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CAMPUS
11.05.2016

Kaltenbachs Adrenalin und Beckenbauers Erinnerungen

Jochen Stutzky, der Feldreporter von Sport1, schaute etwas verdutzt, als Julian Nagelsmann ihn nach dem Endergebnis fragte, antwortete aber dennoch: 3:1. „Und was habe ich getippt?“, schob Nagelsmann hinterher. 3:1, wiederholte Stutzky. Jetzt erinnerte er sich. Im Interview vor dem Halbfinal-Hinspiel um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft gegen Werder Bremen hatte der TSG-Chefcoach das korrekte Resultat vorausgesagt. „Ein echter Experte“, bestätigte Stutzky.

Die Stimmung war gelöst im Dietmar-Hopp-Stadion nach dem starken Auftritt der U19 vor 2.310 Zuschauern. Sie war es auch schon zuvor gewesen. Im Nachwuchsleistungszentrum herrschte noch am Spieltag eine lockere, von Zuversicht geprägte Atmosphäre. Anspannung ja, Nervosität nein. Immerhin war es das dritte DM-Halbfinale in nur zwei Jahren.

Zahlreiche Prominenz aus den Scoutingbereichen anderer Bundesligisten war aufmarschiert, um trotz Live-Übertragung im Fernsehen vor Ort auf Talentsichtung zu gehen. Auch Franz Beckenbauer war gekommen und tauschte vor der Partie mit Stadionsprecher Horst Heinlein ein paar Erinnerungen von seinem letzten Besuch in der Silbergasse aus. „Da war dort noch eine Holztribüne“, sagte der „Kaiser“ mit gerolltem R und deutete in Richtung Gegengerade. Es hat sich einiges getan in Hoffenheim seit 1999.

Starke Leistung trotz vieler Ausfälle

Die Partie gegen Werder Bremen war das vierte Heimspiel einer Hoffenheimer A- oder B-Jugend auf nationalem Niveau, zum vierten Mal blieb die TSG im Hopp-Stadion unbesiegt. Nur einer wollte noch nicht so ganz in die Jubelgesänge einstimmen. U19-Trainer Matthias Kaltenbach war in den Minuten nach dem Abpfiff noch etwas angefressen. Ja, sein Team hatte mehrere Chancen zum 4:0. Ja, der Gegentreffer kurz vor Schluss war vermeidbar. Doch zwei Stunden später, als er nach intensiver Vorbereitung, Interviews vor und nach dem Spiel und lautstarkem Coaching über 90 Minuten das Adrenalin wieder abgebaut hatte, freundete auch er sich mit diesem sehr guten Ergebnis an.

Denn da war zum Beispiel Johannes Eggesteins Lattentreffer in der ersten Spielminute. Und da waren die zahlreichen Ausfälle, die kompensiert werden mussten. Kaltenbach musste unter anderem auf Benedikt Gimber (Infekt), Torjäger Meris Skenderović – der nach Muskelfaserriss immerhin auf der Bank saß – und Johannes Kölmel (Innenbandanriss Knie) verzichten. Zudem war Robert Janicki aufgrund der Abiturprüfungen erst kurz vor dem Spiel aus Polen zurückgekehrt, Stefan Posch befand sich aus demselben Grund in Österreich. Nicht zu vergessen die Ausfälle von Robin Hack, der zwar kürzlich nach einem dreiviertel Jahr Verletzungspause ein zehnminütiges Comeback feierte, aber noch nicht bei 100 Prozent ist, und Simon Lorenz, der wegen einer Bänderverletzung passen musste. Der Pechvogel, der mit bislang 25 Einsätzen die meisten in dieser Saison vorzuweisen hat, hatte bereits in der Vorsaison die Halbfinals und das Endspiel wegen einer Verletzung verpasst.

Rückspiel am Montag

„Wir werden selbstbewusst, aber nicht überheblich in das Rückspiel gehen“, kündigte Kaltenbach für die Partie an, die am Pfingstmontag um 12:30 auf dem Sportplatz am Vinnenweg des Bremer Landesligisten FC Oberneuland angepfiffen und ebenfalls live auf Sport1 übertragen wird. Es ist weniger das Ergebnis, als vielmehr „der starke Auftritt, in dem wir den Gegner über 60 Minuten dominiert haben“, der für Optimismus sorgt.

Am Donnerstag gibt „Coach K“ seinen Spielern frei, danach geht es in die intensive Vorbereitung. Die Europapokal-Arithmetik kommt am Montag nicht zur Anwendung, verliert die U19 mit zwei Toren Unterschied, ganz egal ob 0:2 oder 2:4, geht es ohne Verlängerung direkt ins Elfmeterschießen. Erreicht sie das Finale, wird das am 29. Mai in Sinsheim ausgetragen. Ob in der Arena oder erneut im Dietmar-Hopp-Stadion, steht noch nicht fest.

90 Minuten bis zum Finale

Jochen Stutzky war mit seinem Arbeitstag zufrieden. Mehrfach hatte sich der 35-Jährige im Namen des vielköpfigen Sport1-Teams für die professionellen Arbeitsbedingungen und die gastfreundliche Atmosphäre bedankt. Das kleine Stadion hatte es dem Reporter besonders angetan. „Für ein A-Jugend-Spiel genau die richtige Größe. Wenn es voll ist, habt ihr hier eine super Stimmung. Ihr solltet das Finale hier austragen.“ Da war er allerdings schon einen Schritt zu weit. Bremens Trainer, der Ex-Profi Mirko Votava, urteilte: „Das war jetzt die erste Hälfte. Die zweite muss noch gespielt werden.“

Nach dem verlorenen DM-Endspiel 2015 gegen Schalke hatte der heutige U19-Kapitän Patrick Kapp seinen damaligen Trainer Julian Nagelsmann gebeten: „Mein größter Wunsch ist es, nochmal ein Finale zu spielen.“ Dann zog sich Kapp in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zu. Das Saisonmotto „Final4theCaptain“, Finale für den Kapitän, war geboren.

Der Kapitän ist wieder fit und stand am Dienstagabend 90 Minuten auf dem Platz. Kaltenbach führt die von Nagelsmann begonnene Mission fort. „Wenn wir in Bremen so auftreten wie heute und uns nicht aus der Ruhe bringen lassen, bin ich sehr optimistisch“, sagte er einem Radiosender nach der Partie. 90 Minuten trennen die U19 noch vom „Final4theCaptain“.

Deutsche A-Junioren-Meisterschaft | Halbfinale

Hinspiele

TSG 1899 Hoffenheim – SV Werder Bremen 3:1 (2:0)
Borussia Dortmund – TSV 1860 München 1:2 (1:0)

Rückspiele

SV Werder Bremen – TSG 1899 Hoffenheim, Mo., 16.5., 12:30 Uhr
TSV 1860 München – Borussia Dortmund, Mo., 16.5., 14:30 Uhr

Finale

Sieger Hoffenheim/Bremen – Sieger München/Dortmund, So., 29.5., 13 Uhr

Alle Spiele live auf Sport1.

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