Page 14 - Spielfeld_Dezember_2015
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                Immerhin.
„Pro Jahr. Und Gulden waren weniger als Mark. 1.500 für ein ganzes Jahr, nicht im Monat. Aber alle waren stolz darauf, dass ich einen Vertrag hatte. Jetzt lacht man darüber, aber auch damals bin ich Schritt für Schritt gewachsen. Ich habe ja auch noch einen Beruf gelernt.“
Vermissen Sie bei den heutigen Spielergenerationen manchmal eine gewisse Dankbarkeit?
„Ich weiß nicht, ob man es Dankbarkeit nennen sollte. Es ist auch nicht so einfach heutzutage, plötzlich im Scheinwerfer- licht zu stehen. Da macht man auch manchmal Fehler. Ich finde es wichtig, die jüngeren Burschen ein wenig zu steuern. Ob sie sich steuern lassen, liegt nicht nur an mir. Ich versuche es, aber es geht letztendlich um das Umfeld eines Spielers, das ihn beeinflusst. Ich habe so viele Spieler gesehen, die mehr Talent hatten als ich, und wo der Vater die Tasche des Jungen zum Platz getragen hat. Aber am Ende hat es nicht gereicht.“
Ihr Vater hat das nie gemacht.
„Nein, mein Vater hat nie meine Tasche getragen. Und ich musste auch meine Schuhe immer saubermachen. Nur die Wäsche – die hat meine Mutter gemacht (lacht). Heutzutage wird alles vom Verein getan und die Spieler kommen nur mit einem kleinen Täschchen. Aber das ist okay, das kann man auch nicht mehr ändern.“
Aber Disziplin und Pünktlichkeit zählen für Sie noch immer.
„Klar, man kann eine Mannschaft auch mit dem Elternhaus vergleichen. Wir waren fünf Geschwister. Hier hat man 25 Leute. Und glauben Sie mir, je größer die Familie ist, desto deutlicher müssen bestimmte Regeln sein, um das Zusammensein auf eine
VITA
Geburtstag: 29. November 1953
Geburtsort: Sittard (Provinz Limburg/Niederlande)
Vereine als Aktiver: 1970–1975: Fortuna Sittard 1975–1986: PSV Eindhoven
Nationalmannschaft: 18 Länderspiele, 1 Tor
Titel als Spieler: UEFA-Pokal (1978), Niederländischer
Meister (1976, 1978, 1986), KNVB-Pokal (1976)
gute Art und Weise hinzukriegen. Und im Fußballverein ist es genauso. Je mehr Spieler desto mehr Wünsche und eigene Gedanken da sind – desto schwieriger wird es. Es darf aber nur einen Gedanken geben: Gemeinsamkeit. Und natürlich Spaß, aber das bedarf einer großen Organisation. Eigentlich ist es das Gleiche wie in einer Großfamilie.“
Fühlen Sie sich manchmal als Trainer an Zuhause erinnert?
„Ich beobachte die Entwicklung ja auch bei meinen Kindern. Wir haben zu dritt in einem Zimmer geschlafen und es war ganz normal. Heutzutage muss jedes Kind sein eigenes Zim- mer haben. Das sind Unterschiede. Solange die Kinder bei uns waren, war klar: Ihr befolgt unsere Regeln. Und immer noch ist es so bei meinen Enkeln: Wenn sie bei uns sind, befolgen sie die Regeln der Großeltern. Was sie woanders tun, kann ich nicht beeinf lussen.“
Und das gilt auch für die Mannschaft.
„Fußballspieler sind Kinder, das ist so. Sie brauchen Emotio- nen und Gefühle, aber auch ein paar Regeln, um sich daran festzuhalten. Jemanden, der sagt: Wir machen das jetzt so. Und dann sind wir bei Disziplin, das gehört natürlich dazu. Wenn 25 Leute zusammen funktionieren sollen, kann man es sich nicht erlauben, dass drei zu spät kommen. Das geht nicht. Das sind Absprachen. Und genauso zählen die Absprachen im Spiel. Da muss ein Gespür dafür sein, für die Mitspieler. Wenn der eine nach links läuft, muss ich gucken, ob ich mitgehen muss, um die Organisation beizubehalten.“
Wie weit ist Ihr Team denn in diesem Bereich? Sie ha- ben am Anfang gesagt: ‚Erstmal unten raus und dann gucken wir, wie weit es noch geht.‘ Eine mutige Aussage. „Ich wusste, dass es nicht einfach sein wird. Ich hoffe, dass die Spieler das auch verstehen. Darum ist es schade, dass viele zuletzt weg waren bei den Nationalmannschaften und ich nicht mit ihnen arbeiten konnte. Und durch die Reisen mit der Nationalelf konnten wieder einige zehn Tage wie ein Star leben.“
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Stationen als Trainer 1993–1996: Roda Kerkrade 1996–2002: Schalke 04 2002–2003: Hertha BSC 2004–2005: 1. FC Köln 2005–2007: Roda Kerkrade 2007–2008: Hamburger SV
2008 – 2009: PSV Eindhoven 2009–2011: RB Salzburg 2011–2012: Schalke 04 2013–2014: PAOK Saloniki 2014–2015: VfB Stuttgart 2015 − 2016: TSG Hoffenheim
Titel als Trainer: UEFA-Pokal (1997), DFB-Pokal (2001, 2002), Österreichischer Meister (2010)










































































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