Page 18 - Spielfeld_August_2018
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Ist Fußballtrainer Ihr Traumberuf?
„Ja, ich wollte ja immer selbst Profi werden, das ist kein Geheimnis. Dann hätte ich auch alles von der anderen Seite erlebt. Aber wenn ich ref lektiere, wie alles so gekommen ist, dann glaube ich, dass es keinen viel interessanteren Beruf als den des Trainers gibt. Ich fand es toll, selbst ein Spieler zu sein. Aber als Trainer ist das alles noch viel umfassender. Man muss jedes Training vor- und nachbereiten, man muss ständig Gespräche führen. Als Trainer wird man ständig beäugt. Als Spieler in einer großen Gruppe kannst du dich ja auch mal verstecken. Aber als Trainer wird jeder Schritt, jedes Wort, jede Körpersprache bewertet – von der Mannschaft und vie- len anderen. Das ist schon ein sehr anspruchsvoller Job mit einem stetigen Rhythmus von einem oder bald zwei Spielen pro Woche. Trainer zu sein, ist ein sehr fordernder, aber auch ein außergewöhnlicher Job, den ich nicht eintauschen will.“
Stichworte Traum und Berufe: Träumst Du auch von Fußball?
„Gelegentlich schon, nach Spielen aber auch mal extrem viel. Meine Frau sagt, dass ich nachts rumschreie. Ich weiß nicht alles, ich kann die Träume nicht komplett wiedergeben. Ich weiß aber, dass ich nicht von irgendwelchen Spielen träumen, sondern immer nur von unseren.“
Aktives Coaching: Julian Nagelsmann steht im engen Austausch mit seinen Spielern, hier mit Leonardo Bittencourt.
„TOPSPIELER AUSBILDEN, KEINE MANNSCHAFTSDIENER“
Das Thema der zielgerichteten Nachwuchsförderung hat mit dem blamablen Aus der DFB-Elf bei der WM erheblich an Brisanz gewonnen. Zuletzt konstatierte der deutsche U21-Trainer Stefan Kuntz, dass die Toptalente in Deutschland rar gesät seien. Für Julian Nagelsmann eine fast logische Konsequenz: „Für alle jungen Leistungssportler, nicht nur im Fußball, wird es immer schwerer, Schule und Sport zu verein- baren, weil die schulischen Anforderungen immer komplexer werden. Beides richtig gut zu machen, ist extrem schwer.“
Allerdings sieht der TSG-Coach durchaus auch fußballspe- zifische Gründe: „Wir haben das Problem, dass Topspieler nicht mehr so sehr individuell gefördert werden. Vieles ist zu einheitlich. Dazu kommt: Junge Spieler immer eine Altersstufe höher zu ziehen, weil sie besonders viel Talent haben, macht sie am Ende eben nicht besser. Ein guter U16-Spieler wird in einer U19, obwohl er vielleicht der Beste ist, kleingehalten und muss die Bälle tragen. Er wird sich nicht entwickeln, weil er persönlich nicht frei ist und sich immer anpassen muss“, erklärt Nagelsmann und mahnt: „Die Entwicklung, dass Spieler mit 19 Jahren schon Weltstars sein müssen, bringt keine Topspieler, sondern Mannschaftsdiener hervor. So lernen sie nicht, eine Mannschaft zu führen.“
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