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U23
03.05.2016

Benni Trümner: Spätstarter & Goalgetter

Zwei Sprünge auf dem linken Fuß und ein kurzes Stoßgebet in Richtung Himmel. Das ist Benjamin Trümners Ritual, wenn er den Rasen betritt. Ob es nun an der Unterstützung „von oben“ liegt oder nicht – der Angreifer der U23 spielt gerade eine verletzungsfreie und erfolgreiche Saison, ist Teil der stärksten Offensive in der Regionalliga Südwest und hat bereits zehn Treffer auf dem Konto.

„Benni“ Trümner, am 17. Mai 1995 im nordhessischen Ziegenhain geboren und im nahegelegen Neukirchen aufgewachsen, ist so etwas wie ein Spätstarter. Bis ins U18-Alter hinein hatte niemand den schnellen Stürmer auf dem Zettel. „Ich habe nicht mal Hessen-Auswahl gespielt“, sagt der 20-Jährige. Dann aber änderte sich das Leben Trümners schlagartig: Die Fußball-Karriere nahm ordentlich Fahrt auf und führte zu einem Deutschen Meistertitel mit der A-Jugend der TSG Hoffenheim und zum Gewinn der Europameisterschaft mit der deutschen U19-Nationalmannschaft.

Als drittes von acht Kindern der Familie Trümner, die in Neukirchen ein Alten- und Pflegeheim betreibt, begann Benjamin schon als Fünfjähriger mit dem Kicken. Sein Klub, der SC Neukirchen, hatte gerade die erfolgreichste Zeit seiner Geschichte erlebt und vier Jahre in der Regionalliga gespielt. Überregional unbemerkt spielte sich der junge „Benni“ durch die Jugendteams, wechselte in der C-Jugend für eine Spielzeit zum 1.FC Schwalmstadt, kehrte dann aber wieder zum SCN zurück. Als B-Jugendlicher flatterte das erste Angebot ins Haus, Rot-Weiß Erfurt hatte Interesse am schnellen Stürmer. „Aber ich war noch nicht bereit, mein Elternhaus zu verlassen.“

Plötzlich Nationalspieler

Überhaupt waren die Ziele Trümners damals noch eher bescheiden. Für Hessen Kassel im Auestadion aufzulaufen, schien ihm das höchste der Gefühle. Als A-Jugendlicher schloss er sich dem KSV an, seine Unbefangenheit beflügelte ihn. Als er im Länderpokal in Duisburg-Wedau die Auswahl Hessens, für die er erstmals spielte, mit einigen Toren auf Platz zwei schoss, hatten die Späher Notiz von ihm genommen. Es folgte sogar ein Anruf von U18-Bundestrainer Horst Hrubesch. Trümner lief plötzlich im Adler-Trikot und im Februar 2013 sogar für die Regionalliga-Herren des KSV Hessen Kassel unter dem ehemaligen TSG-Coach Uwe Wolf auf. In der DFB-Auswahl hatte er Jungs an seiner Seite, die schon Verträge mit Sportartikelherstellern hatten. „Von da an schien alles gut, das war eine spannende Zeit“, blickt er gerne zurück. Sogar sein Mathe-Lehrer, der ihm immer mangelnden Ehrgeiz vorgeworfen hatte, schrieb ihm an die Facebook-Pinnwand: „Ich habe es schon immer gewusst!“ Trümner hatte auf einmal viele neue Freunde.

Von nun an überschlugen sich die Ereignisse. „Eigentlich wollte ich meine Schule fertig machen und studieren, doch dann kamen die Länderspiele, das neue Umfeld, Gratulanten, Zeitungsinterviews, das ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen.“ Die Offerten blieben nicht aus, die Entscheidung, nach Hoffenheim zu gehen, fällte er beim Joggen aus dem Bauch heraus. „Vor allem die schulische Unterstützung durch Anpfiff ins Leben hat mich überzeugt, den Weg ins Internat der achtzehn99 AKADEMIE zu gehen. Wenn ich heute zurückblicke, kann ich sagen: Ich habe alles richtig gemacht!“ In Hoffenheim angekommen, lief er gleich dem Individualtrainer Romeo Wendler über den Weg. Der ist mit einer Neukirchenerin verheiratet, stürmte einst für den SCN und ist mit den Trümners bestens bekannt. „Ihn zu sehen, war für mich wie nach Hause kommen.“

Deutscher Meister und Europameister

Mit der U19 wurde Trümner unter Trainer Julian Nagelsmann Deutscher Meister und stand beim Finalsieg gegen Hannover in der Startelf, sein Team- und Internatskollege Grischa Prömel, mit dem er später eine WG bezog, wurde zu einem sehr wertvollen Freund. Es folgte der Triumph bei der U19-EM in Ungarn, der nahtlose Übergang in die U23 der TSG und das erfolgreiche Fach-Abitur an der Max-Weber-Schule. „Ich war nie ein grandioser Schüler“, gibt Trümner zu, „aber unser Nachhilfelehrer Volker Hoffmann hat sehr viel Zeit in mich investiert und mein Interesse für Mathematik geweckt. Ich bin sehr froh darüber, einen guten Abschluss in der Tasche zu haben.“

Das Übergangsjahr vom Jugend- zum Männerfußball gestaltete sich dann als erwartet schwierig. Kleinere Verletzungen und Krankheiten, die fehlende körperliche Robustheit, um über die volle Distanz zu gehen, all das bereitete ihm Probleme. Es reichte dennoch für 26 Einsätze und sechs Tore in einer allerdings durchwachsenen Saison. Aktuell befindet sich Trümner in seinem dritten und letzten Vertragsjahr. „Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht“, sagt er. Eine gewisse Lockerheit, was die Zukunftsplanung angeht, hat er sich bewahrt. „Ich wäre nicht am Boden zerstört, wenn es mit dem Profifußball nicht klappt, aber 3. Liga traue ich mir allemal zu.“ Entsprechende Anfragen liegen vor, kein Wunder, immerhin spielt „Benni“ eine sehr gute Saison und gehört zu Trainer Marco Wildersinns Stammpersonal. Noch spielt die Zeit für den 20-Jährigen, der Sozial- und Gesundheitsmanagement studieren möchte.

Körperlich gereift

Den Grund für den aktuellen persönlichen wie mannschaftlichen Höhenflug sieht er darin, „dass wir kapiert haben, dass wir zwar eine hohe Qualität haben, aber eben nur als Team funktionieren können. Und das sind wir spätestens seit der Rückrunde. Die vielen Einheiten zahlen sich jetzt aus.“ Er selbst sei unter Athletiktrainer Markus Zidek körperlich gereift und habe vier Kilogramm zugelegt. „Wir haben gute Möglichkeiten – und nutzen sie auch!“

Trümner ist ein Familienmensch und verbringt seine freie Zeit gerne zu Hause in Neukirchen, früher hat er im Alten- und Pflegeheim seiner Eltern auch mal Hand angelegt. Sein Ritual bei Betreten des Rasens ist übrigens keine Show, sondern pure Überzeugung. „Ich bin in einer evangelischen Gemeinde groß geworden und stehe zu meinem Glauben“, sagt der Stürmer. Bleibt ihm zu wünschen, dass die Unterstützung „von oben“ weiter anhält. Und dass er vielleicht einen ähnlichen Weg einschlägt, wie sein Vorbild: „Marco Reus wurde aus Dortmund weggeschickt, weil er zu schmächtig war, und ist dann aufgrund seiner brutalen Qualität über Umwege zurückgekommen.“

Hier geht's zum Spielerprofil von Benjamin Trümner.

Hier geht es zu früheren Personalgeschichten aktueller U23-Spieler bzw. -Funktionäre:

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