Page 14 - Spielfeld_Januar_2020
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Rettig: „Beim DFB und in der DFL wird diesbezüglich zu wenig getan. Die Möglichkeit, das Thema öffentlich- keitswirksam zu besetzen, wird verpasst. Hoffenheim wird für seine Klimaneutralität zurecht sehr gelobt. Aber wir haben pro Saison 18 Millionen Besucher in den Stadien. Es geht um 8000 Tonnen C02-Ausstoß pro Spieltag. Die Aufgabe, einmal Konzepte für das Reisemanagement zu entwickeln, muss der Verband angehen. Stattdessen wird nahezu ausschließlich versucht, die Erlösseite zu steigern.“
Damit berühren wir das Thema der Kommerzialisie- rung des Fußballs. Wie groß ist die Gefahr, dass sich der Fußball von den Menschen entfremdet?
Hopp: „Der Hauptgrund, warum das System aus den Fugen gerät, liegt darin, dass die Regeln des Financial Fairplay von den Verbänden UEFA und FIFA nicht ernst genommen werden. Wenn beispielsweise der Besitzer von Paris St.-Germain dort investiert, einen Neymar verpflichtet und die Ablöse von 220 Millionen Euro als Marketingausgabe geltend machen kann, dann ist das
ein Irrsinn. Dann kann man Financial Fairplay in die Tonne werfen. In Deutschland sieht es nur wegen der 50+1-Regelung besser aus, weil sie ermöglicht, dass Financial Fairplay so gelebt wird, wie man es sich wünschte. So können sich die großen internationalen Klubs weit von der Konkurrenz absetzen.“
Rettig: „Ich verstehe den Fan, der sagt, ich entferne mich emotional davon, da sitzen nur Entscheider, die machen mit dem Klub, was sie wollen. Ich halte auch die Behauptung, der deutsche Fußball wäre ohne die 50+1-Regelung international wettbewerbsfähiger, für ausgemachten Blödsinn. Ein Wettstreit gegen Olig- archen, Staatsfonds und chinesische Konglomerate ist gar nicht zu gewinnen. Es ist ein Ammenmärchen, dass Neymar für 250 Millionen Euro zu den Bayern wechseln würde. Dann zahlen die Katari eben 300 Millionen. Ich verteufele Investorengelder grund- sätzlich nicht. Ich sage immer, sie sollen ihr Geld bringen, wenn sie sich an die Spielregeln halten, aber sie müssen die Kultur hier akzeptieren: Fußball ist Kulturgut und Volkssport.“
 „Die DFL hat bisher aus der Situation noch das Beste gemacht. Wenn ihr Chef Christian Seifert nicht so ein toller Verkäufer der TV-Rechte wäre, dann wäre die Bundesliga vielleicht schon richtig abgehängt.“ DIETMAR HOPP
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