Page 52 - TSG_Spielfeld_Oktober_2021
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 „Wir brauchen alle Spielerinnen“, sagt Gallai. „Denn wir wollen immer sehr in- tensiv spielen, volle Pulle. Und unser Programm ist schon Hardcore.“ So trifft die TSG innerhalb von acht Tagen auf den Meister FC Bayern München, reist dann zum Champions-League-Spiel zum Arsenal WFC nach London – und trifft nur 64 Stunden später schon auf den Top-Klub und Königsklassen-Vertreter VfL Wolfs- burg. Diese straffe Agenda treibt skurrile
Blüten, dass die TSG zur Vorbereitung auf den Bundesliga-Gipfel noch mal in London trainieren wird.
Schließlich muss Hoffenheim nun den schwierigen Spagat meistern – einerseits die Auftritte auf der großen europäischen Bühne zu genießen und gleichzeitig das Alltagsgeschäft der Bundesliga zu meis- tern. Denn jede und jeder im Klub bekennt sich zu den gewachsenen Ambitionen: Die
 „Eine bessere Plattform kann es nicht geben“
H err Zwanziger, seit fast 15 Jahren sind Sie Leiter des Zentrums für Frauenfußball der TSG Hoffenheim. Wie haben Sie die Champions-League-Auslosung,
die auch für Sie etwas ganz Neues war, erlebt? Und wie schätzen Sie die Chancen Ihrer Mannschaft ein?
„Rein sportlich hätte es natürlich leichter kommen können. Aber ich freue mich wie auch unsere Spielerinnen und das Trainerteam sehr, dass wir in Arsenal und Barcelona zwei Supernamen als Gegner und mit dem dänischen Meister HB Køge ein weiteres attraktives Los bekommen haben. Ich bin damit superglücklich. Wenn wir in der Gruppe B gelandet wären, wäre es sportlich bestimmt leichter geworden, aber die Reisen nach Barcelona und London haben mehr Champions-League-Flair als Reykjavik und Charkiw. Das hört sich nach konkretem Topfußball an. Wir sind nicht Mitfavorit auf die ersten beiden Plätze, aber chancenlos sind wir definitiv auch nicht. Arsenal hätte sich wohl einen schwächeren Gegner als uns gewünscht.“
Bedeuten die Spiele in der UEFA Champions League, dass der Hoffenheimer Frauenfußball ein neues Level erreicht hat?
„Mit dem neuen Format der Gruppenphase will die UEFA die Champions League auf eine höhere Ebene heben. Dass wir dabei sind, ist eine große Chance für uns. Eine bessere Plattform für unsere Mannschaft, unsere Fans, Partner und Sponsoren kann es gar nicht geben. Damit werden wir uns von den anderen Bundesliga-Klubs, die nicht in der Champions League spielen, noch etwas mehr abheben. Auch für die gesamte Bundesliga bedeutet der Wettbewerb ein neues Level, denn jetzt hat der dritte Platz in der Bundesliga eine hohe Bedeutung. Und viele Vereine haben den 3. Platz im Blick, der Konkurrenzkampf hinter den Topvereinen Wolfsburg und Bayern wird noch viel intensiver.“
Die UEFA stellt sehr hohe Anforderungen an die Teilneh- mer. Wie hoch ist der Mehraufwand für die Organisation? „Vieles ist komplett neu. Die UEFA arbeitet hochprofes- sionell, daran müssen wir uns orientieren, um alles für die Sponsoren und die übertragenden TV-Sender perfekt zu machen. Das bedeutet für uns einen deutlich größeren Aufwand, den man gar nicht in Worte fassen kann. Aber wir machen es gern und erhalten überragende Unterstützung, auch von den Kolleginnen und Kollegen im Klub, welche die Abläufe schon aus den Europacup-Teilnahmen der Männer und aus der UEFA Youth League kennen.“
Können Sie auch Einblick geben in die finanziellen Rah- menbedingungen?
„Durch den Einzug in die Gruppenphase haben wir 400.000 Euro bekommen. Das ist im Frauenfußball viel Geld und mehr, als wir über die Bundesliga-Zentralvermarktung vom DFB generieren. Für jeden Sieg gibt es 50.000 und für jedes Unentschieden 17.000 Euro. Aber andererseits haben wir auch nie dagewesene Kosten. Wir müssen nach London, Barcelona und Kopenhagen wie schon für das Playoff-Spiel in Malmö Charterflüge buchen. Die Liste der mitreisenden Personen ist um einiges länger als in der Frauen-Bundesliga. So sollen auch unsere verletzten Spielerinnen mit dabei sein können. Und natür-
lich sollen ja auch unsere Spielerinnen am Erfolg teilhaben. Aber am Ende wird auch der Verein profitieren und Möglichkeiten haben, weiter in den Frauen- und Mädchenfußball
zu investieren.“
    VEREIN



















































































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