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MÄNNER
16.04.2013

Gestern Akademie, heute Profis: Athletiktrainer Nicklas Dietrich im Porträt

Dann, wenn andere mit angeschwollenen Gesichtsarterien ihren fünften Klimmzug erzwingen, hängt Nicklas Dietrich locker plaudernd noch 20 dran. Der neue Athletiktrainer der Hoffenheimer Bundesliga-Profis verteilt 82 Kilogramm auf 1,85 Meter Körpergröße und gibt nicht nur eine gute Figur ab, sondern überzeugt durch Fachkompetenz. Wir stellen den Modellathleten im Trainerstab von Chefcoach Markus Gisdol vor.

Nicklas Dietrich kam über die Leichtathletik zum Fußball. Der gebürtige Grünstadter spezialisierte sich auf die 110-Meter-Hürden und war unter anderem Rheinland-Pfalz-Meister. Verletzungen warfen ihn jedoch immer wieder zurück. "Ich habe mich daher sehr früh für die Trainerlaufbahn interessiert und meine Scheine gemacht", sagt der 30-Jährige, der nach dem Abitur in Mannheim an den Unis in Heidelberg und Karlsruhe Sportwissenschaft studierte.

Als der Direktor für Sport- und Nachwuchsförderung Bernhard Peters damit begann, die achtzehn99 AKADEMIE aufzubauen, passte Dietrich perfekt in das Anforderungsprofil für den Job des Athletiktrainers. Über den Kontakt zu Hürden-Bundestrainer Rüdiger Harksen kam der damals 24-Jährige 2007 zur TSG 1899 Hoffenheim und war für die B- und A-Junioren verantwortlich. "Das war super interessant für mich", blickt Dietrich zurück. "Ich habe unter dem damaligen Profi-Athletiktrainer Reiner Schrey viel gelernt, durfte aber auch Dinge ausprobieren und mehrere Weiterbildungen absolvieren."

Schlüsselerlebnis in Arizona

Die sportlichen Erfolge, wie etwa die deutsche U17-Meisterschaft 2008 oder den DFB-Pokal-Sieg mit der U19 in 2010, sind für Dietrich erfreuliche Begleiterscheinungen, spielen aber eine untergeordnete Rolle. "Für mich ist es total spannend, basierend auf wissenschaftlichem Hintergrund fußballspezifisches Athletiktraining zu entwickeln und jeden einzelnen Spieler weiterzubringen."

Ein Schlüsselerlebnis hatte er im Sommer 2010, als er ein viermonatiges Praktikum im Athletes‘ Performance Center des Fitnessexperten Mark Verstegen in Arizona bestreiten durfte. "Ich weiß gar nicht mehr, wieviele Handtücher ich gefaltet habe", erinnert er sich an die Anfangstage, als er ausgetestet wurde. Dann aber durfte er den Coaches über die Schultern schauen, bei denen sich die Top-Sportler der USA in ihrer wettkampffreien Zeit fit halten, und schließlich eigenverantwortlich mit Gruppen arbeiten. Besonders prägend war ein Gespräch mit Max Starks. Zwei Mal hatte der Offensive Tackle der Pittsburgh Steelers bereits den Super Bowl gewonnen, und dennoch versicherte er Dietrich: "Ich würde alles dafür geben, noch einmal den Titel zu holen." Diese Einstellung und die Gier nach Erfolg hat Dietrich fasziniert. "Wer schon viel erreicht hat und trotzdem weiter hart arbeitet, um das zu wiederholen, das macht für mich einen großen Sportler aus."

Mehr als nur Gewichte stemmen und geradeaus laufen

Dietrich will nicht einfach nur kopieren, sondern die wichtigsten Dinge herausfiltern und zu seinem eigenen System zusammensetzen. Die sinnvolle Planung der Trainingsgestaltung, die dem individuellen Niveau des Spielers angepasst ist, ist für Dietrich das A und O. "Fußballspezifisches Athletiktraining ist mehr als nur Gewichte stemmen und geradeaus laufen. Es geht um Wahrnehmung, Antizipationsfähigkeit und Reaktionsvermögen." Besonders wichtig sei es, eine große Bandbreite an verschiedenen Übungen im Repertoire zu haben. "Es darf nie monoton werden", so der Wahl-Mannheimer, der vor wenigen Wochen mit seiner Freundin eine Wohnung in Heidelberg bezogen hat.

Durch seine gute Arbeit in der Akademie hat sich Dietrich für höhere Aufgaben empfohlen und wurde vor zwei Wochen zu den Profis befördert. "Die Unterschiede im Tagesablauf sind minimal. Die Junioren haben ein viel engeres Zeitfenster, die Profis muss man hingegen auf einer anderen Ebene abholen und anders motivieren." Und wie hält sich der neue Athletiktrainer selbst fit? "Die klassischen Sachen", sagt er. "Laufen und Krafttraining." Zurzeit schafft er 30 Klimmzüge.

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