Page 17 - Spielfeld_Juni_2016
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                  gewisse Unbekümmertheit, die besser zu uns passt. Wir sind kein verkrampfter Verein, bei uns geht es schon locker zu.“
Aber muss man sich dann nicht die Frage stellen, wie man glauben konnte, dass der Plan mit Huub Stevens funktioniert.
„Wir haben an beide geglaubt. Wir hatten uns ja nach der Trennung von Markus Gisdol selbst unter Druck gesetzt, uns auf Julian als Cheftrainer zur neuen Saison festgelegt. Und dann musst du gucken, wer erklärt sich bereit, den Übergang zu moderieren. Um es f lapsig zu sagen: Wer verdingt sich als Kurzarbeiter ohne Anschlussperspektive? Und: Wer kann für Aspekte wie Ordnung, Disziplin und Fitness sorgen, damit die Mannschaft auch entsprechend agieren kann. Das kriegst du nicht mit Appellieren hin. In so einer Situation brauchst du schon eine harte Hand.“
Für Sie war es auch ein harter Einstieg. Im Oktober wurden Sie Geschäftsführer der TSG, inmitten der schweren Krise. Sie sind als Geschäftsführer des Hei- delberger ETHIANUM natürlich harte Entscheidungen gewohnt. Aber mit dem hoch emotionalen Fußball- Business und dem öffentlichen Druck lässt sich das sicher nicht vergleichen.
„Man macht um das Fußball-Business ja auch gern einen Hype. Die Sachaufgabe unterscheidet sich sehr wohl, aber die Management-Aufgabe ist identisch, egal ob bei einem Fußball-Bundesligisten, in der Klinik oder in der Schrauben- fabrik. Du kannst auch alles richtiggemacht haben, dann
„Wir sind kein verkrampfter Verein, bei uns geht es schon locker zu“: TSG-Geschäftsführer Peter Görlich.
geht einmal die Charge kaputt und dann stehst du vor dem Aus. Diese Situation hast du immer. Die Lösung ist: Nicht in Panik verfallen, ruhig weiterarbeiten. Das Entscheidende: Du brauchst einen Plan.“
Aber gelten im Fußball nicht andere Regeln...
„Du musst deinem Team vertrauen, musst auch loslassen kön- nen. Wenn du ein Kontrollfreak bist, dann funktioniert das in anderen Unternehmen sicher gut. Im Fußball geht das nicht, da musst du den Spezialisten Raum geben, um eigenständig zu agieren. Das war vielleicht auch ein Erfolgsgeheimnis, diesem jungen Trainer den Raum zu lassen, ihm zu vertrauen. Wir haben Julian gezeigt: Hier ist die Spielwiese: Mach‘ einfach. Schlechter kann es nicht werden.“
Es wurde besser. Und am Ende steht tatsächlich der Klassenerhalt.
„Ja, deshalb auch Erleichterung, aber kein Jubel. Unser Sai- sonziel war es nicht, am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt zu schaffen. Wir müssen diese Saison haarklein analysieren, jeden Stein umdrehen, unter jedes Blatt gucken und uns selbstkritisch fragen: Wo haben wir was übersehen? Welche Fehler haben wir gemacht und nicht frühzeitig bemerkt? Wo müssen wir auch mal unser Ego zurückstellen, um für den Club erfolgreich zu sein? Wir müssen Fehler klar benennen, und die müssen wir ins Gebetbuch eintragen, damit wir sie nie wieder machen. Man soll sich nicht kasteien, aber man muss demütig bleiben. Wir haben nichts erreicht, nur die Klasse gehalten.“
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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