Page 24 - Spielfeld_Mai_2016
P. 24

                  DER MANN FÜR MAGISCHE MOMENTE
Kevin Volland dreht in der Rückserie auf und trug dazu bei, die TSG von den Abstiegsrängen zu führen. In den verbleibenden Spielen will er mit Hoffenheim den Klassenverbleib sichern. Parallel dazu jagt er einen Club-Rekord und bewirbt sich durch seine Leistungen für ein EM-Ticket.
Kevin Volland hat schon viel erlebt. Als Privatperson etwa. Zum Beispiel 2015 in Südafrika, als er in einem Käfig ins Meer stieg, um von dort aus weiße Haie zu
beobachten – von Angesicht zu Angesicht, unter Wasser, nur durch Gitterstäbe getrennt. Kevin Volland hat auch als Fußballspieler schon einige bemerkenswerte Momente erlebt. Knapp 130 Bundesligaspiele, 44 Junioren- und sechs A-Länderspiele. Emotionale Ausbrüche wie den Sieg im „Ab- stiegsendspiel“ 2013 in Dortmund und den Triumph in der anschließenden Relegation gegen Kaiserslautern. Trotz der Vielzahl an Erfahrungen schaffte es ein Moment der jüngeren Vergangenheit, sich tief in die Erinnerungsdatenbank des 23-Jährigen einzutragen.
Rückblick. Es läuft die Nachspielzeit gegen den 1. FC Köln. Es steht 0:1. Torwart Timo Horn klatscht den Ball vor die Füße Vollands – und der Angreifer reagiert gedankenschnell. Per Fluggrätsche drückt er den Ball über die Linie. 1:1. Punkt Nummer 28. Niederlage abgewendet. Es folgt ein Jubelorkan, wie ihn die WIRSOL Rhein-Neckar-Arena selten erlebt hat. Ein kollektiver Ausbruch der Gefühle, der vom Rasen auf die Tribüne und wieder zurück schwappt. Im Freudenrausch sprintet Reserve-Keeper Jens Grahl in Usain-Bolt-Manier
zum an der Eckfahne jubelnden Torschützen, herzt ihn und wird Sekundenbruchteile später selbst von Nadiem Amiri und Teammanager Timmo Hardung fast erdrückt. Ein TSG-Spieler nach dem anderen springt auf das Jubelknäuel um den glückseligen Volland, dessen Gesundheit durch die geballte Gefühlsexplosion seiner Mitspieler kaum weniger gefährdet war, als beim Tête-à-Tête mit den weißen Haien. Volland überstand jedoch auch diese Ausnahmesituation unbeschadet – und hat sie als weitere Begegnung mit We- sen, die außerordentliche Kräfte besitzen, abgespeichert: „In der Bundesliga-Datenbank hat unser Teammanager Timmo jetzt bestimmt den Bestwert für den schnellsten Sprint aller Zeiten. Jens nicht, der war so schnell da, dass er gar nicht gesprintet sein kann. Er ist sowieso unmenschlich. Ich glaube, er kam wie ein Drache angef logen.“
Auch Wochen danach ist Volland die Magie des Moments noch anzumerken. „In der Nachspielzeit in so einem Spiel zu treffen, ist einfach etwas Geiles. Die Partie war gelaufen und dann kommen wir zurück und setzen den Lucky Punch. Verlieren ist einfach scheiße. Dieser Punkt kann uns am Ende retten. Das Unentschieden war Gold wert, für uns und für die Fans, die diese Saison nicht viel zu feiern hatten.“
  Szenen der Erlösung: Kevin Volland dreht nach seinem Treffer in der Nachspielzeit gegen den 1. FC Köln jubelnd ab (l.), Jens Grahl, Nadiem Amiri und Timmo Hardung sind die ersten Gratulanten (M.) – und am Ende feiert das gesamte Team den so wichtigen Ausgleich.
24


























































































   22   23   24   25   26