Page 57 - Spielfeld_November_2020
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  SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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  präsentiert von
 und der Stahltreppe, die das ResearchLab mit der Footbonauten-Halle verbindet, einem strammen Fitness-Programm stellen. „Die Belastung ähnelt durchaus denen, die Feuerwehrleute in einem bren- nenden, verrauchten Gebäude beim Löschen oder Retten von Personen erleben“, sagt Sportpsychologe Jan Spielmann, Assistent von Prof. Mayer, dem Ge- schäftsführer des TSG Labs. Nach dem Laufband, wo sie ein Gehprogramm mit kontinuierlich steigendem Tempo absolvierten, und den Läufen auf der Treppe, ging es für die Floriansjünger vor den Computer, wo sie mit dem Wiener Testsystem konfrontiert wurden. Mit diesem Testsystem für die psychologi- sche Diagnostik werden auch alle TSG-Profis und alle TSG-Junioren auf ihre Leistungsfähigkeit im Wahrnehmen, Erkennen und Entscheiden geprüft. Nach weiteren Belastungen ging es für die Walldorfer Feuerleute in die Helix Arena, wo sie die Program- me, mit denen zum Beispiel die Auffassungsgabe gemessen wird, durchliefen. Für jeden Teilnehmer wurden die Ergebnisse exakt protokolliert. In einem Sechs-Wochen-Programm trainieren die freiwilli- gen Feuerbekämpfer und Notretter aus Walldorf nun fleißig mit Pulsuhr und Puls-Brustgurt – mit einer genauen Vorgabe, mit welcher Herzfrequenz sie sich belasten sollen. Wenn sie ihre körperliche Fitness verbessert haben, werden die kognitiven Tests wiederholt. Erwartet wird, dass sich parallel zur körperlichen Verfassung auch die kognitive Leistungsfähigkeit verbessert.
Aber damit die Untersuchung wissenschaftlichen Standards entspricht, müssen noch viele Daten ermittelt werden. Zum gesicherten Wissen gehört allerdings schon, dass zum Beispiel eine leichte körperliche Belastung dazu führt, dass das Gehirn besser durchblutet und mit mehr Sauerstoff versorgt wird und eben deswegen die Prozesse des Erkennens, Wahrnehmens und Entscheidens positiv beeinflusst werden. Aber irgendwann tritt der Punkt ein, dass eine Belastung zu hoch wird. Deswegen passieren in Fußballspielen auch mehr Fehler in der 85. oder 90. Minute als in der ersten halben Stunde. Die TSG-Profis trainieren gelegentlich gezielt bis zur
Erschöpfung, um im Wettkampf bei hohem körperlichen Stress stabile fußballerische Topleistungen abliefern zu können. „Es ist davon auszugehen, dass es genauso bei einem Feuerwehrmann, bei einem Polizisten oder auch bei einem Chirurgen trainierbar ist, unter hohem Stress eine sehr gute kognitive Leistungsfähigkeit beizubehalten“, sagt Prof. Mayer. Doch um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen und auch anderen Berufsgruppen handfeste Hinweise zu geben, wie ein Training für die kognitive Leistungsfä- higkeit aussehen könnte, wird die Walldorfer Feuerwehr zu weiteren Terminen in Zuzenhausen erwartet.
 




























































































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