Page 16 - Spielfeld_August_2018
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PLÄDOYER FÜR EINE RÜCKBESINNUNG
Die Frage nach der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Fußballs beschäftigt auch Julian Nagels- mann – unabhängig vom erstmaligen Auftritt der TSG in der Gruppenphase der Champions League. Insgesamt sei es „schwierig, da mitzuhalten“, sagt der 31-Jährige etwa mit Blick auf die horrenden TV-Einnahmen der englischen Premier League. „Ein 25-Jähriger, der bei Manchester United gespielt hat, lacht über die Angebote von Bayern München, weil er das Münchner Jahresgehalt in England in einem halben Jahr verdient.“
Vielmehr fordert Nagelsmann eine Rückbesinnung: „Wir müssen den Weg, den die Bundesliga mit den Nachwuchs- leistungszentren einst beschritten hat, wiederfinden. Da haben wir wohl etwas nachgelassen. Wir müssen noch früher und besser scouten, die Klubs brauchen Trainer, die junge Spieler auch einsetzen. Das ist das Finanzierungsmodell, das die Bundesliga hat. Bei den Transferausgaben dagegen wird es sehr schwer möglich sein, mitzuhalten.“ Einzige Möglichkeit – ein Veto der Verbände: „Die Frage wird irgendwann sein, ob die UEFA oder die FIFA die Beträge etwas deckeln, damit der Wettbewerb wieder fairer wird.“
Wird sich das Spiel in dieser Saison etwas verändern? Muss es nach den Abgängen von Serge Gnabry und Mark Uth mehr Torgefahr aus der zweiten Reihe geben? „Wir werden nicht großartig anders spielen. Wir haben etwa in Vincenzo Grifo und Leonardo Bittencourt torgefährliche Mittelfeldspieler dazu geholt. Wir haben vergangenes Jahr auf anderen Positionen auch viel Torgefahr gehabt, aber nicht so viele Tore gemacht. In der Vorbereitung haben wir es gut hinbekommen, dass alle torgefährlich werden. Wir müssen mit dem Problem fertig werden, dass viele Mannschaften gegen uns sehr tief stehen. Dafür braucht es dann Torgefahr aus der zweiten Reihe. Das ist ein Projekt für uns.“
Unter Ihrer Regie haben sich einige Spieler weiterent- wickelt und auch die Marktwerte wurden deutlich gesteigert, von denen der Klub immer wieder stark pro- fitiert. Sind das Dinge, über die Sie sich auch manchmal Gedanken machen?
„Darüber spreche ich oft mit Alex (Sportdirektor Alexander Rosen; d. Red.). Dass die Spieler besser werden, ist meine Auf- gabe, aber um Marktwerte zu generieren, muss man erstmal Spieler finden, die Potenzial haben. Das machen wir gemeinsam. Ich glaube, dass wir in den vergangenen Jahren mit unserer Kaderzusammenstellung gut gefahren sind. Alex macht es sehr gut, die Spieler zu einem guten Preis zu verpflichten. Da werden hohe Marktwerte generiert, die sehr wertvoll für den Klub sind. Viele sprechen ja immer von den 15 Millionen Euro, die wir durch die Champions League einnehmen, dabei könnten wir in jeder Transferperiode Spieler für 80 bis 90 Mil-




























































































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