Page 15 - Spielfeld_Januar_2020
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 15
 „Der Fußball verliert die Menschen, die sich wegen der goldenen Steaks abwenden. Und der nächste TV-Vertrag führt nur dazu, dass der Spieler das Steak mit Platin bestreichen lassen kann.“
ANDREAS RETTIG
Mit dem „Volkssport“ Fußball kennen sich die beiden Gesprächspartner aus. Eine Geburtsstunde der Bedeutung des Fußballs, mithin sogar der Grün- dungsmythos der Bundesrepublik Deutschland, hat auch Dietmar Hopp inspiriert. Der WM-Titel von 1954, sein Idol Fritz Walter führte den damals 14-jährigen Dietmar Hopp in den Fußballverein – zur TSG Hoffenheim. Andreas Rettig wurde erst ein knappes Jahrzehnt später geboren – der Verein seines Herzens aber ist eng mit dem Wunder von Bern verknüpft. Der Rheinländer Rettig ist Mitglied bei RW Essen, Deutscher Meister 1955, dem Klub vom „Boss“ Helmut Rahn.
Aber das von Ihnen zitierte „Volk“ kommt doch bei den Summen von Ablösen und Gehältern gar nicht mehr mit.
Rettig: „Wir springen wirklich zu kurz, wenn wir uns nur darüber definieren, noch mehr Geld zu generieren. Was die DFL für alle Vereine mit den TV-Verträgen zusätzlich erwirtschaftet, geht dann mit einem Abschlag sowieso an die Spieler und Berater.“ Hopp: „Genau. Phasenversetzt und jeden Monat aufs Neue.“ (nickt)
Rettig: „Warum also nicht auch diese als Hauptpro- fiteure in die Pflicht nehmen?“
Hopp: „Die DFL hat bisher aus der Situation noch das Beste gemacht. Wenn ihr Chef Christian Seifert nicht so ein toller Verkäufer der TV-Rechte wäre, dann wäre die Bundesliga vielleicht schon richtig abgehängt. Der Preis, den die Fernsehzuschauer dafür zahlen ist der, dass sie nicht mehr jedes Fuß- ballspiel im TV schauen können. Ich persönlich habe auch keine Lust, alle möglichen Kanäle rauszusuchen und zu abonnieren.“
  Vita Andreas Rettig
Andreas Rettig wurde am 25. April 1963 in Leverkusen geboren. Der Rheinländer, der selbst in der Oberliga gespielt hat, hat in seiner Karriere als Fußball-Funktionär viel bewegt. Der gelernte Industriekaufmann arbeitete ab 1989 bei Bayer 04 Leverkusen unter dem legendären Reiner Calmund, ehe er 1998 als Manager zum SC Freiburg ging. Im März 2002 kehrte er ins Rheinland zurück und wurde Sportdirektor beim 1. FC Köln. Nach seinem Rücktritt in Köln im Dezember 2005 heuerte Rettig im Juli 2006 beim damaligen Zweitligisten FC Augsburg an, den er ebenfalls in die Bundesliga führte. Nach seinem Abschied 2012 ging Rettig ein Jahr später als Geschäftsführer zur Deutschen Fußball Liga (DFL). Dort bewährte sich der eloquente wie jovial auftretende Rettig als Moderator, etwa in der Sicherheitsdiskussion, der Lizenzierung und dem Thema Torlinientechnik. 2015 bat Rettig den Aufsichtsrat der DFL um die Auflösung seines Vertrages, da er in den Klubfußball zurückkehren wollte. Ab Herbst 2015 war Rettig kaufmännischer Geschäftsführer beim FC St. Pauli. Im September 2019 legte er aus persönlichen Gründen sein Amt nieder, um mit Ehefrau Cordula zurück nach Köln zu ziehen. Rettig ist bis heute der einzige Manager, dem das Kunststück gelang, mit seinen Klubs ins- gesamt vier Mal in die Bundesliga aufzusteigen.

























































































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