Page 85 - Spielfeld_Mai_2021
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                  SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 85
Genau zum richtigen Zeitpunkt
Schonungslos und ehrlich wird in der neuen Dokumentation „Schwarze Adler“ aufgezeigt,
wie groß das Rassismus-Problem im deutschen Fußball tatsächlich ist. Von der Kindheit in Nachkriegsdeutschland bis heute berichten schwarze Deutsche, wie sie auf und abseits des Rasens mit Rassismus konfrontiert werden. Das Werk von Regisseur Torsten Körner ist bereits seit April bei Amazon Prime zu sehen, das ZDF strahlt es am 18. Juni aus.
Im Dezember 1974, vor nun mehr als 45 Jahren, ereignete sich in der deutschen National- mannschaft eine Premiere. In Erwin Kostedde
wurde erstmals ein Schwarzer für die deutsche Nationalmannschaft nominiert. Der damalige Bundestrainer Helmut Schön berief den Stümer von Kickers Offenbach für das Spiel gegen Malta in seinen Kader. Der Torjäger, der später noch für Hertha BSC, Borussia Dortmund und Werder Bremen in der Bundesliga spielte, erlebte als erster deutscher Fußballer rassistische Anfein- dungen in der Nationalmannschaft. „Ich wollte immer den Adler auf der Brust tragen“, berichtet der in Münster geborene Erwin Kostedde in dem Dokumentarfilm. Die vielen Anfeindungen und Beleidigungen, die der heute 74-Jährige in seiner Zeit als aktiver Fußballer erlebte, führten jedoch zu einem Umdenken: „Im Nachhinein bedauere ich das. Ich bin nie damit warm geworden."
Der Sohn einer deutschen Mutter und eines US-Soldaten ist einer von 13 Protagonisten der Dokumentation „Schwarze Adler“, die seit April auf der Streaming-Plattform Amazon Prime zu sehen ist und am 18. Juni im ZDF ausgestrahlt wird. Der Regisseur Torsten Körner lässt in den 100 Filmminuten Schwarze zu Wort kommen, die für Deutschland Fußball gespielt haben. Jimmy Hartwig, Patrick Owomoyela, Gerald Asamoah, Frauen-Nationalspielerin Steffi Jones und viele weitere erzählen eine unerhörte Geschichte, die aktueller nicht sein könnte. Auch im 21. Jahrhun- dert sind Afrodeutsche immer wieder rassistischen Beleidigungen im Fußballstadion ausgesetzt, wie das Beispiel von Jordan Torunarigha zeigt. 2020 wurde der 23 Jahre alte Hertha-Profi in der Arena auf Schalke aufgrund seiner Hautfarbe mehrfach angefeindet. Die Vorfälle ereigneten sich ausge- rechnet in dem Stadion, in dem Gerald Asamoah jahrelang von den Fans gefeiert wurde.
Ein damals neues Bild: Erwin Kostedde, der erste schwarze Nationalspieler Deutschlands zwischen seinen Teamkollegen Berti Vogts (r.) und Erich Beer. Und beim Länderspiel gegen Griechenland – es war sein dritter und letzter Einsatz für die DFB-Elf.
     EMPFEHLUNG DES HAUSES TEIL II


























































































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