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U23
16.02.2022

Gautier Ott: Der schnelle Elsässer

Die Corona-Pandemie kam zur Unzeit. Als Gautier Ott im Alter von 18 Jahren gerade sein Debüt in der Ligue 2 sowie in der französischen U18-Nationalmannschaft gegeben hatte, ereilte auch Frankreich im März 2020 der erste Lockdown. Nach der Fußball-Zwangspause entschied sich der Elsässer für einen Wechsel zur U23 der TSG Hoffenheim – und befindet sich nach einer Eingewöhnungsphase derzeit auf dem Weg nach oben.

Geboren wurde der Franzose mit dem Deutsch klingenden Nachnamen am 7. Januar 2002 in Straßburg. Aufgewachsen ist er eine halbe Auto-Stunde südlich in Rossfeld, einer kleinen Gemeinde zehn Kilometer Luftlinie vom Europa-Park in Rust entfernt und mit rund 1.000 Einwohnern kleiner als Hoffenheim.

Als Fünfjähriger schloss sich Ott dem Dorfklub FC Rossfeld an. 2014 wechselte er zum SC Schiltigheim, weil er den Verantwortlichen des Viertligisten aus dem Großraum Straßburg aufgefallen war. Hier spielten einst auch der Ex-Hoffenheimer Jonathan Schmid oder der ehemalige FC-Bayern-Profi Michaël Cuisance. Ott fiel unter anderem wegen seiner Schnelligkeit auf dem linken Flügel auf. „Die wurde mir in die Wiege gelegt“, sagt der Stürmer, der sein Elternhaus mit 13 Jahren verließ, um in die Sportschule Elsass-Lothringen einzuziehen. Schon als Kind fieberte Ott nicht etwa mit Racing Straßburg oder einem anderen französischen Klub mit, sein Herz schlug schon früh für den FC Barcelona und Lionel Messi. „Wobei ich immer die Mentalität von Cristiano Ronaldo bewundert habe“, präzisiert er.

Über Nancy in den Kraichgau

2017 folgte der Schritt zur AS Nancy, bei der auch Cuisance drei Jahre unter Vertrag stand und wo viele Jahre zuvor die Karriere des französischen Ausnahmekönners Michel Platini begonnen hatte. In Nancy ging es für Ott steil nach oben. Er gehörte zu den Leistungsträgern der U16 und U17 und spielte sich auch in den erweiterten Kreis der U-Nationalmannschaften. Am 12. Februar 2020 feierte er in der U18 der „Équipe Tricolore“ seinen Einstand, Frankreich besiegte in einem Test in Clairefontaine Italien mit 2:1.

Zwei Wochen später kam es fast noch besser. Im Zweitliga-Heimspiel gegen Clermont Foot wechselte ihn Trainer Jean-Luis Garcia, mittlerweile Chefcoach des belgischen Erstligisten RFC Seraing, in der Schlussviertelstunde ein. Zwar verlor Nancy 1:2 – für Ott war es aber „der bisher größte Moment meiner Laufbahn“. Dann kam der Lockdown. Und wenige Wochen später der Wechsel in den Kraichgau.

„Der deutsche Fußball hat mir schon immer gefallen. Als mir dann die TSG-Verantwortlichen ihren Plan aufgezeigt haben und ich die Trainingsmöglichkeiten vor Ort gesehen habe, wollte ich diesen Schritt gehen“, erklärt Ott. Heute wohnt er in Sinsheim. Auf sich allein gestellt zu sein ist für den Franzosen kein Problem, das kennt er schließlich seit seinem 13. Lebensjahr.

Pfeilschnell, sehr starker linker Fuß

Sein aktueller Trainer Kai Herdling beschreibt den mittlerweile 20-Jährigen so: „Pfeilschnell, sehr starker linker Fuß, gutes Dribbling. Zu Beginn musste er sich noch an die veränderten Umstände gewöhnen, an ein anderes Land und eine fremde Sprache. Sein Spiel muss noch geradliniger und taktisch sauberer werden, wenn er aber weiter so gut trainiert, wird er seinen Weg machen.“

In seine erste TSG-Saison ging Ott noch als A-Jugendlicher, einmal lief er sogar für die Hoffenheimer U19 auf. Sportliche Heimat war jedoch von Beginn an die U23. Die von seinem Trainer angesprochenen Umstände und einige kleinere Blessuren sorgten dafür, dass er es in seiner ersten Saison nur auf elf Einsätze brachte, zwei Mal in der Startelf, im Schnitt 23,5 Minuten pro Partie. „Natürlich bin ich damit nicht zufrieden. Jeder Spieler will auf dem Platz stehen, das ist normal“, sagt Ott, der seinem Landsmann Georginio Rutter bei dessen U23-Einsätzen als Übersetzer und Integrationshelfer eine große Hilfe war.

In der aktuellen Saison hat sich der schnelle Elsässer zum Stammspieler gemausert, auch wenn ihn eine Sprunggelenksverletzung, die er sich ausgerechnet bei einer Einheit mit den Profis zugezogen hat, für zwei Monate und zehn Pflichtspiele außer Gefecht gesetzt hat: Zwölf Einsätze, vier Tore und durchschnittlich 73 Minuten stehen für ihn in der Regionalliga Südwest zu Buche, in den Wintervorbereitungsspielen avancierte er zum Torgaranten.

Es läuft also im Moment für den Mann, der sich in seiner Freizeit gerne NBA-Spiele im französischen Fernsehen anschaut, dessen volle Konzentration allerdings dem Fußball gilt. „Wir werden sehen“, sagt er auf seine persönlichen Ziele angesprochen. „Ich will natürlich so weit wie möglich kommen. Was unsere Teamleistung angeht, ist klar: Wir müssen einfach mehr Spiele gewinnen.“

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