Page 25 - Spielfeld_Dezember_2015
P. 25

                  „Es geht darum, Leistung zu optimieren. Wir haben bei der TSG noch viel Luft nach oben.“
DR. PETER GÖRLICH
Görlich erklärt den Journalisten, was aus seiner Sicht zu tun ist, um die Performance des Clubs in der Bundesliga auf lange Sicht zu verbessern. Niemals würde er dem Trainer in aktuelle Entscheidungen reinreden. Es geht einzig und allein darum, die besten Rahmenbedingungen zur Verfü- gung zu stellen. Bei der Verpflichtung und den Verhandlungen mit Huub Stevens war er natürlich dabei und hat sich überzeugt, dass der eigentlich als konservativ eingeschätzte Trainer ein großer Freund von sinnvoller Trai- ningsunterstützung ist. Kurz vorher war entschieden worden: Peter Görlich wird in die Geschäftsführung aufrücken und dort den neuen Bereich „Sport und Innovation“ managen.
Als Spieler in der Oberliga, als Trainer mit der A-Lizenz
Die daran geknüpften Ziele schildert er sehr klar und überzeugend (siehe Interview). Doch es herrscht auch ein wenig Skepsis bei dem einen oder an- deren Sportredakteur. Ein Doktor, der in der Sportwissenschaft promovierte, was hat der mit der TSG vor? Will er den Fußball verkopfen, diese einfache Sportart mit ihren nur 17 Regeln verwissenschaftlichen? Peter Görlich weiß sofort, was die Zweif ler umtreibt. „Laktat schießt keine Tore. Entscheidend ist auf dem Platz.“ Aber dann gibt er eindrucksvoll das Beispiel eines Spie- lers, der erschöpft mit übersäuerten Muskeln in der 80. Minute kopflos
im Vollstress das Tor verfehlt und die Niederlage nicht abwenden kann. Laktatmessungen können eben doch sinnvoll sein, wie viele andere sportwissenschaftliche Hilfen. Sie geben Auskunft über die Fitness von Spielern bis hin zur Erkenntnis, dass manche besser nur 60
Minuten spielen sollten.
Die Skepsis bei den Medienleuten, die behaupten, Fußball werde immer emotional sein, bricht ein, als Görlich erkennen lässt, dass er selbst Sportler durch und durch ist. Er war selbst Fußballer, spielte in der Oberliga in Schwetzingen, Viernheim und Pforz- heim, als diese noch die dritthöchste Spielklasse unterhalb der beiden Profiligen war. Er besitzt die A-Lizenz als Trainer, mit der er die höchsten Amateurclubs trainieren dürfte. Er studierte bis 1995 in Heidelberg Sportwissenschaft, Sporttraumatologie und Leistungsphysiologie sowie Erziehungswissenschaft. Mit dem Wissen überprüfte er ständig, was er selbst in den Clubs trainieren musste. Raimund Lietzau, der ihn vom Dorf in die dritte Liga holte, war der Trainer, der alles richtig machte, obwohl er als harter, ekliger Hund verschrien war. Fast alle anderen Trainer, die Görlich danach erlebte, kamen da nicht ran. Und selbst in der Trainerausbildung wurde manchmal sportwissenschaftlicher Unsinn gelehrt. Peter Görlich glich immer das Wissen um den besten Weg mit der Praxis ab. So entstand seine Laufbahn als ein wissenschaftlich fundierter Praktiker. Eines seiner markanten Merkmale ist, dass er durch Ausbildung und Beruf ein Mann vieler Perspektiven wurde, die alle
bedeutsam für den Leistungssport sind.
Dass er handfest Prozesse vorantreiben kann, bewies er im Kranken- hausmanagement und schließlich bei der TSG, als die ihr Reha-Zentrum auf baute. So schuf sich Görlich einen guten Namen in der angewandten Sportwissenschaft, spezialisierte sich zusätzlich auf den wichtigen Zweig der Leistungsdiagnostik mit dem Einsatz modernster Techniken
und wurde zum gefragten Referenten bei Expertentagungen. Er muss lächeln, als ein Journalist sagt, irgendwie passe das doch zusam- men, er als Krankenhausmanager und die Bundesligamannschaft der TSG in dieser sportlichen Situation mit zu wenig Punkten. Peter Görlich weiß was zu tun ist. „Es geht darum, Leistung zu
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
27
optimieren. Wir haben bei der TSG noch viel Luft nach oben.“
Profis




















































































   23   24   25   26   27