Page 14 - Spielfeld_April_2018
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   „ICH WILL UNBEDINGT IN RUSSLAND DABEI SEIN“
Weltweit freuen sich die Fans auf die Fußball-WM im Som- mer. Auch Serge Gnabry kann den Beginn des Turniers kaum erwarten – den er als Mitglied des deutschen Kaders erleben will: „Natürlich hoffe ich, in Russland dabei zu sein. Meine Karriere geht zwar hoffentlich noch ein bisschen länger, aber das ändert nichts daran, dass ich unbedingt in Russland dabei sein möchte. Im Fußball zählt da nicht, was vor zwei Jahren war. Es kommt auf die Leistungen an, die du jetzt abrufst und ich tue alles dafür, mich Woche für Woche zu empfehlen.“ Stress verspürt er durch das Saisonfinale mit Hoffenheim, die mögliche WM-Teilnahme und den folgenden Schritt zum FC Bayern aber nicht – im Gegenteil: „Ich denke, jeder ist zurecht da, wo er ist. Darum sehe ich die momentane Situation als Lohn und Ergebnis meiner bisherigen Arbeit. Da ich täglich am Erreichen immer neuer Ziele arbeite, denke ich nicht, dass eine Aufgabe zu groß sein kann.“ Eine fixe Zukunfts- oder Karriereplanung hat der 22-Jährige nicht, auch eine Rückkehr nach England ist nicht ausgeschlossen: „Ich würde mir wünschen, ein paar Jahre bei den Bayern zu bleiben. Ob ich danach irgendwann nach England zurückkehre, ist schwer vorauszusagen. Die Liga ist extrem attraktiv und den Gedanken gibt es natürlich. Aber jetzt steht Bayern vor der Tür, darauf freue ich mich.“
Per Mertesacker hat vor kurzem durch sein Bekenntnis, extremen Stress empfunden zu haben, für Aufsehen gesorgt. Viele ehemalige Mitspieler haben die Aussagen erstaunt, Dich als früheren Mitspieler von „Merte“ bei Arsenal auch?
„Mich hat es auch überrascht, dass er das so empfunden hat. Per hat auf mich immer einen sehr starken Eindruck gemacht. Es gibt Mitspieler, mit denen man mehr Blödsinn machen kann und die, die seriöser sind und mehr darauf bedacht sind, auch Hilfe zu geben, weil sie eine verantwortungsvolle­ re Rolle haben. Er hat mir wichtige Tipps gegeben und mich unter seine Fittiche genommen, darum habe ich in Bremen auch die Nummer 29 gewählt, die er damals bei Werder auch getragen hat. Ich denke, je älter er wurde, desto mehr ist er in diese Rolle hineingewachsen. Ich habe ihn ja erst relativ spät in seiner Karriere kennengelernt. Was man im Alter von 21 bei einer WM im eigenen Land erlebt, wie er 2006, ist sicher auch nochmal ein ganz anderes Gefühl. Da herrscht vor einem Spiel ein ganz anderer Druck, die Erwartungshaltung im Land war ja riesengroß.“
Glaubst Du, dass es dem Profi-Fußball gut tut, wenn hochgeschätzte Spieler wie Mertesacker solche Themen ansprechen und sich auch zu Sorgen und Ängsten be- kennen?
„Es wurde zwar schon oft darüber gesprochen, dass das Profi­ Leben nicht so leicht ist, wie es für manche Beobachter aussieht: Dass wir nur ab und an trainieren, am Wochenende spielen, ein gutes Leben, ein teures Haus und ein teures Auto haben und nichts dahintersteckt. Eigentlich müsste es mittlerweile aber bekannt sein, dass wir sehr viel dafür investieren und einer großen Erwartungshaltung begegnen. Und doch ist es gut, es immer wieder anzusprechen, um das Bewusstsein zu schärfen, dass wir doch was leisten, nicht alles von alleine kommt und das Leben als Fußball­Profi auch belastend sein kann.“
Hast Du Dich unter Druck gesetzt, als Du als 16-Jähriger vom VfB Stuttgart zum FC Arsenal gewechselt bist? „Druck habe ich mir nicht gemacht, ich habe mir etwas vor­ genommen und wollte meine Ziele erreichen, das war ja alles positiv. Mein Vater ist mit mir nach London gezogen, das Umfeld ist in so einer Zeit sehr wichtig und hilft dir, nicht abzuheben und auf dem Boden zu bleiben. Alles andere habe ich so gut es ging ausgeblendet. Ich habe dort extrem viel erlebt, früh mit Weltklasse­Spielern auf dem Platz gestanden, was mir natür­ lich nochmal einen Schub gegeben hat. Ich habe gesehen, was möglich ist, wenn man Gas gibt. Zudem habe ich viel gelernt, Per und Poldi kennengelernt, das war eine tolle Zeit. Und un­ ter Arsene Wenger zu spielen war etwas ganz Besonderes. Er hat mich nach England geholt und mir als erster Trainer die Chance gegeben, im Profi­Fußball auf dem Platz zu stehen.“
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