Page 17 - Spielfeld_August_2018
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 lionen Euro verkaufen. Kevin Vogt kam, gemessen an heutigen Verhältnissen, für einen geringen Preis und wir könnten ihn jetzt für das Zehn- bis Zwölffache verkaufen. Das ist schon außergewöhnlich. Benjamin Hübner oder Andrej Kramarić sind weitere Beispiele.“
Dennis Geiger ist so einer, der gut aufgebaut wurde und dann im vergangenen Jahr durchgestartet ist. Glauben Sie, dass es in diesem Jahr wieder einen Spieler geben könnte, der einen ähnlich großen Sprung schafft? „David Otto, der vergangenes Jahr schon bei uns trainiert hat, ist fünf, sechs Klassen besser geworden. Er musste in der vorigen Saison sein Abitur machen, spielte in der U19, hat bei den Profis mittrainiert. David war
„In den vergangenen Jahren wurde unser sportliches Abschnei- den einfach massiv personalisiert. Eineinhalb Jahre lang wurden aus den Erfolgen des Klubs, des gesamten Teams in der Öffentlichkeit immer die Erfolge von Julian Nagelsmann. In der abgelaufenen Saison wurde, was letztlich positiv für die Mannschaft war, in der Krise aber auch alles Negative auf meine Person projiziert. Wenn man alles auf eine Waage legt, dann war es am Ende wohl ausgeglichen. Das, was ich dort zu viel an negativen Urteilen abbekam, hatte ich vorher zu viel an Lorbeeren bekommen. Diese einseitige Berichterstattung ist aber grundsätzlich nicht schön, weil ich weiß, was ich der Mannschaft zu verdanken habe.“
körperlich einfach am Ende, er
war auch in den Halbfinalspielen
um die Deutschen Meisterschaft
gegen Schalke nicht gut. Nun ist er
körperlich so frisch, dass ich mir
relativ sicher bin, dass er seinen
nächsten Schritt in der Liga gehen
wird. Dazu haben wir ja weitere
junge Spieler wie Robin Hack oder
Justin Hoogma. Aber ob einer so
durchstartet wie Dennis, das kann niemand sicher vorhersagen. Bei Dennis war es ja so: Er war schon in der Jugend immer der beste Spieler, den man als Trainer nur richtig anpacken muss. Das allerdings war bei ihm nicht immer ganz einfach.“
Wer könnte denn der nächste Nationalspieler der TSG werden?
(lächelt) „Gute Frage. Kevin Vogt kann sicherlich auf der Position wie bei uns in der Nationalmannschaft spielen. Nico Schulz ist für mich ein absoluter Kandidat für die DFB-Elf. Es wäre sicherlich nicht verkehrt gewesen, wenn er schon bei der WM dabei gewesen wäre.“
Der Star ist die Mannschaft. Den Spruch hat Berti Vogts als Bundestrainer vor dem EM-Titelgewinn 1996 geprägt. In Hoffenheim hatte man zwischenzeitlich den Eindruck, der Star sei Julian Nagelsmann. Halten Sie das für problematisch?
Thematisieren Sie so etwas gegenüber Deinem Team? „Ich weiß schon, was mein Trai- nerteam und ich drauf haben. Aber es stimmt, die Mannschaft kommt immer wieder mal beim öffentlichen Lob zu kurz. Sie versucht seit zwei Jahren, einen anspruchsvollen Trainer zufrieden zu stellen, sie gibt in jedem Trai- ning Gas, lässt sich nie hängen,
bringt immer unglaubliche Qualität und Power auf den Trai- ningsplatz. Die Mannschaft könnte auch sagen ‚Das ist uns alles zu anstrengend, was der immer will mit seinen 1.000 Regeln, der soll sein eigenes Ding machen.‘ Aber sie zieht gnadenlos mit. Ich thematisiere es auch oft vor der Mannschaft, dass sie in den Medien zu kurz kommt und dass das nicht gerechtfertigt ist. Aber die Spieler können das alles auch richtig einschätzen. Da ist ja auch kein brutaler Profilneurotiker dabei, der das gar nicht verstehen kann. Ich mache das nicht allein, da steckt ein ganzer Klub dahinter, jeder hat seinen Anteil am Erfolg und auch daran, wenn es weniger gut läuft.“
Man sieht es immer beim Training, dass Sie unheimlich viel Spaß haben am Fußball. Sie spielen auch immer wieder mal gern mit. Kribbelt es noch?
„Ja, ich habe schon gesagt, irgendwann wechsele ich mich mal ein (lacht). Es liegt vielleicht einfach an meinem Alter. Ich finde aber auch, wenn man Lebensfreude und eine gute Ein- stellung zu unserem Sport vermitteln will und immer wieder erwartet, dass die Jungs an ihren Grenzen gehen, dann muss man auch selber Freude haben an diesem Sport. Wenn ich vor und nach dem Training mit den Jungs ein bisschen rumbolze, dann sollen die Spieler merken, dass mir dieser Sport unglaub- lich Spaß macht. Wenn ich von denen verlange ‚Strahlt Freu- de aus‘, ‚Bietet den Fans was‘, ‚Geht an eure Grenzen‘, dann muss ich diese Haltung als Trainer auch vorleben.“
Erfolgsduo: Trainer Julian Nagelsmann (l.) und Alexander Rosen, Direktor Profifußball, haben die TSG in die Champions League geführt.
„Ich könnte mir vorstellen, dass es lustig wird, wenn Hoffenheim ausgelost wird und sich alle fragen, wer das ist und wo die spielen.“
Profis
 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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