Page 15 - Spielfeld_Mai_2019
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                   Diese Anerkennung ist Dir wichtig.
„Es geht im Fußball immer um Ergebnisse, aber es geht auch um Unterhaltung der Stadionbesucher und Fans, auch der neutralen, sogar der gegnerischen. Wie wird der Klub wahr- genommen? Das ist mir auf jeden Fall etwas wert. Die ganze Gewalt und den Hass im Fußball habe ich noch nie verstan- den. Das war hier zu meinen Anfangszeiten in Hoffenheim extrem, ist aber inzwischen viel, viel weniger geworden. Wenn man eine Zeit dann nicht nur sportlich, sondern auch in der Außendarstellung prägt, ist das eine schöne Geschichte. Dazu gehören das gesamte Trainer-Team und die Spieler. Wenn man vergleicht, wie die TSG vor neun Jahren wahrgenommen wurde und wie es heute ist, sieht man, dass es sich sehr zum Positiven verändert hat. Und dazu habe ich mit meiner Arbeit sicher beigetragen. Das ist eine Sache, auf die ich neben den Ergebnissen auch sehr stolz bin.“
Wann hast Du gemerkt, dass Du es in Hoffenheim nach ganz oben schaffen wirst?
„Mit der Meisterschaft der U19 habe ich realisiert, dass es grundsätzlich etwas werden kann als Profi-Trainer. Aber nicht so schnell, und eigentlich, quasi als der Prophet im eigenen Land, eher nicht hier in Hoffenheim. Als wir Deutscher Meister geworden sind, war das schon außergewöhnlich. Wir hatten damals sicher nicht die besten Einzelspieler, aber ein sehr gutes Konzept und einen sehr guten Teamgeist. Mit dem Finale ging dann schon ein medialer Hype ab. Man hat gemerkt, dass die Leute Interesse haben an dem jungen Julian Nagelsmann. Wenn sich Leute für einen interessieren, ist das grundsätzlich auch nicht verkehrt für eine Karriere (lacht).“
Du bist ja auch jemand, der die Öffentlichkeit genießt.
„Ich glaube, dass du in diesem Job auch grundsätzlich eine Art Rampensau sein musst. Es macht dir das Arbeiten zu- mindest leichter, weil du dich sonst nicht wohlfühlst. Diese Öffentlichkeit gehört zu unserem Job. Ich bin Sternzeichen Löwe und stehe schon gern im Mittelpunkt, auch wenn ich jetzt nicht bei jeder Veranstaltung auf der Bühne sein muss. Ohne dieses Gen, glaube ich, fällt einem der ganze Umgang mit den Medien und dem Umfeld schwerer, das kann dich ein paar Prozentpunkte kosten. Wenn du einen entspannten Umgang mit den Medien hast, macht es dir auch mehr Spaß und dann fällt dir alles leichter.“
Jemand, der sehr früh von Deinen Fähigkeiten überzeugt war, ist Dietmar Hopp. Wie hat sich Euer Verhältnis entwickelt?
„Zu Beginn meiner Zeit hier haben wir uns gekannt, aber wir hatten natürlich kein persönliches Verhältnis. Als es dann Richtung Meisterschaft bei der U19 ging, haben wir uns durchaus schon unterhalten, aber standen uns nicht extrem nah. Er war bei der U19 aber ja nicht nur beim Finale dabei, sondern hat sich auch während der Saison schon viele Spiele angesehen. Als ich Profi-Trainer wurde, gab es dann natürlich mehr Gespräche, es wurde enger und irgendwann hat er mir das Du angeboten. Fast nach jedem Spiel tauschen wir uns per SMS aus. Er schreibt mir, gratuliert mir oder beschwert sich auch mal. Er fiebert da noch immer mit, hält sich aber im Hintergrund. Er ist mehr der absolute Edel-Fan. Er hat auch eine Meinung, aber die muss er nicht durchdrücken.“
Und inzwischen ist eine durchaus enge Bindung entstanden?
„Es ist eine innige Beziehung geworden über die Jahre. Er nimmt mich mal in den Arm nach einem Sieg, pflegt ein direktes Verhältnis zu mir. Es ist keine Beziehung von Macher zu Angestelltem, sondern von Dietmar zu Julian. Das ist natürlich intensiver geworden und rund um die Bekannt- gabe meines Wechsels hatte ich ganz intensive und offene Gespräche mit ihm. Da war keine andere Person dabei. Die gingen sehr lang und da wurden von beiden Seiten Tränen vergossen.“
JULIAN NAGELSMANN
Geburtsdatum: 23. Juli 1987 Geburtsort: Landsberg am Lech Nationalität: deutsch
Bei der TSG seit 07/2010
Frühere Vereine:
2008 – 2010: TSV 1860 München 2008: FC Augsburg
Gegenseitige Wertschätzung:
Julian Nagelsmann und Dietmar Hopp
Profis
  SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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