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MÄNNER
03.05.2011

Edson Braafheid im Porträt

Von Amsterdam über München und Glasgow in den Kraichgau. Edson Braafheid ist viel herumgekommen während seiner fußballerischen Karriere. Der niederländische Außenverteidiger spielt seit Januar 2011 für 1899 Hoffenheim. Gemeinsam mit achtzehn99.de ging Braafheid auf Entdeckungsreise in der neuen Heimat. Was verbirgt sich hinter 1899?

Die Erkundungstour startet am Trainingszentrum in Zuzenhausen. Dort, wo die Profis fast täglich schwitzen und arbeiten. Selbstverständlich kein unbekannter Ort für Edson. Bei der Fahrt über das Land Richtung Hoffenheim werden bei dem 27-jährigen Erinnerungen an seine Heimat wach. „Geboren bin ich in Suriname, einem kleinen Land im Norden von Südamerika." Mit acht Jahren kam er nach Holland, der Kontakt in sein Geburtsland riss niemals ab. „Meine beiden Großmütter leben noch dort. Ich versuche jedes Jahr mindestens einmal hin zu fahren und meine Familie dort zu besuchen." Für den Familienmensch Braafheid die perfekte Gelegenheit, abzuschalten. „Meine Großmutter macht alles für mich", sagt er lachend: „Immer wenn ich von dort zurückkomme, habe ich ein paar Kilo zuviel auf den Rippen."

Die wird er aber genauso schnell wieder los. Denn Braafheid ist ein Arbeitstier, ein Disziplinfanatiker. „Anders hätte ich es kaum so weit geschafft." Aus einfachen Verhältnissen stammend hat sich der niederländische Nationalspieler nach oben gearbeitet. „Suriname ist kein armes Land, aber es gibt viele Leute, die nicht so viel haben. Wir sind damals nach Amsterdam gekommen und konnten uns nicht aussuchen, wo wir wohnen wollten. Gelandet sind wir dann in Bijlmermeer." Ein Schmelztiegel, wie er im Buche steht: Über 100.000 Menschen aus 150 Ländern. „Man trifft auf Leute von überall her. Natürlich gibt es dort auch jede Menge Probleme, aber man lernt auch Rücksicht und Toleranz gegenüber anderen Kulturen."

Angekommen am Dietmar-Hopp-Stadion, der ersten Station auf der 1899-Erkundungstour, staunt Braafheid nicht schlecht. „Hier sind die Jungs damals in die Bundesliga aufgestiegen?" fragt er etwas ungläubig. Umso begeisterter zeigt er sich, als er erfährt, für was das ehemalige Stadion der ersten Mannschaft heute genutzt wird. Seit 2010 dienen die Räumlichkeiten und Anlagen des Stadions dem Kinderzentrum (KidZ). Im KidZ erleben die Kinder zwischen fünf und elf Jahren spielend die Freude an der Bewegung. Mehrere gepflegte Sportanlagen und Fußballplätze stehen dafür zur Verfügung. Gleichzeitig tragen die zweite Mannschaft und die U19 ihre Heimspiele in dem Stadion aus.

Klar, dass die anwesenden Kinder bei Edsons Besuch aus dem Häuschen waren. Dem Profi blieb also kaum was anderes übrig, als Autogramme zu schreiben und die Fragen der kleinen Hoffe-Fans zu beantworten. Für den Niederländer mehr Kür als Pflicht. „Ich habe selbst zwei kleine Kinder, mein Sohn ist ungefähr in demselben Alter."

Dass dieser bereits mit dem Kicken begonnen hat, versteht sich von selbst. „Er hat Talent, soviel steht fest," lautet die Einschätzung des stolzen Vaters. Fast noch wichtiger ist aber eine andere Eigenschaft, die sowohl der Sohn als auch der Vater besitzt: der absolute Siegeswille. „Wenn ich ihn bei Computerspielen oder beim Kicken im Garten mal nicht gewinnen lasse, wird er sofort sauer. Er will immer gewinnen, selbst wenn es um nichts geht. Genau wie ich." Wie entscheidend diese Obsession für den sportlichen Erfolg ist, betont Braafheid ebenfalls: „Das ist die wichtigste Eigenschaft im Sport, nur damit bringt man die nötige Disziplin auf."

Auf dem Weg zur zweiten Station der Tour erzählt Edson von einer weiteren Leidenschaft: der Reggae Musik. „Als ich das erste Mal nach Deutschland kam, war ich verwundert, wie beliebt Reggae bei euch ist", sagt Braafheid, der nach eigenem Bekunden gelegentlich auch im Clinch mit seinem Freund Ryan Babel liegt, wenn es um die Wahl der Musik bei gemeinsamen Autofahrten zum Training geht. „Ryan macht gern den DJ, das stimmt", gibt Braafheid lachend zu.

Am Nachwuchsleistungszentrum der Akademie angekommen, kommt Edson aus dem Staunen kaum heraus. Dort, wo vor dem Bau der neuen Anlage in Zuzenhausen die Profis trainierten, führen heute die Jugendabteilungen, also die U16 bis U19, ihre Einheiten durch. Die vorhandene Infrastruktur kann sich sehen lassen: zwei Rasenplätze, ein Kraftraum, Bereiche für die Physiotherapeuten und Räumlichkeiten für die Hausaufgabenbetreuung. Edson zeigt sich tief beeindruckt: „Das ist unglaublich. Selbst Ajax Amsterdam hat nicht solche Anlagen für die Jugendspieler." Dass ihn die Nachwuchsförderung ganz allgemein interessiert, beweist Braafheid auch mit einem Projekt, dass er in seiner ehemaligen Heimatstadt ins Leben gerufen hat. „In Amsterdam versuche ich Kindern, die keinerlei Unterstützung von zu Hause haben, zu helfen. Das ist schon lange ein Traum von mir."

Einen anderen Traum hat sich Braafheid noch aufgehoben. Erfüllen wird er ihn sich wohl nach der Fußballerkarriere: „Ein Cousin hat mir gesagt, man sollte einmal im Leben Fallschirmspringen. Das kommt beim Trainer aber nicht so gut an, denke ich. Außerdem fehlt mir momentan noch der Mut dafür", sagt Braafheid. Ob das Karriereende bei 1899 sein wird, weiß er heute noch nicht. „Im Fußball kann immer alles passieren", sagt er. Vorstellen könne er sich das sehr wohl. „Ich bin hier angekommen und fühle mich nach der kurzen Zeit schon zu Hause. Was hier entsteht, ist unglaublich. Davon ein Teil zu sein, macht mich sehr stolz."

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