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U23
12.11.2020

Deji Beyreuther: Bereit für den nächsten Höhenflug

Er hat mit Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal gewonnen und genießt am Riederwald Kultstatus, weil er die A-Junioren mit einem Traumtor vor dem Bundesliga-Abstieg bewahrte. „Ich bin damals ziemlich hoch geflogen“, sagt Deji Beyreuther, der seit Sommer 2019 für die U23 der TSG Hoffenheim spielt – und sich nun für den nächsten Höhenflug bereit sieht. Hier ist seine Geschichte.

Am 6. September 1999 als Sohn einer deutschen Mutter und eines nigerianischen Vaters in Göttingen geboren, trat Deji Beyreuther bereits als Dreijähriger in die Spuren seines älteren Bruders Timm und kickte zunächst bei Sparta Göttingen in der Heimat. Als die Familie 2010 in die Mainmetropole zog, spielte er zunächst beim mittlerweile aufgelösten JFC und bewarb sich später bei der Eintracht. Doch nach einem Probetraining am Riederwald kam die negative Rückmeldung. „Das war eine bittere Enttäuschung, hat mich aber umso mehr motiviert“, blickt Beyreuther heute gelassen auf die Absage zurück. Der C-Jugendliche schloss sich schließlich 2014 dem damaligen Zweitligisten FSV an, dessen Trainingsgelände gerade mal 800 Meter Luftlinie entfernt liegt.

In seiner Freizeit schob Deji-Ousman, wie er mit vollem Namen heißt, Extra-Schichten auf einem Bolzplatz. Und im Winter 2016/17 holte ihn die Eintracht, die den Linksverteidiger über einen längeren Zeitraum beobachtet hatte, dann doch noch zu sich. Endlich Junioren-Bundesliga! „Ich hatte so eine große Lust auf diese Spielklasse und war glücklich, es endlich geschafft zu haben.“ Als A-Jugend--Jungjahrgang absolvierte Beyreuther jede noch ausstehende Partie und verpasste keine Minute.

Freistoßtor zum Klassenerhalt

Der Neuzugang lieferte regelmäßig ab und machte nebenbei seinen Realschul-Abschluss. „Viele Leute sagen, ich hätte immer so einen bösen Blick drauf, dabei bin ich eher der ruhige Beobachter-Typ.“ In seinem zweiten A-Jugend-Jahr durfte der Junge mit dem bösen Blick in der Länderspielpause im Oktober 2017 bei den Profis mittrainieren. „Trainer Niko Kovač war ein Fan von mir und ich durfte auch in einigen Testspielen ran. Ich hatte zu dem Zeitpunkt nicht einmal einen Profivertrag.“ Den unterschrieb Beyreuther kurz darauf für vier Jahre, trainierte in der ersten Mannschaft und sammelte Spielpraxis in der A-Junioren-Bundesliga. Die Bolzplatz-Zeiten, in denen Beyreuther mal Franck Ribéry, mal David Alaba war, waren endgültig vorbei.

Das wichtigste seiner insgesamt fünf Tore für die U19 hob er sich für die letzte Minute seines letzten Spiels auf. Im Fernduell mit dem SV Wehen Wiesbaden benötigte die Eintracht noch ein Tor, um den Bundesliga-Abstieg zu verhindern. Die 90. Minute im Auswärtsspiel beim 1.FC Heidenheim war angebrochen, als Frankfurt einen Freistoß zugesprochen bekam. Beyreuther knallte ihn kurzerhand aus 25 Metern in die rechte Ecke und sicherte der Eintracht die Rettung in letzter Sekunde. „Die Heidenheimer haben sich über unseren ausgelassenen Jubel gewundert, denn ich hatte ja lediglich auf 3:2 verkürzt und wir haben schließlich verloren.“ Punkt- und torgleich mit Wehen, aber mit einem mehr geschossenen Treffer hielten die Frankfurter die Klasse. Für diesen Freistoß feiern sie Beyreuther im Leistungszentrum noch heute.

„Ich bin ziemlich hoch geflogen“

Zwei Wochen später folgte das nächste Highlight: „Auch wenn ich nicht im Kader war, bin ich mit der ersten Mannschaft zum DFB-Pokal-Finale nach Berlin gefahren.“ Von der Tribüne des Olympiastadions bejubelte der 18-Jährige das sensationelle 3:1 gegen den FC Bayern München. Bei der großen Sause im Anschluss war er mittendrin und hielt selbstverständlich auch den Pokal in seinen Händen. „In dieser Zeit bin ich ziemlich hoch geflogen“, gibt der mittlerweile 21-Jährige zu. Danach ging es allerdings erst mal wieder ein paar Stufen zurück.

Die Eintracht verlieh den Mann für die linke Außenbahn im Januar 2019 zum Chemnitzer FC in die Regionalliga Nordost. Aufgrund einer Leistenverletzung kam Beyreuther nur in zwei von 15 möglichen Begegnungen zum Einsatz, feierte mit den Sachsen am Saisonende den Aufstieg in die Dritte Liga – und kehrte zunächst zu seiner Familie nach Frankfurt zurück.

„Dann kam das Angebot aus Hoffenheim. Ich habe zugesagt, denn ich wusste aus meiner Frankfurter Zeit, dass die TSG eine sehr gute Adresse ist“, sagt Beyreuther. Obwohl er mit Lucas Zeller nur einen seiner neuen Kollegen bereits kannte, lebte er sich im Kraichgau schnell ein. Die Umstellung von der pulsierenden Metropole zum beschaulichen Kraichgau ist ihm leicht gefallen: „Ich bin in Elliehausen bei Göttingen aufgewachsen. Das ist kleiner als Hoffenheim. Von daher war das kein Problem. Wenn meine Frankfurter Kumpels hin und wieder zu Besuch kommen, wundern sie sich, dass sie hier kein Netz haben“, lacht der Linksfuß, der in seiner ersten Saison 16 Spiele für „Hoffe zwo“ bestritt.

Zu Platz neun, den die U23 beim Corona-Saisonabbruch im Mai belegte, sagt er: „Das passt natürlich nicht. Wir sind besser als das.“ In seinem zweiten TSG-Jahr gibt Beyreuther nun richtig Vollgas. „Für mich persönlich lief es bislang sehr gut, ich habe hin und wieder bei den Profis mittrainieren dürfen und mich körperlich noch nie besser gefühlt als in den zurückliegenden fünf Wochen.“ Umso ärgerlicher, dass nun die zweite Corona-Unterbrechung da ist. Dass die U23 aufgrund des Hygienekonzepts und einer Dauertestung immerhin weiter trainieren darf, empfinden er und seine Teamkollegen als großes Privileg. „Wir wissen das sehr zu schätzen, trotzdem ist es schade, dass wir keine Pflichtspiele haben, denn ich hatte das Gefühl, auf einem richtig guten Weg zu sein.“

Nach dieser Saison soll es aufwärts gehen

Der junge Mann ist bescheidener geworden. „Ich schätze die Regionalliga Südwest mehr, als ich damals die Bundesliga geschätzt habe“, sagt der 21-Jährige, sein Selbstbewusstsein und seine wesentlichen Ziele hat er dennoch nicht aus den Augen verloren: „Ich will nach dieser Saison in einer höheren Liga spielen und traue mir das definitiv zu.“ Beyreuther selbst sieht seine Stärken im linken Fuß, der generellen Beidfüßigkeit und in seiner Schnelligkeit.

In seiner Freizeit schaut der gebürtige Göttinger gerne Premier-League-Fußball und unterstützt das Tierheim in Sinsheim. Hunde sind seine Leidenschaft. Lieblingsrasse: Labrador. „Früher hatte ich selbst einen Hund, den konnte ich aber leider nicht mit in die neue Wohnung nehmen.“

Von den ehemaligen Eintracht-Kollegen hat Beyreuther noch zu Johnny de Guzmán und Danny da Costa regen Kontakt. Beide standen beim DFB-Pokal-Sieg gegen die Bayern auf dem Rasen, ebenso wie der heutige TSG-Profi Mijat Gaćinović, der das alles entscheidende 3:1 erzielte. Mit einem anderen TSG-Profi, Kevin Akpoguma, teilt Beyreuther die nigerianischen Wurzeln. „Akpo“ hat vor einem Monat sein Debüt für die „Super Eagles“ gegeben. Eines Tages für die nigerianische Nationalmannschaft aufzulaufen, sei durchaus auch für ihn eine Option. „Ich will mich da aber nicht festlegen. Es darf gerne auch die deutsche sein.“

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