Page 16 - Spielfeld_Juni_2016
P. 16

                  „MACH’ EINFACH. SCHLECHTER KANN ES NICHT WERDEN“
Im Oktober trat Dr. Peter Görlich sein Amt als TSG-Geschäftsführer an, erbte die sportliche Krise – und durfte nun aufatmen: Im Interview spricht der 49-Jährige über den Glücksfall Julian Nagelsmann, den Hoffenheimer Weg und die Aufgabe, den Club in der Region zu verankern.
Herr Dr. Görlich, wie war eigentlich Ihre Gefühlslage an jenem 7. Mai in Hannover, als Sie realisierten, dass der Klassenerhalt trotz der 0:1-Niederlage geschafft ist? „Es war skurril. Immer diese Frage: ‚Stimmt es tatsächlich?‘ Ich habe bestimmt fünf Mal die Tabelle nachgerechnet, immer im Kopf: Kann das wirklich sein? Sind wir durch? Und dann war es eigentlich nur... Erleichterung. Puh, Haken dran, aber gar nicht jubeln deswegen. Erst über die Tage habe ich es wirklich realisiert. Es war ein verdammt heißer Ritt.“
Gab es denn auch beim Geschäftsführer mal tief im Innern den Moment des Zweifelns?
„Das 0:2 gegen Darmstadt war ein Tiefpunkt, da war ich desillusioniert. Nichts hatte gefruchtet, alle Versuche waren
3.
gescheitert. Es war verdammt schwer, mit dieser Situation umzugehen. Aber in so einem Moment ist eines wichtig: Du musst den Blick nach vorn richten, kühl und nüchtern überlegen: Was kann ich jetzt tun?“
Wie kann sich der TSG-Fan das vorstellen, wenn der Geschäftsführer in so einer Situation steckt. Verfolgt einen das bis in die Träume?
„Man schläft ja gar nicht. Ich bin von Natur aus ein Schlecht- schläfer, aber nach so einem Spiel gehst du ins Bett, wachst nach eineinhalb Stunden Dösen wieder auf und dann ist die Nacht vorbei. Dann hilft nur eins: Mache dir einen Plan, strukturiere die Aufgaben, damit du vorbereitet bist, und strahle nach innen auch Zuversicht aus.“
Drei Tage später musste Julian Nagelsmann nach dem Rücktritt von Huub Stevens früher als geplant in die Bresche springen.
„In Nachhinein war es natürlich eine glückliche Fügung. Wir haben ja schon vorher immer gesagt, dass die Mannschaft mehr kann. Tief drin schlummerte das Potenzial, aber aus irgend- einem Grund konnten es die Spieler, konnte es die Mannschaft nicht abrufen. Das Momentum fehlte. Das klingt dann immer leicht esoterisch, wenn man von mentaler Blockade spricht.“
Und Julian Nagelsmann hat sie gelöst.
„Wir fuhren nach Bremen, überstanden in Unterzahl die Drangphase der Bremer bis in die 95. oder 96. Minute, holten das 1:1. Dann kam der Heimsieg gegen Mainz – gegen eine gute, hungrige Truppe. Wir kamen nach Rückstand zurück und Mark Uth macht einen Doppelpack. Da kommt einer, mit dem du nicht gerechnet hast, der sich bis dahin schwergetan hat, hier reinzukommen. Das war für mich das Schlüsselspiel.“
Das Momentum war fortan auf Seiten der TSG ...
„Wir wurden selbstbewusster, kamen aus der Deckung, spielten mutig, offensiv – sicher auch dank der Art von Julian, diese
   SV DARMSTADT – TSG 0:0
29. August: Kein Tor beim Aufsteiger, dafür immerhin der erste Punkt der Saison. Bei den Lilien vergibt die TSG zu viele Chancen, kurz vor Schluss rettet Caldirola auf der Linie gegen Kevin Kurányi. Position: 14, Punkte: 1
Vorsprung auf Platz 16: 1
 16
















































































   14   15   16   17   18