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MÄNNER
17.02.2012

Babbel über Widmayer: „Wir ergänzen uns hervorragend“

Seit dem Auswärtsspiel gegen Werder Bremen betreut ein neues Trainerteam die TSG 1899 Hoffenheim - Markus Babbel und Rainer Widmayer. Nach der Heimpremiere gegen Mainz 05 ist es an der Zeit, das Duo etwas genauer vorzustellen.

Wer sich in den letzten 25 Jahren auch nur am Rande mit Fußball beschäftigt hat, sollte den Namen Markus Babbel schon mal gehört haben. In seiner aktiven Zeit hat er fast alles erreicht. Meistertitel, Pokalsiege, Europapokale – als Krönung den Gewinn der Europameisterschaft 1996 mit Deutschland.

Die jungen Jahre

Im Alter von 9 Jahren wurde der große FC Bayern München auf ihn aufmerksam und lud ihn zum Probetraining ein. „Das war etwas Besonderes. Der FC Bayern war damals schon das Maß der Dinge, “ erinnert sich Babbel. Er überzeugte und durchlief fortan die Jugendmannschaften des Rekordmeisters. Den ersten großen Erfolg feierte er dort 1989. Gemeinsam mit Christian Nerlinger und Max Eberl wurde die B-Jugend des FC Bayern Deutscher Meister. Gegner war der FC Hertha 03 Zehlendorf, bei dem unter anderem Robert Kovac und Karsten Bäron in der Startelf standen. Noch heute verbindet ihn ein freundschaftliches Verhältnis mit den ehemaligen Mannschaftskollegen. „Ich habe häufig bei Max übernachtet, als wir noch Kinder waren. Christian Nerlinger und ich haben uns bei unseren Auswärtsfahrten mit den Bayern ein Zimmer geteilt.“

Durchbruch beim HSV, Titeljagd beim FCB

Der endgültige Durchbruch bei den Profis gelang ihm aber nicht beim FCB, sondern am anderen Ende der Republik – beim Hamburger SV. „Ich wechselte damals auf Leihbasis von Bayern nach Hamburg, wo meine Chancen auf Einsatzzeiten deutlich besser waren. Zu meinem Glück war Egon Coordes dort gerade Trainer, der mich kannte und viel von mir hielt. Dazu kam, dass dem HSV damals finanziell nur wenig Mittel zur Verfügung standen, so dass ich meine Chance erhielt. Die habe ich genutzt.“

Europameister und Wechsel nach Liverpool

Nach zwei Jahren, in denen er 60 Bundesligaspiele für den HSV bestritt, kehrte er zurück zum FCB. Mit dem Rekordmeister holte er drei Meistertitel, wurde zweimal DFB-Pokalsieger und gewann den UEFA Cup. Er entwickelte sich zur festen Größe in der Nationalmannschaft und feierte mit dieser 1996 den vielleicht größten Triumph seiner Karriere: den Gewinn der Europameisterschaft in England. „Das war eine tolle Zeit. In der Nationalmannschaft herrschte ein genialer Teamspirit, der uns von Spiel zu Spiel getragen hat. Wir waren vielleicht nicht die technisch beste oder die spektakulärste Mannschaft des Turniers, aber wir hatten den Willen und den Zusammenhalt.“ Während der Endrunde lernte Babbel außerdem England kennen, eine Erfahrung die Folgen hatte: „Damals wurde mir klar: Wenn ich mal im Ausland spiele, dann in England.“

Karriereende mit Meistertitel

Gesagt, getan. 2000 wechselte er zum FC Liverpool. „Nach der EM gab es einige Anfragen, unter anderem von Newcastle und Manchester United. Bei Liverpool hat dann alles gestimmt und ich habe unterschrieben.“ An der „Anfield Road“, dem legendären Stadion der „Reds“, sammelte Babbel weitere Titel, ehe er zum Ende seiner Karriere wieder in die Bundesliga zurückkehrte. Zum VfB Stuttgart, was den Fans der Schwaben laut Babbel zunächst nicht in den Kram passte. „Trotz meiner Zeit in England war ich für die Stuttgart-Fans ein ehemaliger Bayern-Spieler. Da durfte ich mir zunächst einiges anhören.“ Die Kritiker ließ der damals 32-Jährige schnell verstummen. Das Ende seiner Karriere als Aktiver krönte Babbel mit seinem vierten Meistertitel. 2007 holte er die Schale mit dem VfB – eine Überraschung, selbst für ihn, wie er heute bestätigt: „Damit hatte keiner gerechnet, auch wir in der Mannschaft nicht. Umso kräftiger haben wir dann gefeiert.“ Bereits während seiner Zeit als Aktiver zeichnete sich Babbel durch hohes Spielverständnis aus. Als gelernter Libero musste er während seiner Karriere auf Innenverteidiger umschulen. „Das war gar nicht so einfach, da die Position des Innenverteidigers in einer Viererkette selbst für die Trainer neu war. So richtig beibringen konnte mir das gar keiner.“

Assistenztrainer bei Armin Veh

Die Übersicht und die spielerische Anlage des Liberos hat er sich erhalten. In Deutschland gehörte er zu den ersten Innenverteidigern, die ihre Rolle nicht nur als klassische Manndecker interpretierten. Zeit seiner Karriere galt er als fairer Verteidiger, der mit wenigen Grätschen und Fouls auskam und dementsprechend selten verwarnt wurde. Abwehrsituationen versuchte er in erster Linie spielerisch zu lösen. „Ich konnte halt kicken“, sagt er mit einem Lächeln. Im Anschluss an seine Profi -Karriere wurde Babbel Assistenztrainer beim VfB Stuttgart, infolge der Entlassung von Trainer Armin Veh ab der Rückrunde 2008/09 Teamchef und schließlich Chef-Trainer, nachdem er die Ausbildung zum Fußballlehrer des DFB erfolgreich abgeschlossen hatte. Unter Babbel spielte der VfB eine starke Rückrunde und beendete die Saison auf Platz 3.

Babbel führt Hertha zurück ins Oberhaus

Zur Saison 2010/11 unterschrieb Babbel bei Hertha BSC. Unter seiner Leitung dominierten die Hauptstädter die 2. Bundesliga und stiegen bereits am 31. Spieltag dank 12 Punkten Vorsprung in die Bundesliga auf. Als Aufsteiger schlossen sie die Hinrunde in Liga Eins auf Platz 12 ab. Wenn man Babbel danach fragt, wie er seinen Lernprozess zum Trainer beschreiben würde, gibt er Folgendes zu Protokoll: „Ich habe versucht, bei allen etwas zu lernen, sowohl bei den Guten als auch bei den Schlechten. Daraus nehme ich mit, was für mich funktioniert. Man muss immer authentisch bleiben, sonst wird man unglaubwürdig und erreicht gar nichts.“ Zu Gute komme ihm da seine lange und vielseitige Karriere als Profi-Fußballer: „Ich kann mich gut in die Jungs hineinversetzen, weil ich nicht nur etliche Titel geholt habe, sondern auch die Schattenseiten des Geschäfts erlebt habe. Es gab Phasen, in denen ich keinen Stammplatz hatte und jede Woche auf Einsätze hoffen musste. Oder die Zeit, als ich über ein Jahr kein Fußball spielen konnte.“ 2001 erkrankte Babbel am Guillain-Barré-Syndrom, zuvor hatte ihn das Pfeiffersche Drüsenfieber außer Gefecht gesetzt. Er kämpfte sich zurück und feierte 2002 sein Comeback auf dem Platz. Die Entscheidung, nach Hoffenheim zu gehen, fiel ihm nach eigenen Aussagen nicht schwer: „Ich kannte ja viele Spieler aus meiner Zeit beim VfB Stuttgart. Daher wusste ich, welche Qualität der Kader hat und dass es sich um gute Jungs handelt.“ Was er mit diesen erreichen will, ist soweit auch schon klar: „Die Qualität zum Siegen haben die Jungs. Jetzt will ich ihnen auch die Mentalität dafür mit auf den Weg geben.“

Widmayer hat Rangnick-Vergangenheit

Seinen langjährigen Co-Trainer Rainer Widmayer nahm er mit in den Kraichgau. „Als seine zweite Hälfte“ bezeichnete ihn Babbel kürzlich – ein besonderes Lob für den ehemaligen Bundesliga-Profi, der unter Ralf Rangnick einst mit dem SSV Ulm 1848 in die Bundesliga aufstieg. „Wir ergänzen uns hervorragend“, sagt Babbel, „ich kann mich auf ihn verlassen. Er ist ein ausgewiesener Fachmann.“

Widmayer verkündete am Ende der Saison 1998/99 er im Alter von 32 Jahren sein Karriereende und stieg umgehend als Trainer in der Nachwuchsabteilung des VfB Stuttgart ein. Zwischen 2006 und 2008 trainierte er als Co-Trainer von Krassimir Balakov den FC Grasshopper Zürich und den FC St. Gallen. Babbel begleitet er als Co-Trainer seit der gemeinsamen Zeit in Stuttgart. In Berlin übernahm Widmayer nach Babbels Ausscheiden für ein Spiel das Amt des Cheftrainers. Die Berliner Spieler äußerten sich durchweg positiv über Widmayer, wie bspw. Christian Lell („Der Rainer ist ein sehr loyaler, feiner Kerl.

Flache Hierarchie

Er hat ein gutes Standing in der Mannschaft“), André Mijatovic („Rainer hat die Mannschaft gut eingestellt“) und Pierre-Michel Lasogga („Es ist schön, dass wir ihm zum Einstand einen Sieg schenken konnten. Er hat uns top motiviert.“). Die Beziehungen zwischen Beiden auf dem Trainingsplatz und daneben sind geprägt von einer flachen Hierarchie. „Wir sprechen so gut wie alles ab und arbeiten sehr kooperativ“, sagt Widmayer und Babbel ergänzt: „Es ist sogar oft so, dass ich mir überlege, eine Sache anzusprechen und in dem Moment sagt Rainer mit seinen Worten genau dasselbe.“ Ein harmonisches Duo also, auch wenn das, als Beide sich kennen lernten, noch ganz anders war. Widmayer erinnert sich lachend: „Als es darum ging, ob der VfB Markus Babbel verpflichtet, hatte ich als U23-Trainer natürlich meine Bedenken, weil ich meine eigenen Jungs bei den Profis unterbringen und verhindern wollte, dass ihnen ein 32-jähriger Oldie vom FC Bayern vor die Nase gesetzt wird.“ Diese Skepsis dürfte sich jedoch inzwischen erledigt haben.

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