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MÄNNER
06.03.2017

Wenig sehen für eine bessere Wahrnehmung

Aufgeschlossen für neue Ideen. Ausprobieren, was besser machen könnte. Mit innovativer Arbeit im Training die Profis für das Spiel am Wochenende verbessern – Michael Rechner, Torwarttrainer der Bundesliga-Mannschaft, arbeitet bei der TSG daran, die Spieler in seinem Zuständigskeitsbereich Tag für Tag, Stück für Stück nach vorne zu bringen – mit immer neuen, spannenden Hilfsmitteln.

Mit dem Bauch voran legt sich Oliver Baumann auf den roten Balance-Ball, die Beine gerade nach hinten gestreckt, die Arme gehen nach vorne oben. Vor ihm: Alexander Stolz und Gregor Kobel, die ihrem Torwart-Kollegen nun abwechselnd Bälle zuwerfen. Baumann fängt sie, wirft sie zurück, ohne dabei aus dem Gleichgewicht zu geraten. Torwarttrainer Michael Rechner schaut sich das Ganze von der Seitenlinie aus an. Auf den ersten Blick keine ungewöhnliche Trainingsmethode – wäre da nicht dieses eine Detail. Denn trotz grauem Himmel und Nieselregen trägt "Hoffes" Nummer eins eine "Sonnenbrille".

Zumindest optisch erinnert das Trainingsgerät auf Baumanns Nase an eine Sonnenbrille. Aber nein, um ein Accessoire handelt es sich hierbei wahrlich nicht: vielmehr ist diese Brille, auch Visionup Strobe Glasses genannt, einer der Gründe, warum Baumann in diesem Jahr bislang so selten hinter sich greifen musste - in acht Bundesligapielen der Saison sogar gar nicht. Ein Vergleich zur Vorsaison: 2015/16 standen am 23. Spieltag 36 Gegentore auf dem TSG-Konto, heute lediglich 24. 

Dunkel, hell. Dunkel, hell.

Seit knapp einem halben Jahr trainieren die TSG-Schlussmänner mit der Brille, ein- bis zweimal kommt sie dabei unter der Woche im Training zum Einsatz. Als neues technisches Hilfsmittel, das nicht nur das Gehirn aktivieren, sondern auch gleich das Torwartspiel weiterentwickeln soll. "Es ist schwierig mit den Gläsern zu trainieren, weil einem ganz oft die Sicht genommen wird", sagt Oliver Baumann. "Es wird dunkel, hell, dann wieder dunkel, wieder hell. Es ist mal schnell, mal langsam. Dadurch entstehen öfters mal Timing-Probleme und es stört den Ablauf", was wiederum die Wahrnehmung, Antizipation und Informationsverarbeitung von Baumann, Stolz und Kobel stärkt, erklärt der 26-Jährige weiter.

"Deshalb wird sie auch kurz vor Spielbeginn noch einmal aufgesetzt", erzählt Michael Rechner. "Für jeweils nur eine Minute wärmt sich Oli eine Stunde vor Anpfiff mit der Visionup in der Kabine auf." Der Effekt: Konzentration und Fokus sind anschließend erhöht.

Ihre Wirkung hat die Brille prompt bei ihrem ersten Einsatz gezeigt, damals im Dezember beim Heimspiel gegen den 1. FC Köln: 4:0 lautete der Endstand, mit einem überragend haltenden Oliver Baumann im Tor. "Ich glaube, dass das Gehirn durch die Brille sehr stark aktiviert wird und man dadurch sowohl einen guten Ablauf als oftmals auch das perfekte Timing erwischt", so Oliver Baumann. "Sobald ich die Brille absetze, fühlt es sich deutlich leichter an, Bälle zu fangen und alles wahrzunehmen."

Technologie nur, wenn sie sinnvoll ist

Doch woher kommt die Idee mit der Brille? Michael Rechner erklärt: "Vor fünf Jahren habe ich Patrick Foletti, Torwarttrainer des Schweizer A-Nationalteams, kennengelernt, mittlerweile ist er ein guter Freund geworden, mit dem ich oft über die Torwart-Philosophie diskutiere, er hat mir die Visionup Strobe Glasses nahe gebracht."

Für Rechner, der sich regelmäßig über technische Fortschritte erkundigt, ein interessantes Werkzeug. Denn der Spieler soll durch die Brille lernen, Spielinformationen rechtzeitig zu erkennen und auch zu sortieren. "Für einen Torhüter ist es enorm wichtig, den Gegner schnellstmöglich zu analysieren. Das Spiel lesen, die nächste Aktion des Gegners antizipieren – mit die größte Stärke von Oli Baumann. Für mich ist Oli in diesem Bereich der beste Torwart in der Bundesliga", so Rechner.

Mittlerweile habe sich Baumann an die schlechte "Durchsicht" im Training aber gewöhnt und den Trainingseffekt wahrgenommen. Auch Michael Rechner ist zufrieden mit der Weiterentwicklung: "Ich benutze gerne Technologie im Training, aber nur, wenn sie auch sinnvoll ist - und das ist bei der Visionup definitiv der Fall." Vielmehr begeistert ihn aber die Offenheit seiner Jungs, neue Elemente im Training auszuprobieren. Denn diese Offenheit ist Grundvoraussetzung, um Neues zu integrieren. Auch das sieht Rechner als große Stärke seiner drei Schützlinge.

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