Page 53 - TSG_Spielfeld_März_2022
P. 53

SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 53
 Ein Moment randvoll mit Hoffenheimer Historie und ein Tor, das die TSG-Geschichte nachhaltig beeinflusste: Aytac Sulu (3. v.l.) trifft im Bundesliga-Duell am 7. Februar 2016 per Kopf zum 1:0 für Darmstadt in Sinsheim. Die TSG-Profis Ermin Bicakcic, Tobias Strobl Pavel Kaderabek, Sebastian Rudy, Niklas Süle und Torwart Oliver Baumann (v.l.) können nur verdutzt hinterher schauen. Sulus damaliger Teamkollege und spätere TSG-Profi Sandro Wagner dagegen darf gleich jubeln. Das folgende 0:2 war eine bittere Nieder- lage für die Hausherren – und doch der Ausgangspunkt für die Erfolgsära der TSG: Schon in der nächsten Partie saß ein gewisser Julian Nagelsmann auf der Trainerbank und rettete den Klub erst vor dem Abstieg und führte ihn dann in den Europapokal.
leihen. Es ist ein kleines Klassentreffen. „Ich kenne den Kai, seit er 16 ist. Ich habe schon in Kirchheim und auch in Hoffenheim mit ihm zusammengespielt. Wir kennen uns also nicht nur gefühlt schon zwanzig Jahre“, erinnert sich Sulu und lacht. „Mit Matze Cuntz habe ich ein halbes Jahr in Altach gekickt, wir waren auch eine Fahrgemeinschaft. Und Alex Stolz war in Sandhausen die Nummer 2, als ich dort spielte.“
Es sind Heimatgefühle hier bei der TSG für Sulu, der viele Stationen in seinem Profi-Leben sah, von Gençlerbirliği bis Altach, von Samsunspor bis hin nach Aalen und Bahlingen, zuletzt noch Carl Zeiss Jena. Doch die Familie Sulu mitsamt den beiden Kindern (9 und 3 Jahre alt) hatte in all‘ den Wanderjahren immer auch eine Heimstatt in der Region. „Ich war ja nie wirklich weg“, sagt Sulu. Und wer immer das Wort Bodenständigkeit bemüht, kann dabei nicht nur geographisch gefahrlos an Aytaç Sulu denken – auch in seinem Eingeständnis: „Klar hatte auch ich als Profi weniger gute Tage, war vielleicht mal arrogant, mal pampig, und ja, auch ich habe mir mal ein schönes Auto gegönnt. Ich wusste aber immer, wo ich herkomme. Ich bin kein anderer Mensch geworden.“
Und so wie der Spieler Aytaç Sulu war, so tickt dann auch der Trainer. Wille, Ehrgeiz, Arbeit – ein Dreiklang an Basistugenden, für die der ehemalige Defensiv- spieler Zeit seiner aktiven Karriere stand. Er, der als Junge „eher pummelig“ war, wie er bekannte, ganz sicher kein Modellathlet und nicht derart gesegnet mit Talent, dass es nicht zu übersehen war. Sulu aber hat vor allem immer mehr investiert als andere – und das, ohne den Traum Profifußball schon so klar umrissen zu sehen. „Es war nie so, dass ich mir sagte: ‚Es muss klappen‘. Ich war einfach nur auf meine tägliche Arbeit konzentriert“, sagt Sulu, der selbst nie in einem der heute längst vorgeschriebenen und zertifizierten Nachwuchs- leistungszentren gekickt hat. Aber auch ohne die weitaus professionelleren Bedingungen hat Sulu den Weg von Liga sechs bis in die Beletage geschafft: „Ich habe zum Beispiel dann auf Freundschaften oder auf eine große Clique verzichtet, um Fußball spielen zu können, und das war damals nicht Profi- fußball. Ich wollte einfach nur kicken und bin halt früher nach Hause und ins Bett. Meine Kumpels waren dann unterwegs, haben wahrscheinlich die besten Partys ihres Lebens gefeiert. Aber da muss man halt Abstriche machen. Es liegt ja auch ein wenig an einem selbst.“






























































































   51   52   53   54   55