Page 26 - Spielfeld_Dezember_2015
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                 Innovatives Training: Junioren und Profis wie Jiloan Hamad üben im Footbonaut.
„MUT UND INNOVATION GEHÖREN ZU UNSERER DNA“
Herr Görlich, als neuer Geschäftsführer der TSG Hof- fenheim sind Sie mit dem extra geschaffenen Bereich „Sport und Innovation“ beauftragt worden. Das Streben nach Modernisierung, nach ständiger Erneuerung als Geschäftsfeld zu verankern, ist ungewöhnlich für einen Bundesligisten. Was steckt dahinter?
Wer sich das Leitbild der TSG ansieht, stellt fest, dass da Attri- bute wie mutig und innovativ verankert sind. Das gehört zu unserer DNA. Gerade das Thema Innovation war schon immer ein fester Bestandteil der TSG. Im deutschen Fußball stand die TSG von Anfang dafür, die Dinge etwas anders anzugehen, ob in der Ausbildung oder eben auf Profi-Ebene. Gerade dieser Forschergeist, diese Suche nach neuen Möglichkeiten und Wegen ist wichtig, um dauerhaft konkurrenzfähig zu bleiben. Im Moment allerdings geht es vor allem darum, dass sich die sportliche Situation unserer Profimannschaft verbessert.“
Sich von den unteren Tabellenregionen absetzen, ist natürlich das vorrangige Ziel der TSG. Aber was ver- sprechen Sie sich langfristig von Innovationen und was verstehen Sie eigentlich konkret darunter?
„Wir alle sehen, wie sich der Fußball ständig weiter entwickelt, wie er schneller wird, wie z. B. Ballkontaktzeiten immer kürzer werden. Früher war es gang und gäbe, dass ein Mittelfeldspieler bis zu zehn Kontakte hatte, ehe er den Ball weiterspielte. Er galt dann oft als überragend. Heute ist es verpönt, mehr als zwei Kontakte zu brauchen. Wir schulen unsere Spieler in der achtzehn99AKADEMIE schon von der U12 an, damit sie den stetig größer werdenden Anforderungen gewachsen sind. Um diese zu gewährleisten haben wir in den vergangenen Jahren durch die finanzielle Hilfe unseres Gesellschafters Dietmar Hopp, die Kreativität und Leidenschaft unseres Hauptsponsors SAP sowie den hochausgebildeten Wissenschaftlern, Trainern und Betreuern rund um den Club außergewöhnliche Vorausset-
zungen geschaffen. Nun möchten wir das Konzept sukzessive noch stärker bei den Profis verankern.“
Die TSG besitzt den Footbonaut, als einziger Club neben Borussia Dortmund. Wie können solche Techniken auch die Profis besser machen?
„Wir haben den Footbonaut tief integriert in das Training aller Mannschaften von der U12 bis zur U23. Durch regelmäßige Einheiten lässt sich das Training auf der Platz sehr gut ergänzen und in Teilen sicher auch optimieren. Für das Gerät, von dem bei der Anschaffung noch niemand genau wusste, was es in Bezug auf die Leistungssteigerung zu bringen vermag, haben wir viele Trainingspläne entwickelt. Wir haben einen Lernzielkatalog Footbonaut erstellt, also vom Einfachen zum Komplexen in den verschiedenen Altersstufen. Es ist messbar, wie sich jeder Spieler durch das Training im Footbonaut verbessert. Eine zusätzliche Möglichkeit zu der klassischen Spielanalyse auf dem Platz.“
Als einziger Verein weltweit hat die TSG – dank der Partnerschaft mit SAP – auch die Helix. In ihr findet anders als beim Footbonaut, wo der Spieler konkret fußballerisch gefordert wird, eine Simulation von Spielsituationen statt. Wie kann ein Fußballer davon profitieren?
„Es geht um kognitive Prozesse. In der Helix trainieren regel- mäßig unsere Torhüter, die dabei ganz klar einen Fortschritt spüren. Es geht dabei sehr stark um die Wahrnehmung, um peripheres Sehen, all das, was man für die Spieleröffnung oder für die beste Positionierung bei Flanken braucht. In der Helix sind Spielsituationen sehr realitätsnah zu simulieren und damit auch Abläufe zu automatisieren, so etwas gibt dann auch Sicherheit im Spiel. In Sachen Helix sind wir mit der Entwicklung von Trainingsplänen auch für die Feldspieler noch nicht so weit wie beim Footbonaut.“
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