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MÄNNER
25.12.2016

Nagelsmann: "Energie wieder auf 110 Prozent bringen"

Für Julian Nagelsmann geht ein ereignisreiches, turbulentes, verrücktes und gutes Jahr zu Ende. Mit achtzehn99.de blickt der Cheftrainer zurück, erzählt wie er zur Ruhe kommt, woher er seine Motivation nimmt und verrät seine Wünsche für 2017.

2016 liegt fast komplett hinter uns. Es war erfolgreich und turbulent. Nun heißt es erstmal Winterpause in der Bundesliga, wie kommst du zur Ruhe?

Julian Nagelsmann: Ich werde die Weihnachtszeit mit meiner Familie und Freunden im Skiurlaub verbringen. Im Kreis der Familie kann ich abschalten und mal nicht an Fußball denken. Das ist wichtig und bedeutend, um mein Energielevel wieder auf 110% hochzuschrauben. Es wird sicher auch Momente geben, in denen ich mich komplett zurückziehe und nur für mich bin, um das Jahr zu reflektieren und darüber nachzudenken, was 2016 an positiven und verrückten Dingen alles passiert ist.

Dann geht es mit neuem Schwung in die Vorbereitung, die in Zuzenhausen stattfindet. Was sprach dafür, hier zu bleiben statt im Ausland ein Trainingslager zu beziehen?

Nagelsmann: Wir haben nur 14 Tage Zeit, um uns vorzubereiten. Wenn man wegfliegt, gehen schon einige Tage für die Reisezeit verloren. Es ist keine grundsätzliche Abkehr davon, die Vorbereitung im Ausland zu verbringen. Aber für die kurze Zeit macht es für mich mehr Sinn, in der Heimat zu bleiben. Wir haben hier top Möglichkeiten, super Bedingungen und tolle Rasenplätze.

Bei all dem Zeitdruck und aller Aufregung der vergangenen Monate bist du immer fröhlich und gut gelaunt geblieben. Woraus ziehst du deine Motivation?

Nagelsmann: Ich bin sehr glücklich, gesund zu sein. Das trägt viel zu meinem Glücklichsein bei. Dazu habe ich sehr große Freude, im Fußball zu arbeiten, das ist meine Leidenschaft, seitdem ich ein kleiner Junge war. Ich tausche mich außerdem mit Menschen aus Extremsportarten oder der freien Wirtschaft aus und versuche mir dort von Grenzgängern wie zum Beispiel Extrem-Bergsteigern abzuschauen, woher diese ihre Motivation ziehen.

Viele Beobachter denken in Schubladen. Kannst du mit Kategorien wie Baby-Mourinho, Bubi-Trainer, Lausbub oder Laptop-Trainer etwas anfangen?

Nagelsmann: Das Schubladendenken ist in unserem Business, dem Profi-Fußball relativ normal. Man steckt Menschen schnell in Schubladen, weil einfach nicht die Zeit dazu da ist, Menschen bewerten und ausführlich beobachten zu können. Ich kann damit aber nicht viel anfangen.

Für dich waren die letzten Wochen und Monate auch ein täglicher Medien-Marathon neben der Trainingsarbeit. War es zu viel?

Nagelsmann: Nein. Ich denke, dass ich mit den Medien ganz gut zurechtkomme. Das ist auch eine Seite meines Jobs, die mir Spaß macht. Ich kann natürlich nicht alles machen, ich habe einen Haupt-Job und das ist die Trainingsarbeit. Die Medienarbeit gehört dazu, ich versuche, viele Medien zu bedienen, aber alles geht leider nicht, weil meine Kerntätigkeit, die Trainingsarbeit auf dem Platz nie zu kurz kommen darf, sie muss immer oberste Priorität haben.

Jeder will die kleinsten Geheimnisse deiner Trainingsarbeit wissen – nervt das nicht?

Nagelsmann: Ich glaube, auch das ist völlig normal. Das wäre bei mir wahrscheinlich auch nicht anders. Wenn ein so junger Trainer so erfolgreich mit seiner Mannschaft spielt, dann ist doch klar, dass man als Außenstehender Einblicke bekommen möchte, warum es so läuft. Ich versuche auch, kleine Details preiszugeben, um die Menschen teil haben zu lassen und mitzunehmen.

Auf dem Trainingsplatz wird unheimlich viel beobachtet, Informationen verbreiten sich über das Internet rasend schnell – ist das nicht störend?

Nagelsmann: Es ist schon so, dass die Fußballwelt immer gläserner wird. Jeder Fan und Journalist hat die Möglichkeit, mit seinem Smartphone Bilder zu machen und diese in der ganzen Welt zu verteilen. Als Verein hast du da keine große Kontrolle. Das ist auch der Grund, warum wir Einheiten auch mal hinter verschlossenen Türen machen, um taktische Details nicht preiszugeben. Da geht es in erster Linie darum, dass man ein Fußballspiel erfolgreich gestaltet. Aber es geht nicht nur um Sieg oder Niederlage, sondern auch darum, mit erfolgreichen Spielen, die Jobs der Mitarbeiter zu sichern. Deshalb müssen wir auch ab und an unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren.

Der Wettkampf wird härter, das Spiel auf dem Platz auch. Zuletzt wurde zudem viel über Schiedsrichterleistungen gesprochen. Ist die Liga aus deiner Sicht unfairer geworden?

Nagelsmann: Nein, das glaube ich nicht. Die Schiedsrichterleistungen sind nicht schlecht. Es gibt natürlich immer mal wieder ein Spiel, in dem die Leistung der Schiedsrichter nicht so ist, wie man sich das vorstellt. Es gab aber einen Generationswechsel unter den Schiris und man muss den Referees auch die Zeit geben, sich dem Druck anzupassen. Als Schiedsrichter ist man nicht immer beliebt, man sollte deshalb auch darauf Rücksicht nehmen, dass die Schiedsrichter Zeit brauchen, sich zu entwickeln. Ich denke, dass es grundsätzlich eine Anpassung an den internationalen Fußball ist. In England werden viel weniger Dinge abgepfiffen. Deutsche Topklubs müssen sich dieser Spielweise auch anpassen, um international zu bestehen. Allerdings: Es darf nicht brutal werden. Eine gewisse Aggressivität und Robustheit jedoch muss jeder Spieler an den Tag legen – immer unter der Überschrift Fairness.

Für dich war es ein bewegendes und rasantes Jahr mit Bundesliga-Debüt, Klassenerhalt, einer starken Hinrunde – was wünscht du dir nach solch einem Jahr noch für 2017?

Nagelsmann: Es wäre schön, wenn es so erfolgreich weitergeht. Es ist ganz wichtig, dass wir nie die Bodenhaftung verlieren, sondern auch Lust haben, hart für den Erfolg zu arbeiten. Ich habe auch immer wieder Momente, in denen ich zurückblicke und mir denke: Da hatte ich Glück, es hätte auch anders laufen können. Uns ist nichts in den Schoß gefallen, sondern wir haben als gesamter Klub und als Team hart dafür gearbeitet, dass es so läuft wie jetzt. Das werden wir auch 2017 tun. Ich wünsche mir, dass die Mannschaft diese Bereitschaft auch weiterhin an den Tag legt und wir erfolgreich Fußball spielen. Ich habe keine Wünsche für bestimmte Tabellenregionen, sondern dass wir so weitermachen wie zuletzt.

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