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MÄNNER
29.06.2018

Lutz Pfannenstiel: "Da warten die großen Brocken"

Lutz Pfannenstiel, Leiter Internationale Beziehungen und Scouting der TSG Hoffenheim, arbeitet während der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 unter anderem als Experte für das ZDF, doch achtzehn99.de hat ihn trotzdem erreicht: Wir sprachen mit dem "Welttorhüter" über fußballerische WM-Trends, taktische Meisterleistungen und natürlich die Titelchancen unserer beiden TSG-Profis Andrej Kramaric und Steven Zuber.

Lutz, wir haben bisher spannende Spiele und natürlich die große Überraschung – das Ausscheiden der deutschen Elf – bei der WM erlebt. Was hat für Dich die Gruppenphase in Russland ausgemacht?

Lutz Pfannenstiel: "Mir ist aufgefallen, dass die Schere zwischen Groß und Klein immer kleiner wird, und sich die 'kleineren Fußballnationen' immer besser verkaufen. Marokko und Iran haben einen super Job gemacht – doch am Ende schaut man sich die Teams im Achtelfinale an und stellt fest: Außer Deutschland haben es alle hochgehandelten Mannschaften geschafft. Ab dem Viertelfinale sind dann wahrscheinlich nur noch große Namen dabei."

Die TSG-Profis Andrej Kramaric (Kroatien) und Steven Zuber (Schweiz) haben beide den Sprung unter die letzten 16 geschafft. Was traust Du ihren Teams im weiteren Turnierverlauf zu?

Pfannenstiel: "Kroatien hat bisher mit den beeindruckendsten Fußball gespielt. Sie haben eine tolle Mannschaft vom Auftritt und der Mischung ihrer Charaktere her, eine sehr gut organisierte Defensive und mit Luka Modric und Ivan Rakitic zwei Mittelfeldspieler der Extraklasse. Wenn du in dieser Gruppe neun Punkte holst, dann gehörst du automatisch zu den Mitfavoriten. Die Schweizer konnten im ersten Gruppenspiel einen Punkt gegen Brasilien holen und sind aufgrund ihrer spielerischen Klasse im Achtelfinale gegen Schweden favorisiert. Danach warten für Steven und seine Freunde aber die ganz großen Brocken."

Schweden setzte sich als Erster in der Gruppe des DFB-Teams durch – auf was muss sich die Schweiz im Achtelfinale gegen "Tre Konor" einstellen? 

Pfannenstiel: "Schweden spielt immer das gleiche System: Plan A, Plan A, Plan A, das heißt 4-4-2 mit engen Abständen, guter defensiver Organisation, schnellem Umschaltspiel und den Fokus auf Standardsituationen. Das haben sie gegen Deutschland gezeigt und in der Gruppe bewiesen. Es ist eine sehr einfache Taktik – den Schweden fehlen die großen Individualisten, sie kommen über das Team. Aber genau das ist ihre Stärke."

Du sagst, Kroatien und Andrej Kramaric seien Mitfavoriten auf den Turniersieg – wer sind die anderen? 

Pfannenstiel: "Es hat sich genau das eingestellt, was man vor Beginn des Turniers erwartet hat: Außer der großen Sensation, dass Deutschland nach Hause fährt, sind alle Mitfavoriten durchgekommen. Einige von ihnen hatten zwar Probleme, einige Top-Favoriten konnten spielerisch nicht überzeugen, doch in der K.o.-Phase sind die Uhren auf null gestellt. Und: Trotz allem konnten sich alle großen Mannschaften für das Achtelfinale qualifizieren. Die Favoriten bleiben die gleichen: Brasilien, Spanien und Frankreich. Belgien und Kroatien räume ich Außenseiterchancen ein – die fünf werden es unter sich ausmachen."

Auf welches Achtelfinale freust Du dich am meisten? 

Pfannenstiel: "Frankreich gegen Argentinien ist immer ein großes Spiel. Beide Mannschaften stehen in gewisser Weise schon unter Bringschuld: Frankreich konnte zwar die Gruppe gewinnen, aber spielerisch nicht überzeugen – Argentinien war bereits mit einem Bein zu Hause. Das Duell zweier großer Fußballnationen wird sehr, sehr interessant zu sehen sein. Genauso interessant wird das Duell zwischen Portugal und Uruguay: Zwei Mannschaften, die sehr defensiv aufgetreten sind, obwohl sie mit Cristiano Ronaldo und Suarez jeweils einen Megastar in ihren Reihen haben. Und: Nach der taktischen Meisterleistung der Mexikaner im Gruppenspiel gegen Deutschland bin ich gespannt, ob sich Trainer Juan Carlos Osorio auch etwas Besonderes gegen Brasilien einfallen lässt."

Wie beurteilst Du das taktische Niveau bisher und welche veränderten Herangehensweisen erwartest Du ab dem Achtelfinale? 

Pfannenstiel: "Wir haben bisher eine sehr taktisch geprägte Weltmeisterschaft gesehen. Viele Mannschaften, wie Iran beispielsweise, haben vor allem taktisch überzeugt: Sie sind ihrem Stil treu geblieben und haben ihre taktische Ausrichtung beibehalten. Das hat natürlich dazu geführt, dass das große Offensivfeuerwerk – außer beim Spiel der Spanier gegen Portugal – noch gefehlt hat. In der Gruppenphase ist der Fußball aber grundsätzlich viel ergebnisorientierter, als Trainer gehst du weniger Risiko. Das wird sich in der K.o.-Runde aber ändern."

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