Page 76 - Spielfeld_September_2020
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 Eine „Win-Win-Situation“, aus der laut Schmitt eine Vorfreude entstand und weitere Aktionen folgten. Eine Online-Konzertreihe etwa, bei der Musiker auftraten, die ursprünglich für ver- schiedene örtliche – abgesagte – Festivitäten gebucht waren. „Ich glaube, dass Vereine, die in der Hinsicht gar nichts machen, es schwer haben, die Identität im Verein zu behalten. Man entwöhnt die Mitglieder und ist irgendwann nur noch Dienstleister. Wir wollen mehr als das sein. Wir sind kein Fitnessstudio, wir sind eine Gemeinschaft“, sagt der Vorsitzende.
Gut 1.200 Mitglieder hat der TV, Waibstadt zählt nicht einmal 5.700 Einwohner, mehr als jeder Fünfte ist also Vereinsmitglied und Faustball kennt hier praktisch jedes Kind. Nach eigenen Angaben ist der TV der größte Faustballverein Badens und im Jugendsektor seit Jahren der erfolgreichste. Die erste Herrenmannschaft spielt ebenfalls schon seit den 80er-Jahren in der Bundesliga. Warum die Stadt eine solche Faustball-Hochburg ist? „Die Abteilung wurde schon 1951 gegründet, seit 1978 sind wir im Leistungssektor gut vertreten“, sagt der sportliche Leiter Rainer Frommknecht. Er selbst spielt schon seit 1984 Faustball und ist seit Jahrzehn- ten TSG-Fan. „Ich habe Hoffenheim ja schon in den 80ern und 90ern erlebt, früher liefen hier 80 Prozent der Jungs beim Fußballtraining mit Bayern-Trikots rum, Klinsmann, Effenberg. Das weiß ich noch, weil wir damals parallel Faustball trainierten. Heute tragen 80 Prozent Hoffenheim-Trikots. Die junge Generation kennt die TSG ja nur aus der ersten Liga.“ Längst herrsche in der Region eine unheimliche Begeisterung für Hoffenheim. „Hinzu kommt noch, dass es wahrscheinlich keinen Ort hier gibt, der nicht schon vom Verein oder der Dietmar Hopp Stiftung profitiert hat“, sagt er und zeigt auf den Rasen des Stadions. Die Flutlichtanlage, die Drainage und den Ballfang hätten sie beispielsweise der Stiftung zu verdanken.
„Neben Hoffenheim sind wir der einzige Erstligist im Sportkreis Sinsheim“, sagt der 46-Jäh- rige und lacht. „Wir würden ja gerne mal eine Challenge mit der TSG machen. Eine Halbzeit Fußball, eine Halbzeit Faustball, irgendwie so.“ Oder vor einem Bundesliga-Spiel in der PreZero Arena mal ein Spiel vor Anpfiff oder eine Einlage in der Halbzeit, das wäre ein Traum. „Leider hat unser Sport wenig Medienpräsenz und ist auch nicht olympisch. In den 20er- und 30er-Jah- ren waren wir, was die Aktivenzahlen angeht, die Nummer 2 hinter Fußball.“ Mittlerweile spielen noch zwischen 35.000 und 40.000 Deutsche Faustball, Tendenz rückläufig, obwohl die Sportart auf gutem Niveau gespielt, sehr attraktiv ist.
  Mehr als 1.200 Mitglieder sind beim TV Waibstadt aktiv.
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