen Lösung mit Julian Nagelsmann als neuem Trainer, kamen wir relativ schnell auch wieder in ein Fahrwasser, in dem jeder spüren konnte, dass es nach oben geht. Nun ist die Situation so, dass noch ein Viertel der Saison zu spielen ist und wir nur knapp über dem Strich stehen. Wir sind mitten in einer sehr anspruchsvollen Phase, aber ich habe eine absolute Überzeugung in mir, dass wir es schaffen werden. Die Mannschaft ist intakt, das Trainerteam mit Rino an der Spitze geht mit viel Energie voran und ich nehme trotz der Umstände eine stetig wachsende Stabilität und einen großartigen Zusammenhalt wahr. Ich freue mich wahnsinnig über das Erfolgserlebnis gegen Hertha BSC, das hart erarbeitet werden musste, vielleicht viel härter als manches andere. Wir hätten schon vorher bessere Ergebnisse verdient gehabt, aber wir haben sie nicht bekommen, sind gescheitert und gescheitert und gescheitert, aber wir sind aufgestanden und haben weitergemacht. Auch diese Tatsache verleiht mir große Zuversicht.”

Gibt es in der Rückschau dennoch Entscheidungen, die Du bereust?

„Man tut sich manchmal keinen Gefallen, wenn man Entscheidungen mit großer Zeitverzögerung wieder und wieder bewertet. Es geht immer um den Moment, in dem diese Entscheidungen getroffen wurden. Wichtig ist, dass man sie damals mit bestem Wissen und Gewissen sorgfältig geprüft und aus voller Überzeugung getroffen hat. Dann gehört anschließend auch eine gewisse Akzeptanz dazu - egal, wie das Ergebnis ausfällt. Ich finde es gut, wenn man sich verantwortlich fühlt und ich fühle mich verantwortlich. Wenn man weiß, dass man nicht in der Opferrolle, sondern in der Verantwortung ist, dann hat man auch die Chance etwas zu ändern. Es kann schlicht nicht alles richtig gewesen sein, aber das ist es nie. Das ist mir bewusst. Aber man darf sich auch nach Fehlentwicklungen weder dauerhaft selbst demontieren noch sollte man in der Vergangenheit oder im Konjunktiv leben. Ich reflektiere mich, aber ich muss am nächsten Tag auch die nächste Entscheidung treffen. Selbstreflexion und Wachheit ja, aber man sollte so viel Energie wie möglich in zukunftsorientierte und positive Lösungsszenarien stecken und als Führungskraft mit Zuversicht, Überzeugung und auch einer gewissen Ruhe vorangehen.”

Nun ist das kurzfristige Ziel, die Klassenzugehörigkeit zu sichern.

„Natürlich, aber um an diesem Ziel anzukommen, müssen wir verinnerlichen, dass der Weg dahin ein Prozess ist und dass das Resultat immer der Leistung folgt, wenn die Entwicklung nachhaltig sein soll, nicht andersherum. Natürlich verlief diese Saison nach dem 10. Spieltag im Hinblick auf die Ergebnisse katastrophal, aber vielleicht hilft in der grundsätzlichen Bewertung der TSG Hoffenheim hin und wieder auch die Draufsicht, um wieder etwas mehr Ruhe zu erlangen. Wir sind wirtschaftlich im Mittelfeld der Liga und wir haben in den sechs Spielzeiten zwischen 2016 und 2022 fünfmal wirklich bis zum Schluss um Europa gespielt, uns sogar dreimal qualifiziert. Wir haben hier alle zusammen Geschichte geschrieben. Das ist eine wahnsinnige Bilanz, eine coole Story für den mit Abstand kleinsten Standort der Liga. Aktuell stehen wir nach vielen Jahren wieder einmal im unteren Tabellendrittel. Das ist alles andere als schön und entspricht auch in keiner Weise unserem Anspruch, aber jetzt geht es um Akzeptanz und das feste Zutrauen, diese Herausforderung meistern zu können. Ich glaube, diese Bodenständigkeit ist wichtig, um die Leistungen der Vergangenheit einzuordnen, intern wie extern.”

Was wünscht Du Dir für die TSG in den nächsten fünf Jahren?

„Ich wünsche mir, dass wieder für mehr Menschen da draußen sichtbarer wird, was hier geleistet wurde und wird. Die TSG bedeutet den Leuten in der Region unheimlich viel und die Dinge, für die dieser Klub steht, das Familäre, das Dorf, die herausragende Jugendarbeit, das Innovative, das Miteinander, die sportlichen Leistungen - das sollte immer im Mittelpunkt stehen. Wenn wir ein stabiles Mitglied in der Bundesliga bleiben, mit unserem Fokus, dass wir immer offen sind für Neuerungen, mit diesem Geist der Jugend und des Nach-Vorn-Denkens und wenn wir es dann dabei schaffen, immer wieder auch mal für sportliche Highlights zu sorgen, dann wäre das ein hehres Ziel.”

2013

„Das erste Bundesliga-Spiel als sportlich Verantwortlicher gegen Fortuna Düsseldorf wird für immer ein besonderer Moment bleiben. Abseits des Ergebnisses und der Torschützen habe ich an die Partie, also an die unmittelbaren Emotionen dieses Tages, kaum noch Erinnerungen. Es ging alles so unglaublich schnell - am 2. April war die offizielle Vorstellung, drei Tage später am Freitagabend schon das Spiel. Zuvor rief mich Dietmar Hopp in meinem Familienurlaub am Gardasee an und fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, die sportliche Leitung des Bundesligateams zu übernehmen. Eigentlich fragte er gar nicht, sondern er forderte mich freundlich, aber bestimmt (lacht) dazu auf, meinen Urlaub zu beenden, was ich natürlich auch tat. Ich war damals gerade einmal 33 Jahre alt und kann Dietmar nicht genug danken, dass er mir diese Chance ermöglicht hat. Es gab dann auch kaum Zeit nachzudenken, wir mussten sofort ins Handeln kommen und schon in den ersten Tagen ist sehr viel passiert. Ich weiß noch, dass ich mir vor dem Spiel die Frage gestellt habe, was ich als junger Mann in einer derart exponierten Position bei meinem ersten Auftritt anziehen sollte. Ich habe mich dann für Anzug und Schal entschieden. Das würde ich heute wohl nicht mehr machen, aber es sieht gar nicht so schlecht aus, oder?“ (lacht)

2014

„Erfreulicherweise erinnern sich die Wenigsten daran, dass das Torwart-Thema die TSG in ihren ersten Bundesliga-Jahren, trotz Herbstmeisterschaft und Offensivfußball, immer latent begleitet hat. Das ist das Verdienst von Oliver Baumann, den wir im Sommer 2014 aus Freiburg geholt haben. Oli hat aber nicht nur die sportliche Lücke geschlossen, er ist darüber hinaus ein überragender Typ, der sich bis in die Handschuhspitzen mit der TSG identifiziert. Zudem steht er kurz davor, unser Bundesliga-Rekordspieler zu werden und wird schon bald in die Top-50 der Bundesliga-Geschichte aufsteigen, das heißt mehr Spiele absolviert haben als Legenden wie Berti Vogts und bald auch Franz Beckenbauer. Das ist eine fantastische Leistung, die man gar nicht hoch genug bewerten kann. Dazu sehen wir hier noch im Bild Roberto Firmino, einer der größten Namen und spektakulärsten Fußballer, die unser Klub hervorgebracht hat. Champions-League-Sieger, Meister mit Liverpool, Mitglied der Seleção - Roberto ist ein internationaler Top-Spieler, der immer mit uns verbunden sein wird und der den Namen der TSG Hoffenheim in die Fußballwelt getragen hat.“ 

2015

„Niklas Süle gegen den HSV, bei dem Duell denke ich immer an sein Debüt 2013, das wir 1:4 verloren haben und bei dem Heung-Min Son ihm Knoten in die Beine spielte. Bei anderen Klubs wäre er da vielleicht vorerst von der Bildfläche verschwunden, bei uns hat er eine Woche später im Abstiegsendspiel in Dortmund auf dem Rasen gestanden. Das ist eben auch die spezielle Art der TSG. Ich durfte Niki begleiten, seit er in unserer U17 war und ich habe immer wieder zu seinem Vater gesagt, dass wir den Laden abschließen können, wenn wir ihn nicht durchbringen. Er hat bei uns die Akademie durchlaufen, wurde zum deutschen Nationalspieler und Champions-League-Sieger mit dem FC Bayern. Wir haben ihn entwickelt und gefördert, aber eben auch nach seinem Kreuzbandriss im Jahr 2015 intensiv begleitet. Ein toller Spieler und ein richtig guter Typ, der Hoffenheim immer noch im Herzen trägt. Das gilt auch für Pirmin Schwegler (vorn im Bild), der seit Januar wieder Teil der TSG-Familie ist. Pirmin war nicht nur ein hervorragender Mittelfeldspieler, er war auch unser Kapitän. Ich freue mich sehr, dass er wieder bei uns ist und er hat bereits in seinen ersten Monaten gezeigt, dass er ein sehr wertvoller und wichtiger Mitarbeiter für die TSG ist und sein wird.“

2016

„Die Vorstellung von Julian Nagelsmann im Februar 2016 war natürlich ein einschneidender Moment für die TSG. Für mich war es insofern ein ganz besonderes Ereignis, da wir schon in der TSG Akademie zusammengearbeitet haben. Julian war Co-Trainer der U17, als ich Nachwuchsleiter wurde und er war bereits damals eine echte Erscheinung. Bernhard Peters und ich haben uns dann sofort dazu entschlossen, ihm eine eigene Mannschaft als Cheftrainer zu übertragen und diese Entscheidung nachvollziehbarerweise nie bereut. Ich wehre mich aber ausdrücklich dagegen, als sein Entdecker bezeichnet zu werden, denn seine Fähigkeiten waren nicht zu übersehen und zu überhören war er schon gar nicht. Wir haben ihn auf seinem Weg begleitet und der Rest der Geschichte ist bekannt: Er hat den Klub dann 2016 nicht nur souverän aus der Abstiegszone geführt, sondern als Trainer auch bis in die Champions League. Sein Anteil an der Entwicklung der TSG ist entsprechend groß, aber man muss auch sagen, dass wir als Klub nicht nur talentierten Spielern, sondern auch zahlreichen Trainern und Experten Rahmenbedingungen bieten, die derart außergewöhnliche Entwicklungen erst ermöglichen. Viele handelnde Personen, vom Geschäftsführer bis zum Greenkeeper, haben diese besondere Geschichte erst möglich gemacht und am Ende ist der Klub TSG Hoffenheim ohnehin immer größer als jeder Spieler oder Mitarbeiter.“

2017

„Das war das erste internationale Pflichtspiel der TSG und es ging direkt gegen den FC Liverpool. Einerseits hätten wir uns keinen anspruchsvolleren, aber auf der anderen Seite auch keinen großartigeren Gegner vorstellen können, als beim ersten Auftritt auf der europäischen Bühne Liverpool zu Hause zu begrüßen. Jürgen Klopp und sein Team standen seinerzeit am Beginn einer Ära und am Aufbau einer Mannschaft, die den europäischen Spitzenfußball über Jahre hinweg entscheidend prägte. Nachdem sie uns in den Qualifikations-Spielen zur Gruppenphase besiegten, kamen sie ins Finale der Champions League, das nur unglücklich gegen Real Madrid verloren wurde. Absolute Weltstars wie Mo Salah oder Sadio Mané präsentierten sich in unserer wunderschönen Arena und die Stimmung war elektrisierend. Wir waren im Hinspiel fast durchgängig auf Augenhöhe, hätten per Elfmeter in Führung gehen können und schafften am Ende noch das 1:2 durch Mark Uth. In den ersten Minuten des Rückspiels haben wir dann erleben dürfen und müssen, was Anfield bedeuten kann. Das war eine Wucht, die ich so noch nie zuvor erlebt habe. Das Bild charakterisiert aber auch den Weg der TSG: Nadiem Amiri, ein Junge aus der Region, den ich damals als Nachwuchsverantwortlicher in die U16 geholt habe und Sandro Wagner, ein externer Neuzugang, der als Endzwanziger nach eher wechselhaften Jahren in der Bundesliga zu uns kam und Topleistungen gezeigt hat, die ihn schließlich noch zum FC Bayern führten. Sandro hat in der Saison davor mit seiner besonderen Art entscheidend dazu beigetragen, dass wir Tabellenvierter wurden. Ein echter Typ, dem ich als Trainer eine noch größere Karriere zutraue!“

2018

„Die Teilnahme an der Champions League war natürlich ein absolutes Highlight der vergangenen zehn Jahre. Wir hatten in der Gruppe mit Manchester City, Olympique Lyon und Shaktar Donezk etablierte Kräfte der Königsklasse zu Gast. Das bleibt im Gedächtnis, genau wie die Auswärtsreisen und Begegnungen mit den Verantwortlichen der Klubs. Wir durften erleben, etwa im Gespräch mit City-Sportdirektor Txiki Begiristain, zu dem ich heute noch Kontakt habe, wie respektvoll die Entwicklung der TSG Hoffenheim bewertet wurde. Das muss man sich immer wieder einmal bewusst machen, dass so ein Weltklub wie Manchester City sehr genau weiß, was wir hier leisten und wer wir sind. Wir haben uns auch international einen ausgezeichneten Ruf erworben, eine tolle Visitenkarte abgegeben. Das sind bleibende Erinnerungen und natürlich möchte jeder hier so etwas irgendwann gerne noch einmal erleben.“

2019

„Die Geschichte Joelintons war in vielerlei Hinsicht speziell, nicht nur weil er im Sommer 2019 zum Rekordtransfer des Klubs wurde. Er war hier ein besonderer Spieler mit einer besonderen Entwicklung, die wie so häufig nicht linear verlief. Joe musste in seiner Laufbahn und in seinem Leben immer wieder Widerstände aus dem Weg räumen. Nach seinem ersten Jahr bei uns, als er kurzfristig keine Perspektive auf regelmäßige Einsatzzeiten hatte, haben wir uns gemeinsam dafür entschieden, ihn für zwei Jahre nach Österreich zu verleihen. Er hat sich bei Rapid Wien ausgezeichnet entwickelt und als er 2018 zurückkam, war er de facto ein anderer Spieler. Er hat von den ersten Trainingstagen an, in allem was er tat, überzeugt. Seine Haltung, seine Spielleistungen, sein Wille, sein Fleiß, sein Ehrgeiz - alles war außergewöhnlich und er hat nahezu jeden Tag gezeigt, wo er hinwill. Joe hat unabhängig von seinen Fähigkeiten als Fußballprofi einen herausragenden Charakter, er hat es sich mit uns als Begleiter erarbeitet, nun in der Premier League zu spielen und als Rekordtransfer der TSG Hoffenheim in den Geschichtsbüchern zu stehen - und es gab ja bekanntlich nicht nur in jenem Sommer außergewöhnlich Transfers. So hat kein anderer Bundesligaklub im vergangenen Jahrzehnt höhere Transfererträge erzielen können als wir.“  

2020

 „Wieder einmal ein Spiel für unsere Geschichtsbücher, wieder einmal Dortmund. Auch das war ohne Frage ein ganz besonderer Moment. Ich wartete kurz nach dem letzten Saisonspiel darauf vor die Kameras zu treten und blickte nach anstrengenden, aber auch begeisternden Wochen ein bisschen ins Leere. Für mich war es insofern speziell, da ich in den letzten vier Spielen der Saison 2019/20 gemeinsam mit einem starken Trainerteam in der Rolle des Teamchefs agierte. Eine Konstellation, die sicher nur als Projektphase für vier Spiele tauglich war, die uns aber mit drei Siegen und tollem Fußball erneut nach Europa gebracht hat. Vor mir stand Andrej Kramarić, der nach vier Treffern den Spielball in der Hand hielt und wie ich das Trikot „LeTSGo, Europa mit Hoffe“ übergestreift hatte. Ich mag es eigentlich nicht in Superlativen zu denken, aber bei Andrej kommt man nur schwer drum herum. Es kann keinen Zweifel geben: Andrej ist einer der prägendsten Spieler in der Geschichte der TSG Hoffenheim und als Rekordtorschütze sowie WM-Finalist schon jetzt so etwas wie eine spielende Legende.“

2021

„Die Maske erinnert mich natürlich, wie viele Menschen, an die extrem belastende Corona-Zeit. Für uns als Klub war die Zeit wie für viele Wettbewerber auch eine nie dagewesene Herausforderung, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht.  Wir konnten im Sommer 2019 einen Rekord-Erlös erzielen, der in der Folge vor allem für die Konsolidierung verwendet werden musste. Dennoch möchte ich die Probleme der Fußballbranche gerne in Relation zu den tragischen Entwicklungen in unserer Gesellschaft setzen: Auch wenn es teilweise surreal war, in diesen leeren Arenen Fußball zu spielen - es war ein absolutes Privileg. Wir durften unter schwierigen und teilweisen obskuren Auflagen weitermachen, während andere nicht zur Arbeit gehen durften, Ausgangssperren verhängt, Schulen monatelang geschlossen und Spielplätze für unsere Kinder gesperrt wurden. Es war in vielerlei Hinsicht eine skurrile Zeit mit dramatischen Zügen und teilweise grotesken Entscheidungen, die tiefe Spuren hinterlassen haben.”

2022

„Benjamin Hübner war bis zu seinem verletzungsbedingten Karriereende im Dezember 2022 auf und neben dem Platz eine prägende Figur für uns, ein echter Kapitän. Benni hatte eine immense Bedeutung für die Mannschaft, nicht nur durch seine sportlichen Leistungen, sondern auch durch seine Persönlichkeit, durch seine Haltung, sein Wesen und sein Agieren in der Kabine. Spieler wie er wurden von uns als Stützen verpflichtet. Sie waren keine jungen Talente, die als Verkaufskandidaten gedacht waren, sondern von Beginn an als Stabilisatoren, an deren Seite sich junge Spieler entwickeln sollten. Benni hat seine Rolle herausragend ausgefüllt und sich zu einer echten Identifikationsfigur entwickelt, auch wenn er leider immer wieder mit schweren Verletzungen zu kämpfen hatte. Er ist mit Herzblut ein echter TSGler, der die Klub-DNA in sich trägt. Genau aus diesem Grund wollen wir ihn auch ganz bewusst perspektivisch bei uns einbinden.“

2023

„Das war nach dem Hertha-Spiel vor knapp zwei Wochen. Ich habe Rino in diesem Moment einfach nur zum Sieg gratuliert und mich auch über die Art und Weise gefreut, wie er zustande kam. Ich gebe gern zu, dass auch ich in dieser Situation erleichtert war, dass sich die Mannschaft endlich einmal mit drei Punkten belohnt hat. Bereits in den Wochen vorher war spürbar, wie sehr alle alles für das gemeinsame Ziel reingeworfen haben. Die Jungs hatten sich auf den Weg gemacht. Wir hatten mehr Spieler, die in Form kamen, Spieler kamen von Verletzungen zurück. Es fehlte trotz ansprechender Leistungen einfach ein Ergebnis. Aber es ist immer so, dass das Resultat der Leistung folgt und nicht andersherum. Gerade deshalb habe ich mich nach einer viel zu langen Durststrecke einfach nur gefreut - für Rino, für mich, für uns alle.“

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