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MÄNNER
10.03.2010

Inside 1899: Die Kamera lügt nicht

Den ganzen Tag Fußball schauen – schnelle Pässe, präzise Flanken, erfolgreiche Freistöße und entscheidende Tore. Davon träumt so mancher fußballbegeisterte Junge und sicher auch der eine oder andere erwachsene Fußballfan.

Für Lars Kornetka, den Videoanalysten von 1899 Hoffenheim, sieht so die tägliche Arbeit aus. Doch alleine beim Fußballschauen bleibt es natürlich nicht. Mit Hilfe von Spielmitschnitten erfolgt die Aufarbeitung und Vorbereitung der Hoffenheimer Partien, Gegner werden genauestens studiert und auch beim Scouting kommt die Videoanalyse zum Einsatz. Die Nachbearbeitung des 2:0-Erfolgs gegen Hertha BSC steht auf dem Programm. Die wichtigsten Spielszenen werden noch einmal angesprochen und aufgearbeitet. Dafür hat Kornetka, der seit 2006 in Hoffenheim für die Videoanalyse verantwortlich ist, zuvor die entscheidenden Situationen herausgesucht und zusammengeschnitten. Selbst zur Kamera greifen musste er im Berliner Olympiastadion allerdings nicht. „Wir filmen nur das Training oder Testspiele selbst. Die Bundesliga-Begegnungen zeichnen wir auf unserem eigenen TV-Serversystem auf, mit dem wir aus der ganzen Welt Spiele aufnehmen können. Falls wir bestimmte Kamerapositionen wie z.B. die Hintertorperspektive benötigen, wenden wir uns an die Sportcast, die Produktionsfirma der DFL", so Kornetka. Mit der Nachbesprechung ist der 24. Spieltag dann abgehakt und die Vorbereitung auf die heutige Partie gegen Mainz 05 kann beginnen. Bis ins kleinste Detail wird der Gegner analysiert. „Besonders auffällige Dinge zeigen wir der Mannschaft auch schon mal unter der Woche", sagt Kornetka. Ansonsten werden die Erkenntnisse der Gegneranalyse am Abend vor dem Spiel an die Rangnick-Elf weitergegeben. Gestern Abend im Hotel wurden also die Mainzer unter die Lupe genommen: Ihre Spielweise und das System, mit dem sie heute vermutlich auflaufen werden. „Vor allem schauen wir auf die Stärken und Schwächen des Teams", erklärt Kornetka. „Wir wollen herausfinden, wie wir den Gegner schlagen können und das dann unseren Spielern vermitteln."

Auch bei der taktischen Schulung der 1899-Kicker findet die Videoanalyse Anwendung. „Die Visualisierung hilft dabei, Fehler einzusehen und zu verstehen", sagt Kornetka. „Für den Spieler ist es damit einfacher, seinen Bewegungsablauf und sein taktisches Verhalten einzuschätzen. Denn das Empfinden einer Situation ist subjektiv und wird oft anders wahrgenommen als die Realität, aber die Kamera lügt nicht." Fehler, die bei der Analyse erkennbar werden, sollen dann in speziell dafür entwickelten Trainingseinheiten behoben oder zumindest verbessert werden. Der Einsatz der Videoanalyse ist vielseitig und wird auch beim Scouting genutzt. Kornetka: „Hier ist sie ein Baustein von vielen und dient hierbei in erster Linie als Filter, ob ein Spieler interessant ist und weiter beobachtet werden sollte oder nicht. Außerdem fällt es dem Scout vor Ort einfacher, wenn er sich zuvor schon ein Bild vom Spielertyp machen konnte." Videoanalyse umfasst also weit mehr als einfach nur Fußballschauen. Für viele sicher ein Traumjob und auch dem 32-Jährigen bereitet die Arbeit Freude. Nur eines hat sich verändert, seit er diese ausübt: „Wenn man täglich so viel Fußball sieht, kann man das private Fußballgucken kaum noch genießen, ohne dabei immer an Technik und Taktik zu denken."

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