Page 15 - Spielfeld_August_2019
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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Das Talent habt Ihr geerbt, zur Disziplin wurdet Ihr erzogen.
„Ja, absolut. Unser Vater war auch zwei Jahre Profi, beim FC Wageningen. Wir lebten auf einem Bauern- hof, da hatten wir immer viel Platz zum Toben und Spielen. Gleichzeitig hatten wir bis zu (Schreuder überlegt kurz und scheint zu zählen) 27 Kühe. Wir mussten da auch immer im Stall mitarbeiten. Aber das war für uns völlig normal und selbstverständlich. Wenn du frei hattest, dann gingst du erst mal Kühe melken – und danach konntest du kicken.“
Du hast dann sogar mit Dick gemeinsam erstmals das Elternhaus verlassen.
„Das stimmt. Er war 15 Jahre alt und ich 14, als wir beide zusammen auf das Fußball-Internat des PSV Eindhoven gegangen sind. Wir waren drei Jahre lang dort, ungefähr eine Autostunde von meiner Heimatstadt Barneveld entfernt. Für mich war es in dieser Phase besonders wichtig, dass Dick dabei war. Ich hatte schon etwas Heimweh.“
Wer war denn eigentlich der Bessere?
„Dick war schnell und dribbelstark, ein ganz gro- ßes Talent. Mit 16, 17 Jahren hatte er dann eine Verletzung der Patellasehne. Das hat ihn sicher zurückgeworfen, aber er hat trotzdem knapp 100 Spiele in der Eredivisie (1. Liga) auf dem Konto.“
Wie viele hast Du?
„In der Eredivisie mehr als 300 (es sind exakt 333; d. Red.), aber ich konnte ja als Sechser auch noch bis 36 spielen.“
Du bist in Deiner Karriere oft gewechselt, hast später als Trainer lang in Enschede gearbeitet, bei der TSG und in Amsterdam. Deine Familie aber blieb immer in deinem Geburtsort Barneveld.
„Ja, ich bin immer viel gependelt. Wir sind ja sehr heimatverbunden. Aber jetzt kommt meine Familie mit. Das war mir sehr wichtig. Sonst hätte ich es nicht gemacht. Meine Frau wollte auch unbedingt mit.“
Und die Kinder?
„Unsere große Tochter ist 18, sie bleibt daheim in den Niederlanden. Die Jüngere ist 15 und unser Sohn ist zwölf Jahre alt – sie kommen mit und gehen hier auf eine europäische Schule. Dann können sie sich ihre Abschlüsse später auch in den Niederlanden anrechnen lassen.“
Dieser komplette Familienumzug war Dir wichtig.
„Absolut, als Cheftrainer geht es nicht mehr, so oft zur Familie in die Niederlande zu fahren. Wenn die Familie nicht hierher gewollt hätte, wäre ich jetzt nicht da. Meine Frau findet es aber auch sehr schön hier. So ging es mir schon in meiner ersten Amtszeit. Landschaftlich ist es hier wunderbar. Dazu kommt, dass Heidelberg traumhaft ist. Für unsere Kinder war der Gedanke umzuziehen, in ein anderes Land zu gehen, am Anfang natürlich ein bisschen schwer. Aber auch sie sind jetzt positiv. Sie fangen dann im September hier in der Schule an und werden die ersten drei Monate vor allem die deutsche Sprache lernen.“
Du selbst hast Deutsch noch in der Schule gelernt?
„Nein, hier. Als ich damals zum ersten Mal zur TSG gekommen bin, konnte ich gar nix. Ich konnte alles gut verstehen, aber ich konnte kein Wort sprechen. In den ersten zwei Wochen habe ich alles auf Englisch gemacht, bis Huub Stevens zu mir gesagt hat: ‚Mache auf dem Platz alles auf Deutsch.‘ Nach einem halben Jahr war meine deutsche Sprache dann schon viel besser. Ich hatte viel Kontakt im Trainerteam und da immer Deutsch gesprochen. Und als nun klar war, dass ich als Cheftrainer zur TSG komme, wusste ich, jetzt muss ich wieder viel Deutsch sprechen: Ich habe dann zwar keinen Sprachkurs gemacht, aber viel telefoniert.“ (lacht)
Und Deine Antrittspressekonferenz auch ganz selbstverständlich auf Deutsch geführt. Unter anderem hast Du gesagt, die TSG solle mutig sein. „Mutig und selbstbewusst. Nicht arrogant, aber wir müssen uns auch nicht kleinreden. Die TSG ist nur in dem Sinne ein kleiner Verein, weil das Dorf Hof- fenheim klein ist. Es ist ein neues Selbstbewusstsein entstanden, natürlich auch über die beiden Teilnah- men am Europapokal.“
 „Wir müssen uns nicht kleinreden.“















































































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