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U23
29.04.2020

Wildersinn: „Wäre schön, wieder den Rasen zu spüren“

Auch die U23 und ihr Cheftrainer Marco Wildersinn müssen sich weiter in Geduld üben. Ob die Saison in der Regionalliga Südwest fortgesetzt wird oder nicht, ist noch nicht entschieden. Eine unbefriedigende Situation für die Spieler von „Hoffe zwo“ und den 39-jährigen Fußballlehrer, der jedoch weiß, dass es momentan Wichtigeres gibt.

Marco, wir befinden uns in der siebten Wochen der Corona-Zwangspause. Auch Du bist seit dem 14. März im Homeoffice und nicht mehr im Trainingszentrum in Zuzenhausen. Wie verbringst Du die Zeit daheim?

Marco Wildersinn: Obwohl meine Tage gerade etwas anders aussehen als in meinem normalen Alltag, sind sie sehr arbeitsreich und geprägt von Fußball. Zwischen 8.30 Uhr und 17 Uhr sitze ich in der Regel vor dem Rechner oder telefoniere. Außerdem gibt es regelmäßige Termine wie Videokonferenzen mit dem Trainerteam oder zur Kaderplanung. Ich überarbeite einige Dinge und lese viel – zuletzt „Kobe Bryant - Mamba Mentality“. Darin gibt es auch für unsere Spieler viele interessante Aspekte. 

Was machst Du sonst noch?

Wildersinn: Ich schaue jede Menge Spiele. Teilweise von anderen Teams auf nationaler oder internationaler Ebene, hauptsächlich aber unsere eigenen, die schon länger zurückliegen. Dazu kommt man während der normalen Saison ja leider nicht so häufig. Es ist interessant zu sehen, wie wir uns als Mannschaft und wie sich einzelne Spieler im Verlauf der Saison entwickelt haben.

Mit wem außer Deinem Trainerteam tauschst Du Dich übers Telefon oder Videokonferenzen aus?

Wildersinn: Natürlich bin ich auch mit unseren Spielern in Kontakt. Die Jungs bekommen zusätzlich zu ihrem Trainingsprogramm regelmäßig Aufgaben, wie zum Beispiel die Analyse eines Spiels, damit sie sich auch mit taktischen Inhalten beschäftigen. Darüber tauschen wir uns dann recht viel aus. Momentan telefoniere ich aber auch häufig mit Trainerkollegen, etwa aus meinem Fußballlehrer-Lehrgang, und spreche mit ihnen über die aktuelle Situation und wie sie damit umgehen.

Und wie kommst Du damit klar? Belasten Dich die Einschränkungen?

Wildersinn: Es ist natürlich nicht angenehm, im Unklaren darüber zu sein, wann und wie es weiter geht. Das Gefühl, auf dem Platz zu stehen und Wettkämpfe zu bestreiten, fehlt, das ist klar. Ich mache mir aber keine großen Sorgen. Wir akzeptieren die Maßnahmen und werden weiter Geduld haben. Wenn man der Situation etwas Gutes abgewinnen will, dann, dass, sie einem die Möglichkeit gibt, etwas zu entschleunigen.

Und welchen Eindruck hast du von den Spielern? Befürchtest du, dass langsam der Lagerkoller ausbricht?

Wildersinn: Nein, ich habe nicht das Gefühl, dass wir da ein Problem bekommen könnten. Auch wenn die Spieler sich natürlich danach sehnen, auf den Trainingsplatz und in den Spielbetrieb zurückzukehren. Aber sie sind sehr diszipliniert und absolvieren ihr Heimtraining vorbildlich.

Wäre für Euch ähnlich wie bei den Profis das Training in Kleingruppen denkbar? Und würdest Du das als Fortschritt sehen?

Wildersinn: Aktuell dürfen wir im Gegensatz zu Regionalligisten aus anderen Bundesländern wie Offenbach oder Saarbrücken auch nicht in Kleingruppen auf den Platz. Wir sind da an die Weisungen des Landes Baden-Württemberg gebunden. Ein Fortschritt wäre es schon, denn es wäre einfach schön, den Rasen mal wieder unter den Füßen zu spüren und den Ball rollen zu sehen. Das Training in Kleingruppen bietet einem aber natürlich nur begrenzte Möglichkeiten. Über mehrere Wochen stelle ich mir eine solche Trainingsgestaltung sehr schwierig vor.

Wie es mit der aktuellen Regionalliga-Saison weitergehen soll, steht noch nicht fest. Worauf kommt es Deiner Meinung nach bei der Entscheidung, ob die Saison abgebrochen oder fortgesetzt wird, an?

Wildersinn: Priorität muss ganz klar die Gesundheit aller haben. Ansonsten werden momentan viele Szenarien diskutiert. Ich denke, es wird schwierig, einen Konsens zu finden, aber ich hoffe, dass am Ende alle so schlau sind, an einem Strang zu ziehen.

Neben der aktuellen Saison wird ja auch schon auf die nächste geschaut. Normalerweise wäre die Kaderplanung für 2020/21 jetzt in vollem Gange oder sogar schon abgeschlossen. Ist diese durch Corona beeinträchtigt?

Wildersinn: Ja, die Planungen stocken gerade etwas, weil wir aktuell keine neuen Gespräche mit Spielern aufnehmen. Da wir aber schon viele Entscheidungen bezüglich Übernahmen aus der U19 und Vertragsverlängerungen der aktuellen U23-Spieler getroffen haben, sind wir trotzdem auf einem guten Stand.

Zurzeit wird viel darüber gesprochen, ob der Fußball oder das Fußball-Geschäft ein anderes sein wird nach Corona. Was glaubst Du, könnte sich ändern?

Wildersinn: Den Vereinen wird weniger Geld zur Verfügung stehen. Das wird sich auf Ablösesummen und Gehälter auswirken. Der eine oder andere Platz im Kader oder Trainerteam wird eventuell erst mal nicht besetzt werden, was es für manchen Spieler oder Trainer schwieriger machen wird, einen Verein zu finden. Vielleicht wird diese Situationen dazu beitragen, dass alle wieder etwas mehr Dankbarkeit und Demut an den Tag legen und es zu schätzen wissen, diesen wunderbaren Beruf ausüben zu dürfen. Darüber würde ich mich freuen.

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