Page 70 - Spielfeld_August_2021
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Hoffen
   Heimat
In unserer Rubrik HoffenHeimat werden in loser Folge ältere, teils gar historische Aufnahmen aus der TSG-Welt präsentiert – und ein Protagonist dazu befragt. Für diese Ausgabe hat SPIELFELD auf den 15. Januar 2010 geblickt und mit jenem Spieler gesprochen, der damals sein erstes Bundesliga-Duell absolviert hat: Andreas Ludwig.
Es war ein kalter Mittwochnachmittag im Januar 2010, als Andreas Ludwig erstmals realisierte, dass der Profi-Fußball für ihn mehr sein könnte
als ein Traum. In der Vorbereitung auf die Rückrunde der Saison 2009/10 durfte der Mittelfeldspieler bei den Profis der TSG Hoffenheim mittrainieren – und überzeugte. Vor dem Rückrundenauftakt bat der damalige Trainer Ralf Rangnick den U23-Spieler zum Gespräch. „Ich habe parallel zum Fußball eine Ausbildung absolviert. Da das Spiel an einem Freitag- abend angepfiffen wurde, teilte er mir mit, dass ich durch die Auswärtsfahrt bereits ab Donnerstagmittag zunächst in der Berufsschule und am Freitag auf der Arbeit fehlen werde“, erinnert sich Ludwig.
Doch das ließ sich einrichten, und so stand der damals 19-Jährige wenige Tage später erstmals im Profi-Ka- der. Es war jedoch nicht irgendeine Partie, sondern der Rückrundenauftakt. Am Freitagabend. Beim FC Bayern München – live übertragen im Free-TV. „So richtig konnte ich das gar nicht glauben. Ich habe zwar positives Feedback beim Training bekommen, aber als ich dann in der Allianz Arena stand, habe ich erstmals realisiert, was da gerade passiert.“
Doch das Warmmachen sollte nur der Auftakt sein. In der Halbzeit kam Peter Zeidler – damaliger Co-Trai- ner der TSG – zu Andreas Ludwig und sagte dem gebürtigen Ulmer, dass er für den rot-gefährdeten Boris Vukcevic eingewechselt würde. „Es ging alles so schnell. Ich konnte gar nicht richtig nachdenken, auf einmal waren Philipp Lahm und Arjen Robben meine Gegenspieler“, erzählt Ludwig. Zwar unter- lag die TSG 0:2 beim FC Bayern, für Ludwig war es
dennoch ein echter Feiertag. „Das Trikot habe ich mir als Erinnerung aufbewahrt. Vermutlich hätte sowieso keiner der Bayern-Spieler mein Shirt haben wollen“, sagt er lachend.
Es sollte zunächst der einzige Auftritt bleiben, auf den emotionalen Start folgten ernüchternde Monate. Am Saisonende wechselte er ohne weiteren Einsatz auf Leihbasis zum 1. FC Heidenheim in die 3. Liga. Erst als Markus Gisdol Cheftrainer der TSG wurde, lief es für den mittlerweile zurückgekehrten Ludwig wieder. Und der Linksfuß kämpfte sich wieder auf die große Bühne. Im Saison-Endspurt 2012/13 kam Ludwig – mehr als drei Jahre nach seinem Debüt – fünf Spiele nacheinander in der Bundesliga zum Einsatz und hatte seinen Anteil am kaum noch für möglich gehaltenen Klassenerhalt.
Für Ludwig ging das Auf und Ab dennoch weiter. In der nächsten Saison kämpfte er unter anderem mit Top-Stars wie Roberto Firmino, Sebastian Rudy und Kevin Volland um Spielzeit. Ein schweres Unterfan- gen, weshalb er in die 2. Bundesliga wechselte. „Ich konnte es realistisch einschätzen und wusste, dass ich bei der TSG-Konkurrenz nicht viele Chancen auf Spielpraxis hatte. Entsprechend war der Transfer für mich damals die richtige Entscheidung“, sagt Lud- wig. Über 1860 München, VfR Aalen, den FC Utrecht und den 1. FC Magdeburg kam der Mittelfeldspieler 2018 noch einmal zurück nach Hoffenheim. In neuer Aufgabe, aber mit gewohntem Ehrgeiz. Bei der U23 gab er als erfahrener Spieler den Nachwuchsak- teuren Tipps und führte die Mannschaft teilweise als Kapitän auf den Rasen. „Ich habe mich bei der
 Unverhofft kommt oft
VEREIN






















































































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