Page 75 - Spielfeld_Dezember_2015
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                  Region
  Eine graue, hässliche Industriestadt, ein Moloch, der besten- falls zum Shoppen taugt – das verbinden viele Menschen mit Mannheim. Vor allem die, die noch niemals dort waren.
Der Fotograf Adonis Malamos lebt hier schon seit 28 Jahren. Die vergangenen eineinhalb Jahre durchstreifte er unzählige Male das nächtliche Mannheim. Oft bis in die frühen Morgenstunden. Das Ergebnis: sein neuer Bildband „Mannheim bei Nacht“.
Wenn sich die Dunkelheit über die Stadt legt, erscheint sie in einem völlig anderen Licht – Straßenlaternen, Autoschein- werfer, die Lichter der Hochhäuser, die Schaufenster und der Mond leuchten ein anderes Stadtbild aus. „Mannheim schläft nicht“, weiß Malamos – auch, wenn kaum Menschen auf seinen Bildern auftauchen.
Stattdessen lichtet er den Wasserturm, die Yavuz-Sultan- Selim-Moschee, den Fernsehturm oder die Schiller-Statue ab. Seine Bilder porträtieren eine Industriestadt, die Poesie atmet und verströmt. Aus Grau wird Bunt. Aus Alltagslärm wird Ruhe. Die Nacht schluckt all die Vorurteile.
Malamos fing die verschiedenen Facetten und Stimmungen der Mannheimer Nacht mit seiner Canon 5D Mark II und einem Stativ ein. Bei seiner Motivsuche entdeckte er dabei immer wieder neue Seiten seiner Stadt: „Ich hatte geglaubt, Mannheim zu kennen, aber ich habe die Stadt völlig neu erlebt.“
Bei den Streifzügen hatte er auch seine eigene Ankunft in der Quadratestadt vor Augen: Am Abend des 10. November 1987 kam Malamos am Mannheimer Friedensplatz per Anhalter an. Mit 70 Mark in der Tasche spazierte er durch die dunkle Stadt – die Augustaanlage entlang, in Richtung Wasserturm. „Ich fühlte mich wohl.“ Der gebürtige Grieche entdeckte die Stadt nach und nach und verliebte sich in sie. Längst ist sie zu seiner Heimat geworden.
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM 77



























































































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