Page 15 - TSG_Spielfeld_September_2021
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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 Hattest Du kein Respekt vor
dem Wechsel von Fürth, wo
Du 15 Jahre gespielt hast,
in die Bundesliga zur TSG?
„Überhaupt nicht. Ich bin
dem Verein extrem dankbar
für alles, was ich erleben
durfte. Ich hatte eine her-
ausragende Zeit in Fürth, bin
dort Profi geworden und habe
als junger Spieler relativ viel
Einsatzzeit bekommen. Dann
kam jedoch die Phase, in der
es nicht so lief und ich nicht
gespielt habe. Ich glaube,
dass viele junge Spieler so
eine Situation erleben, aber
bei mir war sie relativ lang.
Ich bin nie richtiger Stamm-
spieler gewesen, bevor die
Umschulung zum Linksver-
teidiger kam. Über diese
Position bin ich dann in die
Startelf gerückt und habe
2020/21 meine erste richtige
Saison gespielt. Dass es
dann gleich so eine Spielzeit
wird, an dessen Ende der
Wechsel zu solch einem pro-
minenten Klub stehen würde,
war aus damaliger Sicht
unrealistisch. Den Verein
zu verlassen, war für mich
im Endeffekt aber die abso-
lut richtige Entscheidung.
Natürlich bin ich mit Fürth
aufgestiegen. Die Frage kam
oft: ‚Warum bleibst Du nicht?
Du spielst auch in Fürth
Bundesliga.‘ Aber für mich ist
die TSG Hoffenheim einfach
der logische nächste Schritt.
Hier gibt es bessere Bedin-
gungen, bessere Mitspieler,
ein höheres Niveau, bessere Trainingsmöglichkeiten. All das hilft mir, mich zu verbessern. Es war der richtige Moment, zur TSG zu wechseln.“
Du hast die Positionsveränderung zum Linksverteidiger angesprochen. Was hat das für Dich bedeutet? Musstest Du anfangs überlegen, ob Du es machst?
„Ich habe davor ausschließlich offensiv agiert. Egal, ob auf dem Flügel oder im Sturm. Natürlich war das zunächst nicht
leicht für mich. Ich glaube jeder Offensivspieler reagiert zunächst verhalten, wenn man zu ihm sagt: ‚Du bist jetzt Verteidiger‘. Ich hatte jahrelang im Sturm gespielt und wollte Tore schießen. Das war nicht so leicht zu akzeptieren. Aber ich habe dann Gespräche mit dem Verein geführt und realisiert, dass die Position meinen Fä- higkeiten entgegenkommen könnte und es meine Chance auf Spielpraxis erhöht. Ich habe mich reingefuchst und mir auch die Zeit genommen, die Position zu erlernen. Zum Glück hatte ich verschiedene Trainer, die sich auch für mich Zeit genommen und mir ge- holfen haben. Wäre es damals anders gelaufen, wäre ich jetzt wohl nicht bei der TSG. Von daher war es die absolut richtige Entscheidung.“
Wie darf man sich die Um- schulung auf dem Niveau vorstellen?
„Ich habe zunächst im Trai- ning beim Elf gegen Elf hinten links ausgeholfen. Aus einem Mal wurden meh- rere Male, und die Dinge nahmen ihren Lauf. Zudem hat mir der Trainerwechsel von Damir Buric zu Stefan Leitl im Jahr 2019 sehr ge- holfen. In Andre Mijatovic hatte ich dann einen Co-Trai- ner, der ein absoluter Ab- wehrexperte ist. Egal, ob es das Kettenverhalten, das
Verschieben oder das defensive Eins-gegen-Eins war: er hat mir alles erklärt und nähergebracht. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich spiele die Position erst seit anderthalb Jahren, entsprechend gibt es für mich noch viel zu lernen. Aber es zeigt auch, dass das Potenzial sehr groß ist. Ich habe es in anderthalb Jahren auf einer Position in die Bundesliga und zum U21-Europameister geschafft. Jetzt will ich die Möglichkeiten bei der TSG nutzen, um mich noch weiter zu verbessern.“
 Ernster Blick: David Raum ist ein reflektierter und nachdenklicher Charakter. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit dem Christentum. Das Kreuz auf seiner Brust etwa ist für den 23-Jährigen kein reines Schmuckstück: „Ich würde mich schon als gläubig bezeichnen, auch wenn ich kein regelmäßiger Kirchgänger bin“, sagt David Raum. So betet der gebürtige Franke im Alltag auch immer wieder einmal, auch zwei Kreuz-Tattoos auf den beiden Fersen künden von seiner Verbindung zur Religion.
 












































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