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MÄNNER
15.06.2012

Blau und Weiß, wie lieb ich Dich

Vor jedem Anpfiff hallen verschiedenste Vereinshymnen durch die Stadien Europas. Sie sind Inbegriff der Clubs, handeln von Tradition, erinnern an eine ruhmreiche Geschichte und drücken die Verbundenheit der Fans zu ihrer Elf aus. Doch welchen Ursprung haben die Songs, die vor Spielbeginn in anderen Stadien zu hören sind und von Zehntausenden mitgesungen werden? Warum ist es ausgerechnet dieses eine Lied, das ausgewählt wurde um den Verein zu verkörpern? Diese und andere Fragen beantwortet achtzehn99.de in den kommenden Wochen. Darüber hinaus wird über ungewöhnliche und kuriose Geschichten rund um die Hymnen der verschiedensten Clubs berichtet. Unsere Reise durch die Stadien führt uns noch einmal in den Ruhrpott zu Königsblau.

Auf den ersten Blick erscheint das Vereinslied des FC Schalke 04 wie ein typischer Song, der vor einem jeden Bundesligaspiel zum Besten gegeben wird. Auf einem Jägerlied basierend, schrieb es der Kölner Musiker Hans J. König im Jahr 1963 zu einem Loblied auf die Königsblauen um. Was der Domstädter damals nicht ahnen konnte, trat im Sommer 2009 ein – seine Strophen über die Knappen standen wegen angeblicher Ausländerfeindlichkeit in der Öffentlichkeit.

Anlass für die Empörung war die dritte Strophe des Liedes. In ihr heißt es: „Mohammed war ein Prophet, der vom Fußballspielen nichts versteht, doch aus all der schönen Farbenpracht, hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht.“ Da sie in diesen Zeilen eine Verunglimpfung des Propheten Mohammeds sahen, protestierten unzählige, strenggläubige, Muslime. Die Gelsenkirchener nahmen den Vorfall sehr ernst und beauftragten einen Islamwissenschaftler mit einer Analyse des Textes von 1963. Auch der damalige Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sah Handlungsbedarf, beruhigte aber gleichzeitig: „Ich erkenne keine böse Absicht oder direkte Blasphemie. Allerdings kommt der Respekt nicht zum Ausdruck, dem wir als Muslime dem Propheten entgegenbringen. Die lapidare Formulierung kann schon dem einen oder anderen die Zornesröte ins Gesicht treiben.“

Keine Diffamierung des Propheten

Die Schalker baten also den Islamwissenschaftler Bülent Ucar, sich ihr Vereinslied genauer anzuschauen und festzustellen, ob die bemängelten Verse tatsächlich islamfeindliche Botschaften enthalten. Der Professor kam, ebenso wie andere Experten zu dem Schluss, dass die Zeilen keineswegs islamfeindlich sind: „Die Formulierung ist zwar etwas salopp, sind bei einem Sportereignis jedoch durchaus vertreten“, urteilte der Osnabrücker. Immerhin sei ein Fußballspiel keine Unterweisung in islamischer Katechese und keine Einführung in die Benimmregeln des Islam. Auch ein Sprecher des Zentralinstituts Islam-Archiv-Deutschland sagte: „Das Lied ist keine Beleidigung. Es erkenne vielmehr Mohammed als Propheten an. Daher sollten Muslime es aus voller Kehle mitsingen.“

So war der FC Schalke 04 nicht gezwungen sein Vereinslied umzuschreiben und die Fans der Knappen singen es immer noch vor jedem Heimspiel.

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