Page 68 - Spielfeld_August_2021
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 Während er in Essen eine halbe Stelle als Lehrer für Sport und Geschichte neben seinem Trainer-Job ausfüllte, lässt er nun den Lehrerberuf ruhen. „Ich richte meinen Fokus jetzt voll auf den Fußball, wobei ich mich im Prinzip seit 30 Jahren im Geiste 24/7 mit diesem Sport beschäftige.“
Die Essener U19-Junioren führte er in der starken Bundesliga West auf Platz sechs, der besten Plat- zierung seit vielen Jahren. Da der Ex-Bundesligist RWE keine U23 betreibt, hatte Wagner dort auch schon die Aufgabe, die Nachwuchskräfte für die erste Mannschaft auszubilden. „Die Jungs auf den Männerfußball vorzubereiten, bleibt für mich eigentlich gleich, wobei die TSG natürlich eine Stufe höher ist. Aber was die Härte, die Intensität und die Mentalität angeht, geht es auch hier um Männerfußball, auf den sich die Jungs, die aus der U19 hochkommen, einstellen müssen. Da knallt es halt manchmal, und das macht auch Bock“, erklärt Wagner. Da würde wohl einigen der letztjährigen A-Jugendlichen schnell klar werden, dass die TSG Balingen oder der Bahlinger SC qualitativ besser wären als die U19 des FC Bayern München. Wer sich aber in der U23 eines Bundesligisten etabliert, dem stehe, betont Wagner, „im Profifußball eine rosige Zukunft bevor, weil er dann auf jeden Fall auch dritte oder sogar zweite Liga spielen kann. Aber ein Problem ist es, dass viele Jungs nicht verstehen, dass dies von den ganzen Spielern aus den drei U19-Bundesligen nur vielleicht zehn Prozent schaffen.“
Als Kapitän und kampfstarker Spieler wurde Wagner
(re. im Duell mit dem Uerdinger Charilaos Pappas in der Saison 2013/14) bei Rot-Weiss Essen als Kultspieler verehrt.
„Ich richte meinen Fokus jetzt voll auf den Fußball, wobei ich mich im Prinzip seit 30 Jahren im Geiste 24/7 mit diesem Sport beschäftige.“
Der neue U23-Cheftrainer möchte auch seine pädagogischen Fähigkeiten einbringen. „Das kann ein großer Mehrwert sein, denn als Lehrer fragt man sich ständig, wie geht man mit jungen Erwachsenen um? Wie begleitet man sie bestmöglich, dass sie ihr inneres Selbst am besten entfalten? Wie findet man das rechte Maß zwischen Zuckerbrot und Peitsche? Wie vermittelt man am besten, dass sie es für sich tun?“, formuliert er einige Fragestellungen, für deren Antworten er ein klares Konzept verfolgt: „Vieles ist vor allem eine Haltungsfrage. Haltung ist mein Lieblingswort. Wie geht man mit Widerständen um? Das ist es, was wir als Trainerteam vielen jungen Spielern beibringen möchten, dass sie Dinge selbst in die Hand nehmen müssen, dass nur sie selbst für das Erreichen ihres Ziels, einmal in der Bundesliga zu spielen, verantwortlich sind.“ Und auch beim sportlichen Ziel zeigt Vincent Wagner klare Kante: möglichst wieder einige Talente ans Bundesliga-Team heranführen und die Mannschaft in der Regionalliga wieder auf einen stabilen Pfad bringen.
VEREIN
 Wagner gibt Gabriel Haider (Mitte) und anderen Spielern klare Anweisungen beim Training.


























































































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