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U23
16.11.2018

Chinedu Ekene: Neuer Anlauf im Kraichgau

Bei Bayer Leverkusen und in den Nachwuchsmannschaften des DFB war Chinedu Ekene einst auf der Überholspur, doch dann begann bei dem Stürmer eine für Jugendspieler ungewöhnlich heftige Verletzungsmisere. Nach harten Jahren mit mehr Zeit in der Reha als auf dem Fußballplatz startet der 19-Jährige nun neu durch – bei der U23 der TSG.

Chinedu Ekene ist ein positiver Mensch. Schon bei der ersten Begegnung fällt das freundliche Wesen und die offene Art des 19-jährigen gebürtigen Wuppertalers auf. Doch als ihn sein Knie in der U19 von Bayer Leverkusen auch nach einem Jahr einfach nicht wieder Fußball spielen lassen wollte, fiel es auch ihm nicht immer leicht, positiv in die Zukunft zu schauen. „Es war schon sehr schwer und ohne meine Familie und meine Verlobte hätte ich das nicht durchgestanden“, so Ekene.

Bereits in der U8 war der Sohn einer deutschen Mutter und eines nigerianischen Vaters, der mittlerweile ebenfalls den deutschen Pass hat, vom Wuppertaler Stadtteilverein Viktoria Rott in die Jugend von Bayer Leverkusen gewechselt. Bei dem Bundesliga-Nachwuchs zählte der schnelle und kräftige Stürmer stets zu den Besten. Er schaffte es in die deutsche U15-, U16- und U17-Nationalmannschaft und feierte an der Seite des heutigen A-Nationalspielers Kai Havertz in der Saison 2015/16 seinen bis dahin größten Erfolg: die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft.

Nachdem er stark in die Runde gestartet war und in 13 Spielen zehn Tore erzielt hatte, hatte ihn von Dezember bis Mai wieder mal eine Verletzung außer Gefecht gesetzt. Doch pünktlich zum Halbfinale um den nationalen U17-Titel war der Stürmer wieder da. In beiden Spielen gegen den VfL Wolfsburg setzte der heutige Trainer des 1.FC Köln, Markus Anfang, auf Ekene und auch im Finale gegen Borussia Dortmund kam der Torjäger von Beginn an zum Einsatz.

Emotionaler Moment im DM-Finale

Vor 6.150 Zuschauern im Dortmunder Stadion „Rote Erde“ waren Ekene & Co. in der ersten Halbzeit klar unterlegen, doch im zweiten Durchgang drehten die Bayer-Talente auf. Nach der 1:0-Führung durch Havertz drückte der BVB zwar auf den Ausgleich, doch in der Nachspielzeit fuhren die Rheinländer den letzten entscheidenden Konter: Am Ende war es Ekene, der nach kräftezehrenden 80 Minuten noch einmal zu einem letzten Sprint ansetzte und das Auge für seinen Sturmpartner Jakub Bednarczyk hatte. Das 2:0 war die Entscheidung und Ekene damit Deutscher B-Jugend-Meister. „Das war für mich wahnsinnig emotional, weil ich in dem Jahr so viel Pech mit Verletzungen hatte. Von diesem Spiel und dem Tor zum 2:0 werde ich sicherlich noch meinen Kindern erzählen“, schwärmt der Angreifer.

Die immer wiederkehrenden Verletzungen beschäftigten Ekene jedoch schon seit der U14: eine Schambeinentzündung, zwei Sprunggelenk-OPs, eine Sitzbeinentzündung und schließlich ein Patellasehnenanriss, der ihm 14 Monate lang zu schaffen machte. Für ein hoffnungsvolles Talent eigentlich zu viel, um noch den Sprung nach ganz oben zu schaffen. Doch trotz all der Rückschläge zweifelte Ekene nie an sich und daran, sein Geld mit seiner großen Leidenschaft, dem Fußballspielen, verdienen zu können. „Ich habe mich nie groß bemitleidet, denn es gibt immer Leute, denen es noch wesentlich schlechter geht. Und Zweifel kamen für mich nicht infrage, denn ich weiß, was ich will, und das kann ich nicht einfach aufgeben.“

„Überragend, was hier alles für uns gemacht wird“

Sein Durchhaltevermögen, seine körperlichen Voraussetzungen und natürlich sein fußballerisches Talent schienen sich schließlich im Dezember 2017 auszuzahlen: In einer Länderspielpause durfte Ekene gemeinsam mit einigen anderen Nachwuchsspielern bei den Profis mittrainieren. „Damals war ich leistungsmäßig auf meinem Höhepunkt und nach dem Training kam der damalige Profitrainer Roger Schmidt auf mich zu und hat mich direkt nach meiner Vertragssituation gefragt.“ Danach ging es ganz schnell, der Profivertrag war unterschrieben und Ekenes großes Zwischenziel erreicht.

Doch die Verletzungen machten dem Angreifer erneut einen Strich durch die Rechnung. Sein Knie ließ ihn im zweiten Halbjahr zwar noch acht Spiele bestreiten, aber nicht mehr so richtig an seine Topform herankommen. Nach dem Übergang vom Junioren- in den Profibereich musste sich Ekene eingestehen, dass seine körperliche Verfassung nicht ausreicht, um sich gegen die hochkarätige Konkurrenz im Bayer-Sturm durchzusetzen. „Mir war klar, dass ich jetzt mehr Spielzeit brauche. Deshalb ist der Gang in die Regionalliga nun auch kein Rückschritt für mich. Ich war mit meiner Familie bei der TSG und habe mir alles angeschaut. Es ist schon überragend, was hier alles für die zweite Mannschaft gemacht wird.“

Schnell Anschluss gefunden

Perspektivisch schien der Schritt zur TSG für Ekene also Sinn zu machen, doch persönlich war es eine große Umstellung für den älteren Bruder des deutschen U16-Nationalspielers Achunike Ekene, der bei Bayer Leverkusen in der U17 spielt. „Bis dahin habe ich noch bei meinen Eltern gewohnt. Ich war also jetzt das erste Mal von zu Hause weg. Natürlich war es eine große Umstellung und ich vermisse meine Familie. Aber meine Verlobte ist mit mir nach Zuzenhausen gezogen und unterstützt mich, wo sie nur kann. Außerdem kommt mich meine Familie häufig besuchen.“

In der Mannschaft ist „Chine“, wie er von jedem genannt wird, schnell angekommen. „Ich wurde sofort super aufgenommen. Moody Chana und Alfi Amade kannte ich schon vom DFB und gegen Dome Alberico, Corey Lee Anton und Rui Monteiro-Mendes habe ich immer mal gespielt. Das hat es mir natürlich leichter gemacht“, so der 19-Jährige, der sich häufig mit seinen Mitspielern Anton, Monteiro-Mendes oder auch Philipp Strompf zum Fußballschauen oder Kartenspielen trifft.

Zuletzt Doppelpack gegen Stadtallendorf

Sportlich kommt der dynamische Stürmer nach kleineren Wehwehchen in der Vorbereitung zudem immer besser in die Spur. Neben einigen Kurzeinsätzen überzeugte Ekene vor allem in seinem bislang einzigen Startelf-Spiel gegen Hessen Dreieich mit einer starken Leistung und einem Tor. Am vergangenen Wochenende kam er dann gegen Eintracht Stadtallendorf nach einer knappen Stunde beim Stand von 0:0 ins Spiel und sorgte für mächtig Betrieb. Zwei Treffer steuerte er zum am Ende deutlichen 4:0-Erfolg bei, wobei vor allem der zweite Treffer, ein millimetergenauer Schlenzer in den Winkel, zum Zungeschnalzen war.

Es ist zu spüren, dass sich das Sturmtalent rundum wohlfühlt im Kraichgau und bei der TSG. „Ich habe hier Topbedingungen und super Leute um mich herum. Deshalb habe ich den Wechsel nach Hoffenheim noch keine Sekunde lang bereut“, sagt Ekene voller Überzeugung. Nachdem er zuvor zwölf Jahre lang das rot-schwarze Leverkusen-Trikot getragen hat, möchte er nun im blau-weißen TSG-Dress den Durchbruch schaffen. Der Anfang ist gemacht.

 

Hier geht es zum Steckbrief von Chinedu Ekene.

 

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