Page 54 - TSG_Spielfeld_März_2022
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Diese Haltung, auch diese Kompromisslosigkeit, die Opferbereitschaft, hat den Profifußballer Sulu in seiner Zeit als Kapitän von Darmstadt 98 zu Popularität über den Klub hinaus verholfen. Er hat dabei eine Geschichte geschrieben, die im heutigen Fußball kaum mehr möglich erscheint. Er ging vom SV Sandhausen freiwillig runter in die 6. Liga zum Bahlinger SC, wo sein Förderer Rainer Scharinger („Er hatte etwas in mir gesehen“) das Traineramt innehatte, um dort eine Ausbildung zum Automo- bilkaufmann zu machen. Er kam nach Hoffenheim, folgte dann seinem Mentor Scharinger zum VfR Aalen, um daraufhin sein Glück in der Heimat seiner Eltern, beim türkischen Erstligisten Gençlerbirliği, zu suchen. Er fand es langfristig weder dort noch beim österreichischen Klub SCR Altach – sondern anschließend im Alter von 27 Jahren, gar nicht heimatfern, beim SV Darmstadt 98.
Dort avancierte er unter Trainer Dirk Schuster zum Kapitän, führte den Klub aus der 3. Liga bis zum Bundesliga-Klassenerhalt, erzielte selbst sieben Bundesliga-Tore in einer Saison. Es war die klassische Underdog-Geschichte. „Ich habe gemerkt, die feiern das auch ab, wenn du Zweikämpfe gewinnst. Da gab es auch mal Spiele, da hast du alles reingehauen, alles reingeworfen, aber verloren. Dann standen die da und haben gesagt: ‚Ist doch sch...egal, ihr habt brutal gekämpft, für unseren Klub gefightet. Das reicht uns.‘ Das prägt dich schon. Es geht darum, alles zu investieren.“
„Ich habe gemerkt, die feiern das auch ab, wenn du Zweikämpfe gewinnst. Da gab es auch mal Spiele, da hast du alles reingehauen, alles reingeworfen, aber verloren. Dann standen die da und haben gesagt: ‚Ist doch sch...egal, ihr habt brutal gekämpft, für unseren Klub gefightet. Das reicht uns.‘“
Jetzt sitzt Sulu in der Heimkabine im Hoffenheimer Dietmar-Hopp-Stadion, dort wo er schon vor 15 Jahren saß. Gefliester Boden, weiße Wände ohne jede Ablenkung, hölzerne Sitzbank mit Kleiderhaken. Dieses Geklacker von Stollenschuhen, diese enge Atmosphäre, das Verschwitzte, diese Reduktion auf das Notwendigste, das fast Karge, das so eine Fuß- ballkabine ausstrahlt – es ist der Ort, der ihm liegt. Der Neu-Trainer Sulu drückt es anders aus: „Ich habe gemerkt, dass ich den Rasen unter den Füßen spüren muss, jetzt eben als Trainer. Ich sehe, dass ich mich da am meisten entfalte, dass ich mich da am meisten hingeben kann.“
 Zurück und glücklich: Für Aytac Sulu stellt die Kabine des Dietmar-Hopp-Stadions auf mehreren Ebenen Heimat dar.
VEREIN




























































































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