Alle Ergebnisse TSG eSPORTS TSG IST BEWEGUNG TSG Radio
U23
30.03.2022

Mario Erb: Der, der mit allen kann

Bei der U23 ist Mario Erb einer der erfahrenen Führungsspieler, die vorangehen und an denen sich die Akademie-Talente orientieren sollen. Der 31-jährige gebürtige Münchener bringt für diese Rolle allerhand mit – und dass Erb bei vielen seiner Klubs Kapitän war, ist kein Zufall. Jungen Spielern, die ihre Karriere noch vor sich haben, kann er vor allem aus der Dritten Liga einiges berichten. Von turbulenten Stationen, Aufstiegen und Enttäuschungen.

Es waren andere Zeiten, als Mario Erb vor 26 Jahren mit dem Fußballspielen auf höherem Niveau angefangen hat. Schon im Alter von sieben Jahren wechselte Erb von seinem Bambini-Klub, dem ESV München, zum großen FC Bayern an die Säbener Straße. Doch er wurde nicht etwa von Bayern-Scouts entdeckt. Nein, sein Vater meldete ihn einfach beim deutschen Rekordmeister zu einem Probetraining an, und der kleine Mario durfte ohne vorherige Sichtungen vorspielen. „Da ist es dann gleich ganz gut gelaufen und ich bin am Schluss des Probetrainings sogar Elfmeterkönig geworden“, erinnert sich Erb.

Zur Saison 1996/97, die Münchener Profis hatten gerade Giovanni Trapattoni als Chefcoach verpflichtet, lief Erb also für die U7 des FCB auf. „Damals gab es für mich nichts Schöneres. Ich war schon vorher großer Bayern-Fan und mein Zimmer hatte sogar eine Bayern-Tapete.“ Vom glühenden Anhänger wurde Erb zum hoffnungsvollen Nachwuchstalent. Über die Jahre schaffte er immer ohne Probleme den Sprung in die nächste Altersstufe. Dabei war er stets Stammspieler, Leistungsträger – und oft auch Kapitän. Eine Rolle, die dem Innenverteidiger auch später noch häufig zuteilwerden sollte.

Deutscher U17-Meister mit den Bayern

Von Anfang an, seit der U7, waren die beiden späteren Profis Mehmet Ekici (73 Bundesligaspiele für Werder Bremen und den 1.FC Nürnberg) und Diego Contento (49 / FC Bayern, dreifacher Deutscher Meister sowie Champions-League-Sieger 2013) an seiner Seite. Gemeinsam mit den restlichen Teamkollegen bildeten Erb, Contento und Ekici über die Jahre eine schlagkräftige Truppe, die ihren Zenit in der U17 erreichen sollte.

Unter Trainer Stephan Beckenbauer wurde der FC Bayern mit der U17 in der Saison 2006/07 durch einen 1:0-Erfolg im Endspiel vor 7.000 Zuschauern im Stadion Rote Erde bei Borussia Dortmund Deutscher B-Jugend-Meister. Vor allem von seinem 2015 verstorbenen damaligen Coach schwärmt Erb, wenn er an die Meistersaison zurückdenkt. „Becki war ein überragender Trainer und ein wesentlicher Grund, warum wir so erfolgreich waren. Egal welchen Spieler man fragen würde, er kam einfach bei jedem gut an.“

WM-Teilnahme in Südkorea

Die so erfolgreiche U17-Saison brachte Erb auch auf den Radar des DFB. Mit der deutschen U17-Nationalmannschaft nahm er 2007 an der Weltmeisterschaft in Südkorea teil. „Das war sehr cool und eine Riesenerfahrung“, sagt Erb, der auch sportlich nur gute Erinnerungen an das Turnier hat. Mit Spielern wie Mario Götze, Sebastian Rudy, Kevin Trapp und Mehmet Ekici kamen die DFB-Junioren bis ins Halbfinale, wo sie am späteren Weltmeister Nigeria scheiterten. Durch einen Sieg gegen Ghana im Spiel um Platz drei schlossen die Deutschen das Turnier so gut ab wie in den 22 Jahren zuvor keine andere DFB-Auswahl. Erb war zudem in der Innenverteidigung gesetzt und kam in allen drei Gruppen- und vier K.o.-Spielen zum Einsatz.

Die guten Leistungen und Erfolge des aufstrebenden Innenverteidigers blieben auch im Profiteam der Bayern nicht unbemerkt. Als er nach seiner Junioren-Zeit zunächst für die in der Dritten Liga spielende zweite Mannschaft des Rekordmeisters übernommen wurde, durfte Erb immer mal wieder unter Louis van Gaal bei den Profis mittrainieren. „Van Gaal und sein Co-Trainer Andries Jonker waren sehr offen und immer korrekt zu mir.“ Im Liga-Total-Cup 2010 spielte Erb dann auch bei den Großen mit. In der Arena des FC Schalke 04 stand er beim Halbfinalsieg gegen den 1.FC Köln in der Startformation und kam bei der Finalniederlage gegen den Gastgeber in der zweiten Halbzeit ins Spiel.

Van Gaal hatte Erb jedoch als Rechtsverteidiger und nicht im Zentrum vorgesehen – und da spielte ein gewisser Philipp Lahm. Somit stand er vor allem für die zweite Mannschaft in der Dritten Liga auf dem Platz. Die Umstellung vom Junioren- auf den Erwachsenenfußball der Dritten Liga war anfangs nicht so einfach. „Es herrschte eine ganz andere Härte“, erinnert sich Erb, dessen erster Coach bei Bayern II Mehmet Scholl war. „Wir hatten eine gute Truppe und einen guten Trainer, der uns ordentlich gefordert hat. Ich erinnere mich vor allem an einen Satz: ,Ihr macht keinen Schritt weniger als ich bei Magath‘.“

Zweitliga-Erfahrung in Aachen

Doch Erb fand sich als robuster Verteidiger bei den Erwachsenen und in der neuen Spielklasse schnell zurecht. Und so folgte nach zwei Jahren bei Bayern II der nächste Schritt: der Wechsel in die Zweite Liga. Alemannia Aachens Trainer Peter Hyballa war von Erb überzeugt und wollte den jungen Abwehrspieler unbedingt in seinem Team haben. „Er hat sich sehr um mich bemüht und am Anfang habe ich auch gespielt. Aber dann wurde Hyballa gefeuert und mit Friedhelm Funkel kam ein Trainer, der nicht auf mich gesetzt hat.“

Im Winter zog sich Erb zudem eine Verletzung zu und so blieb sein Zweitliga-Einsatz am 6. Spieltag der Saison 2011/12 sein letzter. Dennoch blickt Erb gerne auf seine einzige Saison im Unterhaus der Bundesliga zurück. „Das Derby gegen Fortuna Düsseldorf oder auch im Millerntor-Stadion bei St. Pauli zu spielen, waren besondere Erfahrungen.“ Nach dem Abstieg der Aachener ging Erb mit der Alemannia in die Dritte Liga. Doch nach zwei Monaten meldete der Klub Insolvenz an. „Damit war die Saison gelaufen.“

Besondere Station beim KFC Uerdingen

Die Dritte Liga sollte von da an jedoch zu Erbs fester sportlicher Heimat werden. Zunächst in seiner tatsächlichen Heimat, in München. Die SpVgg Unterhaching verpflichtete ihn. „Eine schöne Zeit“, sagt der Verteidiger. „Wir haben jungen, wilden Fußball gespielt. Das hat Spaß gemacht.“ Abermals nach zwei Jahren folgte der Wechsel zum Ligarivalen Rot-Weiß Erfurt, wo er wieder zwei Jahre blieb und „eine schöne Zeit“ verlebte. Anschließend machte er einen kleinen Schritt zurück und ging zum KFC Uerdingen in die Regionalliga West.

Die Jahre im Trikot der Krefelder hat Erb als die bislang schönsten seiner Karriere abgespeichert. In der ersten Saison gelang direkt der Drittliga-Aufstieg durch zwei dramatische Aufstiegsspiele gegen Waldhof Mannheim. „Sportlich lief es sehr gut und privat haben meine Frau und ich uns dort unglaublich wohlgefühlt.“ In der Regionalliga durfte der KFC zudem noch im legendären Grotenburg-Stadion auflaufen. Spiele, die in Erbs Herzen einen ganz besonderen Platz haben. „Das hatte ein ganz besonderes Flair und war nicht zu vergleichen mit den Partien in Düsseldorf, wo wir dann ja in der Dritten Liga unsere Heimspiele austragen mussten.“

Enttäuschendes Ende bei Türkgücü

Wie schon bei vielen anderen Klubs war Erb auch in Uerdingen Kapitän. Warum er so oft die Binde trug, kann der 31-Jährige auch nicht so recht erklären. Eine Vermutung hat er dennoch: „Ich konnte in all meinen Teams mit allen und bin einer, der immer offen kommuniziert und versucht, seinen Mitspielern auf dem Platz zu helfen. Und es macht mir auch Spaß, eine Mannschaft zusammenzuhalten.“

In Uerdingen ging es nach dem Trainerwechsel von Stefan Krämer zu Heiko Vogel für Erb jedoch nicht mehr weiter. Die fehlende Spielzeit ließ ihn ein Angebot von Türkgücü München annehmen. „Der Schritt fiel mir allerdings aufgrund des tollen privaten Umfelds, das wir hatten, sehr schwer.“ Immerhin ging es für Erb und seine Frau, die ebenfalls aus München stammt, erneut zurück in die Heimat.

Nach dem Aufstieg mit Türkgücü in die Dritte Liga folgte eine turbulente Drittligasaison, an deren Ende eine unschöne Trennung stand und der Verteidiger zeitweise in Kurzarbeit geschickt wurde. „Das war leider eine schlechte Erfahrung in meiner Karriere und im Nachhinein wäre ich vielleicht lieber in Uerdingen geblieben. Aber im Fußball kannst du eben nie planen.“

„Jungs sollen wissen, was sie an der TSG haben“

Es folgte der Wechsel zur TSG und damit neun Jahre nach seinem Abschied vom FC Bayern die Rückkehr zu einer zweiten Mannschaft eines Profiklubs. „Hoffenheim konnte ich mir immer schon gut vorstellen, weil ich natürlich mitbekommen habe, was hier entstanden ist und wie hier gearbeitet wird.“ Erb hatte große Lust auf das professionelle Umfeld bei der TSG und natürlich auch darauf, wieder als Führungsspieler aufzutreten. „Ich wollte hier Verantwortung auf dem Platz und in der Kabine übernehmen und den Jungs etwas von dem mitgeben, was ich in meiner Laufbahn bisher erlebt habe.“

Eine Sache ist Erb besonders wichtig: „Die Jungs sollen wissen, was sie an der TSG haben und dass die Bedingungen hier nicht selbstverständlich sind. Trainingsanlagen, Kabinen, Duschen – das war bei den meisten meiner Klubs eine Katastrophe. Mit Ausnahme von Unterhaching vielleicht.“ Sportlich und menschlich ist Erb von seinem Team überzeugt: „Die Truppe ist top und ich komme mit allen gut klar. Auch wenn viele zehn Jahre jünger sind als ich. Aber zum Glück bin ich vom Kopf her jung geblieben.“

Auch privat ist Erb im Kraichgau zufrieden. Mit seiner Frau und der einjährigen Tochter ist er in Östringen heimisch geworden. „Es ist natürlich alles dörflicher, als ich es aus meiner Heimat und von meinen anderen Stationen gewohnt bin. Aber wir fühlen uns sehr wohl.“

„Trainerjob wäre interessant“

Trotzdem wird der Verteidiger, der im Laufe seiner Karriere auch häufiger mal im defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde, im Sommer nach München zurückkehren und dann nach zwölf Jahren seine professionelle Karriere beenden. Eine Idee für die Zeit nach der aktiven Laufbahn hat er jedoch schon. „Ich hatte einige Trainer in meiner Karriere, von denen ich viel mitnehmen konnte. Manuel Baum bei Haching war taktisch extrem gut, Stefan Krämer und Michael Wiesinger bei Uerdingen waren menschlich absolut top“, sagt Erb. „Der Trainerjob wäre für mich interessant – aber eher im Kinder- oder Jugendbereich.“

In die Arbeit mit jungen Spielern hat der 31-Jährige bereits in den vergangenen anderthalb Jahren bei der U23 hineingeschnuppert. Deshalb, vor allem aber wegen seiner bewegten Karriere, ist Erb für den nächsten Karriereschritt gut gerüstet. In den verbleibenden Wochen bis zum Karriereende steht aber noch einmal die aktive Laufbahn im Vordergrund: „Wir wollen die Saison gut zu Ende bringen. Die Regionalliga Südwest ist mit ihrer enormen Leistungsdichte sicherlich die stärkste Regionalliga in Deutschland. Da ist es für junge Spieler nicht immer einfach. Aber es ist auch meine Aufgabe, ihnen das Vertrauen in sich und ihr Können zu geben.“

Jetzt Downloaden!
Seite Drucken nach oben